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Gottes zweiter Wohnsitz

Hartmut Völkner über 1. Könige 8,27.

Salomo sprach: Siehe, der Himmel und aller Himmel Himmel können dich nicht fassen - wie sollte es dann dies Haus tun, das ich gebaut habe?

1. Könige 8,27

Wo wohnt eigentlich Gott? Diese Frage bewegt irgendwann früher oder später jeden Menschen. Wo hat Gott seinen 1. Wohnsitz. Wo ist er sicher anzutreffen?

Kann man Gott ein Haus, einen Tempel, eine Kirche, ein Gemeindehaus, eine Gebetsecke bauen, die so schön ist, dass er dort einzieht und wohnt? Das ist ein verwirrender Gedanke. Gott ist doch kein Mensch, der eine Adresse in irgendeiner Straße irgendeiner Stadt hätte. Dann wäre er ja dort zu Hause und könnte nicht gleichzeitig woanders sein. Der Ewige und große Gott wäre durch die Adresse und den Wohnsitz gefangen und begrenzt. Das geht doch nicht.

Salomo, der König von Israel ließ im Jahre 950 vor Christus in Jerusalem einen Tempel bauen. Im heiligsten Teil des Tempels stand die Bundeslade, ein Zeichen der Anwesenheit Gottes. Vorher wurde die Bundeslade in einem Zelt aufbewahrt. Darin waren die Tafeln mit den 10 Geboten. „Ich bin der HERR dein Gott“… so beginnen die 10 Gebote.

Bei der pompösen Einweihung des Tempels sagt Salomo sehr nachdenkliche Worte. Sie stehen im:

1. Königebuch, Kapitel 8, Vers 27

Salomo sprach: Siehe, der Himmel und aller Himmel Himmel können dich nicht fassen - wie sollte es dann dies Haus tun, das ich gebaut habe?

Damit klingen das göttliche Geheimnis und die menschliche Bedürftigkeit an. Der Ewige Gott passt nicht in ein zeitliches Haus. Er bleibt frei und hat seinen 1. Wohnsitz im Himmel. Salomo übertreibt auch dieses noch. Aller Himmel Himmel können dich nicht fassen – und warum baut er ihm dann ein Haus?

Der Tempel wird gebaut, nicht weil Gott ihn braucht, sondern weil wir Menschen ihn brauchen.

Wir benötigen eine Heimat, einen Wohnsitz, Wohnzimmer, Schlafzimmer, Esszimmer, Bad und Küche, Garage und Garten. Aber in Wirklichkeit wohnen wir ja auch dort nicht für immer. Wir sind manchmal da, manchmal unterwegs und eines Tages werden wir beim Sterben alles verlassen.

Aber solange Menschen leben, brauchen sie Erinnerungsstücke, Erinnerungs–Orte und Tage. Geburtstage, Jahrestage, Festtage, Gedenktage.

So baute Jakob einen Altar an der Stelle, wo er den Himmel offen sah. Josua ließ ein Erinnerungsdenkmal bauen, als Gott das Volk in das gelobte Land führte und im Kalender gibt es bis heute Feste wie Weihnachten, Passion und Ostern, weil wir Erinnerungen brauchen.

Sozusagen hat Gott lauter 2. Wohnsitze auf Erden. Überall dort, wo Menschen ihm begegnet sind. Viele dieser Ereignisse sind in der Bibel aufgeschrieben, Begegnungen mit Gott werden erinnert in Heiligengeschichten, in der christlichen Kunst, in den Kirchbauten aller Zeiten, in der christlichen Literatur und Liedern, Texten, Gedichten und Filmen. Da Gottesbegegnungen immer mit Orten verbunden sind, kann für Luther das Gewitter bei Stotternheim und für die Geschwister Scholl die Todeszelle der Ort der Begegnung mit Gott sein. Viele Gottesbegegnungen stehen auch in unseren Tagebüchern. Meine Eltern erzählten uns von den Rettungstaten Gottes. Da begegnete ihnen Gott aber nicht in den Tempeln oder in Kirchen, sondern im Krieg auf der Flucht in Menschen, die ihnen Brot, Sicherheit und Wärme gaben. Gott hat tausende seiner 2. Wohnsitze in der Welt.

Wir brauchen Erinnerung an die großen Taten Gottes. Deshalb ist es wichtig, Tempel, Synagogen und Kirchen zu bauen. Ebenso ist es wichtig, Kunst, Lieder und Literatur zu gestalten, Tagebücher zu schreiben und Feste zu feiern, weil Gott jederzeit und überall seinen 2. Wohnsitz haben kann. Er bleibt immer frei und hat sich doch in Liebe an uns Menschen gebunden. Das wusste Salomo, als er den Tempel einweihte.

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Kommentare (2)

Brigitte /

Herzl. Dank für diese schöne erklärung des " 2.wohnsitzes gottes"... ist mir eine grosse hilfe, wenn später meine ( noch sehr kleinen) enkelkinder nach Gott fragen werden. Ich habe mich sehr über diese auslegung gefreut.

Heinrich D. /

Danke