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Gott regiert

Ulrich Mack über Lukas 1,52.

Er stößt die Gewaltigen vom Thron und erhebt die Niedrigen.

Lukas 1,52

Heute möchte ich mit Ihnen über eine Zeile eines Liedes nachdenken, ein Satz aus einem starken Song, kräftige Worte, mächtige Sprache. Die eine Zeile daraus heißt: Er – gemeint ist Gott – „er stößt die Gewaltigen vom Thron und erhebt die Niedrigen“. Wer singt das? Ein mutiger Krieger? Ein Revolutionär? Ein Sieger? Nein, eine junge Frau singt hier. Maria. Sie wurde schwanger, wie der Engel ihr gesagt hat. Noch kann sie es kaum fassen, geschweige denn verstehen. Sie besucht ihre Tante Elisabeth, auch die freut sich auf ihr Kind. Beide sind überglücklich. Und da bricht es aus Maria heraus: „Meine Seele erhebt den Herrn, und mein Geist freut sich Gottes, meines Heilandes; denn er hat die Niedrigkeit seiner Magd angesehen“. Maria  kommt aus niederen Verhältnissen, ein Mädchen aus einem unbedeutenden Nest in Galiläa, weit weg von der Hauptstadt. Aber Gott meint sie. Er erwählt sie. Ausgerechnet mit ihr, der Niedrigen, hat Gott Großes vor.

Das erlebt Maria für sich. Und genau das kennt sie schon aus der Geschichte ihres Volkes. Wie hat Gott einst den starken Saul erniedrigt und den Hirtenbuben David erhöht! Wie hat er einst in Ägypten die Macht des Pharao gebrochen und das versklavte Volk befreit! Und dann wieder, als Israeliten in babylonischer Gefangenschaft saßen, da siegte der Perserkönig Kyros über Babylon – und Israel erkannte auch darin das Wirken Gottes – und sie konnten wieder heimkommen als Befreite.

Wir können die Reihe fortsetzen von Kaiser Nero und Iwan dem Schrecklichen bis zu Hitler, Idi Amin und wie die Despoten alle hießen. Einst haben sie Angst und Schrecken verbreitet. Aber ihre Throne stehen nicht mehr. Gott stößt die Gewaltigen vom Thron, singt Maria. Dietrich Bonhoeffer sagte über ihr Lied: „Es ist das leidenschaftlichste, wildeste, ja man möchte sagen, revolutionärste Adventslied, das je gesungen worden ist.“ Vergesst nicht, so singt es uns Maria zu, vergesst nicht, wer am Ende auf dem Thron sitzt. Er, der ewige Gott, regiert, auch wenn es manchmal gar nicht danach aussieht. Die Fäden der Weltgeschichte laufen bei ihm zusammen. Und die Fäden meines Lebens auch. Auch wenn mein Leben niedrig scheint und klein. Maria singt: „Gott stößt die Gewaltigen vom Thron und erhebt die Niedrigen“. Gott hat über Hoch und Niedrig, Groß und Klein ganz andere Maßstäbe als wir. Mit ihr, der jungen Frau aus dem unbedeutenden Nest Nazareth, ausgerechnet mit ihr hat Gott Großes vor. Ausgerechnet mit ein paar Fischern am See begann Jesus seine Kirche. Oder ich denke an eine ältere Frau aus meiner Gemeinde: Sie konnte gar nicht viel mehr tun als mit und für andere beten – aber ausgerechnet mit ihr hatte Gott Großes vor: In aller Stille wurde sie vielen Menschen zur Ermutigung, zur Hilfe, zum Segen. Wer sein Leben Gott anvertraut und sich von ihm berufen lässt, wird etwas von der umwandelnden Kraft erfahren, die Maria besingt: Gott erhebt die Niedrigen. Martin Luther folgerte daraus: „Niemand lasse den Glauben daran fahren, dass Gott an ihm eine große Tat tun will.“

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Kommentare (2)

Pfr.i.R. Dietrich T. /

Den ersten Teil der Ausführungen konnten wir leider nicht abhören. Aber dennoch war der gesamte Beitrag sehr hilfreich. Herzlichen Dank und liebe Grüße und Segenswünsche an Prälat Ulrich Mack.

Gertrud-Linde W. /

Danke Herr Mack. Ermutigung und Ermahnung brauchen wir für unsere Lebenseinstellung in dieser unsicheren unbefriedigenden Zeit immer mehr.