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Gott ist treu

Christoph Wolf über 1. Korinther 10,13.

Gott ist treu - Eine Zusage, die sich auf Spruchkarten gut macht und überzeugend klingt. Ich lese sie, nicke und hefte sie an die Pinnwand. Aber dann ist da ja das Leben. Und damit geht es gerade nicht so glatt und problemlos. Ganz im Gegenteil. Ich muss schon selbst sehen, wie ich klarkomme. Ganz schnell gerät das Versprechen der Treue Gottes aus dem Blick, weil sich die Probleme und Sorgen in meinem Leben in den Vordergrund drängen. Eine Krankheit macht alle meine Pläne zunichte. Streit und Unfrieden in der Familie schnüren mir den Atem ab. Wenn ich auf den Unfrieden um mich herum und in der Welt sehe, dann schwinden all meine Hoffnungen und mein Mut.

Eine Spruchkartenweisheit hilft mir da nicht. Wenn alles glatt läuft, dann mögen die Buchstaben golden glänzen. Aber wenn nicht, dann verblassen sie schnell.

Gott ist treu – ein Spruch nur für gute Tage?

Ganz im Gegenteil. Der ganze Satz lautet: Gott ist treu, der euch nicht versuchen lässt über eure Kraft. Also gar nicht alles problemlos? Es geht um Versuchungen in unserem Leben. Es geht um schwierige Zeiten, die uns alles abverlangen. Es geht um unsere Kraft und darum, was wir aushalten können und was nicht mehr?

Paulus schreibt diese Worte an die christliche Gemeinde in Korinth. Er hat Menschen vor Augen die offensichtlich meinen: wir schaffen das Leben und den Glauben mit unserer eigenen Kraft. Sie sind offenbar von sich selbst überzeugt, sonst müsste der Apostel sie nicht warnen: „Wer meint er stehe, der mag zusehen, dass er nicht falle.“ Um seine Warnung vor Selbstüberschätzung zu unterstreichen, zählt Paulus Beispiele aus der Geschichte des Volkes Gottes auf, in denen deutlich wird, wie wenig sich Menschen auf sich selbst verlassen können, wenn’s ernst wird.

Gott ist treu! Das ist es, worauf wir uns verlassen können. Das heißt aber nicht, dass er uns Menschen vor schwierigen Situationen und Versuchungen bewahrt. Es heißt aber, dass er uns in Ängsten und Versuchungen bewahrt. Darin zeigt sich seine Treue. Gott kennt uns genau und weiß, was wir tragen können. Er will uns nicht kaputt gehen lassen unter den Lasten des Lebens, wie sie auch immer aussehen mögen. Auch das ist leicht zu glauben, wenn es uns gut geht. Aber gerade dann, wenn wir es schwer haben, brauchen wir das Vertrauen in Gottes Versprechen. Wenn wir ganz unten sind und meinen, es nicht mehr ertragen zu können. Wenn unsere Zweifel immer größer und unser Glaube immer kleiner wird?

Dann hilft es nicht, wenn diese Zusage nur auf einer schönen Spruchkarte steht. Dann ist es wichtig, auf Erfahrungen der Treue Gottes zurückblicken zu können. Dann muss ich diese Worte im Herzen haben und vielleicht in meine Hand schreiben, so wie Gott meinen Namen in seine Hand geschrieben hat. Martin Luther hat in Situationen der Versuchung mit Kreide auf sein Pult geschrieben: „Ich bin getauft“ – das ist nichts anderes als „Gott ist treu“. Denn zu wem Gott ja gesagt hat, den lässt er nicht los, dem ist er treu.

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Kommentare (3)

Monika S. /

DANKE für Ihre Worte und Auslegung zu diesem Bibelwort. Es hilft mir, dieses "auf Erfahrungen der Treue Gottes zurückblicken zu können". Gott ist treu, der euch nicht versuchen lässt über eure Kraft.

Ruth H. /

Vielen Dank. Ich fand ihre Erklärung über Versuchungen sehr interessant, aufschlussreich und eindrücklich. Habe wieder einmal etwas eine neue Einsicht durch die Auslegung im ERF erfahren dürfen. Liebe Grüße Ruth H.

Waltraud R. /

Sehr gut