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Heimat

Hannah Thielmann über Jesaja 51,11

Die Erlösten des HERRN werden heimkehren. Wonne und Freude werden sie ergreifen, aber Trauern und Seufzen wird von ihnen fliehen.

Jesaja 51,11

Unterwegssein ist für mich Alltag. Ich sitze oft lange im Zug, wenn ich an den Wochenenden meine Eltern besuche. Dann fahre ich von der Stadt, in der ich studiere – von meinem Zuhause – zu meinen Eltern aufs Land – in die Heimat. Für mich gibt es da einen Unterschied. Heimat ist für mich der Ort, an dem ich aufgewachsen bin, dort, wo meine Familie noch heute lebt. Mein Heimatgefühl verbinde ich also mit meiner Familie. Zuhause ist hingegen etwas zeitlich Begrenztes. Es ist der Ort, an dem ich gerade jetzt lebe. Und das ist bei mir eben mein Studienort. Ähnlich wie mir geht es auch vielen anderen Deutschen. In der sogenannten Vermächtnisstudie gaben beispielsweise acht von zehn Deutschen an, dass die Familie oder der Lebenspartner für sie Heimat bedeuten.

Auch in der Bibel gibt es Geschichten, die vom Unterwegssein und von Heimat erzählen. So war beispielsweise das Volk Israel im 7. Jahrhundert vor Christus – nicht ganz freiwillig – unterwegs. Das Volk war von den Babyloniern verschleppt worden und lebte für einige Jahre in einem ihnen fremden Land. Sie sehnten sich nach ihrer vertrauten Heimat, nach ihrem eigenen Land und nach Gott, der ihnen dieses Land gegeben hatte. In diese Zeit hinein verspricht Gott seinem Volk etwas. Im Jesajabuch in Kapitel 51 in Vers 11 steht: „Die Erlösten des Herrn werden heimkehren. Wonne und Freude werden sie ergreifen, aber Trauern und Seufzen wird von ihnen fliehen.“ Gott verspricht seinem Volk also, dass sie heimkehren werden, dass es ihnen gutgehen wird und dass all ihre Trauer vergehen wird. Die Israeliten sollen in das Land zurückkehren, das ihnen von Gott geschenkt wurde. Gott verspricht ihnen also, dass sie zu ihm – in sein Land – heimkehren werden. Und Gott hält seine Versprechen: Die Geschichte zeigt, dass die Israeliten tatsächlich kurze Zeit später wieder heimkehren konnten. Gott ist also treu. Auch hier bedeutet Familie – nämlich Gott als Vater – Heimat. Bei ihm, in seinem Land, das er den Israeliten geschenkt hat, finden sie Heimat.

Und für mich heute gilt diese Verheißung Gottes immer noch. Auch mir möchte Gott als Vater eine Heimat bieten. Er ist meine Familie, die für mich Heimat bedeutet – und das sogar zweifach: Zum einen hier auf der Erde und zum anderen über meinen Tod hinaus.

Hier auf der Erde habe ich Heimat immer dann, wenn ich Gott als meinen Vater erkenne. Wenn ich mir bewusstmache, dass ich ein Kind Gottes bin und dass Gott für mich sorgt, wie ein Vater, der seine Kinder versorgt. Denn ich habe nicht nur einen irdischen Vater, der mir vielleicht ein Zuhause schenkt, mich eventuell aber auch enttäuscht. Vielmehr habe ich einen himmlischen Vater, der zuverlässig und treu ist und all seine Versprechen hält. So wie er dem Volk Israel Heimat versprochen und dieses Versprechen dann gehalten hat, so verspricht er auch mir, mein Vater zu sein und mir eine Heimat zu bieten. Ein bloßes zeitlich begrenztes Zuhause ist ihm eben nicht genug. Gott will Heimat für mich sein. Und dieses Versprechen von Gott gilt auch über meinen Tod hinaus. Vielleicht erlebe ich in meinem Leben noch schlechte Dinge, obwohl ich in Gott Heimat gefunden habe. Ich kann mich trotzdem darauf verlassen: Irgendwann werde ich zu Gott in den Himmel heimkehren. Und dort wird es keine Trauer mehr geben, sondern nur noch Freude. Dann werde ich vollkommen erleben, was es heißt, dass Gott tröstet. Gottes Perspektive für meine Heimat ist also nicht an Raum und Zeit gebunden. Es ist auch kein Gefühl, wie manche Menschen behaupten. Nein, Gottes Heimat ist ein konkretes Versprechen – für heute und für die Zukunft.

Wenn ich diese Perspektive für mein Leben gewonnen habe, dann ist für mich nicht mehr überall nur Zuhause und bei meiner Familie Heimat. Nein, dann ist überall mein Zuhause und meine Heimat zugleich, weil Gott, mein Vater, überall mit mir ist, wo ich unterwegs bin. Dann kommt es nicht mehr auf einen konkreten Ort an, an dem ich mich wohlfühle, weil es meine Heimat ist. Vielmehr gilt dann Gottes Versprechen überall, wo ich bin, auch über meinen Tod hinaus. Mit dieser Perspektive bin ich nicht mehr ständig mit dem Ziel unterwegs, heimzukehren, sondern dann bedeutet mit Gott unterwegs zu sein, überall Heimat zu finden.

 

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Kommentare (2)

Bernhard /

Wow, das passt!! Super ausgelegt. Hätte es auch so gesagt!
Was für eine Wärme fürs Herz. Danke!

Hedy /

Danke fuer die gute Auslegung des Wortes HEIMAT, liebe Hannah Thielmann!
So hatte ich das noch nicht gesehen... ich bin 20 Jahre vom Geburtsort weg und bin erst wieder mit 65Jahre zurueck gekommen. mehr