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Güte ohne Ende

Birgit Wolfram über Klagelieder 3,22.

„Gestern standen wir vor dem Abgrund. Heute sind wir einen Schritt weiter!“ So oder so ähnlich könnte man die politische Situation unserer Welt beschreiben: Gestern hatten wir von den Bürgerkriegen in Syrien gehört. Heute sind diese Menschen als Flüchtlinge in Deutschland angekommen. Gestern lasen wir erschrocken von Selbstmordattentätern in den USA und Frankreich. Heute gibt es das in Ansbach und Würzburg. Und morgen?

Morgen geht es Ihnen und mir vielleicht genauso wie dem Propheten Jeremia. Nachzulesen in den Klageliedern, Kapitel 3: „Ich kann nicht mehr! Was muss ich denn noch alles ertragen? Dieses Elend um mich herum. Ich weiß nicht mehr weiter. Alle lachen sie über mich. Und Gott lässt mich allein.“ Hier spricht ein verzweifelter und ein von Gott enttäuschter, einsamer Mann. Was war geschehen?

Die Menschen hatten irgendwann aufgehört auf ihren Propheten Jeremia zu hören. Sie wollten ihr eigenes Leben leben. Und nahmen Gott nicht mehr ernst. Das führte zur Katastrophe: Die Hauptstadt Jerusalem und der Tempel wurden zerstört. Und die Bewohner wurden nach Babylon gefangen fortgeführt. Das bedeutete das politische Aus für den Staat Israel und für das Volk Israel. Deshalb war Jeremia so am Boden zerstört. Er hatte sich als gläubiger Mensch engagiert und als Bürger eingebracht. Und das war dabei herausgekommen: Gott hatte das Schlimmste zugelassen! Trotzdem betet Jeremia (Kl. 3,21+22): „Aber eine Hoffnung bleibt mir noch, an ihr halte ich fest: „Die Güte des Herrn hat kein Ende.“

Güte kommt von gut. Gott ist gut: Das heißt, er ist barmherzig, gnädig, geduldig, treu und voller Liebe. (2.Mo 34,6) Diese Güte ist auch nicht irgendwann vorbei, sondern zieht sich durch alle Zeiten und Generationen. „Gott ist gut“, sagt Jeremia, „auch wenn ich im Moment nichts davon sehe.“ Für mich klingt das fast ein wenig hohl. Während Jeremia und mit ihm seine Familie, Freunde und das ganze Volk ihre Heimat verlieren sagt er: „Die Güte des Herrn hat kein Ende.“

Das ist für mich schwer nachvollziehbar. Wie kann Gott gut sein, wenn mir fast alles genommen wird? Trotzdem hält Jeremia daran fest. In einer anderen Übersetzung heißt es: „ Durch die Güte des Herrn sind wir noch nicht am Ende.“ Wir sind noch nicht am Ende! Es geht weiter. Und Gott hält seine Güte für jeden Menschen bereit, der ihn ernst nimmt. (Psalm 31,20) Jeremia hat damals für sein Volk gebetet. Er hat für sein Land gebetet. Weil er wusste, es geht weiter. Egal, was passiert, Gottes Güte bleibt!

Sie und ich leben im Moment auch in einer Gesellschaft, in der Gott wenig ernstgenommen wird. Die Werte verändern sich. Die Gewalt nimmt zu. Unsere Politiker stehen vor großen Herausforderungen. „Durch die Güte des Herrn sind wir noch nicht am Ende.“ Auch unser Land braucht Gebet. Lassen Sie uns doch heute wie Jeremia für die Menschen beten, die hier leben. Für die Familien und Flüchtlinge. Für unsere Politiker. Dass Menschen wieder anfangen, Gott ernst zu nehmen. Das Gestern und Heute kennen wir. Und das Morgen? Ich hoffe nicht, dass Gott das Schlimmste auch bei uns zulässt. Aber egal was kommen wird: „Die Güte des Herrn hat kein Ende.“

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