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/ Wort zum Tag

Gott hört

Rainer Kunick über Psalm 18,7.

Als mir angst war, rief ich den HERRN an und schrie zu meinem Gott. Da erhörte er meine Stimme.

Psalm 18,7

Wenn meine kleine Enkeltochter vor irgendetwas Angst bekommt, läuft sie schnell zu Mutter oder Vater und will auf den Arm genommen werden. Dann geht es ihr wieder gut. Nicht nur kleine Kinder haben Angst, Angst haben wir alle, sie gehört zu unserem Leben. „Angst war für unsere Vorfahren überlebenswichtig. Und das ist sie heute noch, auch wenn die Angstauslöser sich seit damals geändert haben“, sagt Prof. Fallgatter, Ärztlicher Direktor der Klinik für allgemeine Psychiatrie und Psychotherapie an der Universität Tübingen. Das Gefühl der Angst – so Fallgatter weiter -dient seit jeher dazu, in Gefahrensituationen schnell und angemessen zu reagieren. Wer Angst hat, ist aufmerksamer, nimmt seine Umgebung deutlicher wahr und der Körper bereitet sich auf eine mögliche Reaktion – Flucht oder Angriff – vor.

Auch David hat Angst: Als mir angst war, rief ich den Herrn an und schrie zu meinem Gott. Da erhörte er meine Stimme. (Psalm 18,7).

David ist von Feinden umgeben, die ihn hassen und die ihm nach dem Leben trachten. Angst bestimmt seinen Alltag. Wo ist Schutz und Hilfe?  Die Angst lässt ihn auch schnell und angemessen reagieren, aber er denkt jetzt nicht zuerst an Flucht oder Angriff, sondern schreit zu Gott. In seinem Lobpreis dankt er dafür, dass Gott seine Stimme erhörte.

Gott sei Dank, wir dürfen ihn anrufen in jeder Lebenslage, auch wenn wir Angst haben und nicht weiter wissen. Oft ist ja unsere Hilflosigkeit das beste Gebet. Gott hört unser Gebet, auch wenn er nicht immer unsere Bitten erfüllt. David dankt Gott für die Rettung aus seiner Notlage. Auch wir können Gott immer wieder danken, dass er uns bewahrt, geholfen und gerettet hat.

Aber es kam auch manchmal anders. Wir haben um Genesung für einen lieben Menschen gebetet – und er ist gestorben. Manche haben für die Ehe gebetet und der Ehepartner hat sie verlassen, manche für ihre Kinder und sie sind doch Wege gegangen, die den Eltern nicht gefielen. Gott ist Herr und kein Automat. Manchmal haben wir gemerkt, dass es gut war, dass Gott es anders gemacht hat, manchmal aber auch verstehen wir es nicht. Dietrich Bonhoeffer hat einmal gesagt: „Gott erfüllt nicht alle unsere Wünsche, aber alle seiner Verheißungen“.

Eindrücklich ist mir ein Fernseh-Interview mit dem früheren Ratsvorsitzenden Nikolaus Schneider und seiner Frau in Erinnerung geblieben, deren Tochter an Leukämie verstarb. Der Reporter fragte provokativ: „Haben Sie denn nicht genug gebetet?“ Frau Schneider antwortete: „Es gab einen Zeitpunkt, an dem wir spürten, dass unsere Bitte um Heilung mit dem Willen Gottes nicht mehr im Einklang war.“

Ja, Gottes Wille ist mit unseren Wünschen und Bitten nicht immer im Einklang. Dennoch will er – und das ist das besondere Vorrecht der Christen -, dass wir unsere Sorgen und unsere Freude mit ihm besprechen, auch unsere Ängste – wie damals David. Wie kleine Kinder dürfen wir uns in den Vaterarmen Gottes geborgen wissen. Meine Frau und ich singen gern auf unseren Freizeiten das Lied von Daniel L. Burgess in der Übersetzung von Birgit Dörnen:

Ich bin bei dir,
wenn die Sorge dich niederdrückt,
wenn dein Leben dir sinnlos scheint,
dann bin ich da.
Ich bin bei dir,
auch wenn du es nicht glauben kannst,
auch wenn du es nicht fühlen kannst,
ich bin dir nah.

Und ich hab alles in der Hand,
kenn dein Leben sehr genau,
ich weiß um alles, was du brauchst, Tag für Tag.
Hab keine Angst, ich liebe dich.
Du kannst meinem Wort vertraun
und du wirst sehn,
wie ich dich führe Schritt für Schritt.

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Kommentare (2)

Alfred A. J. /

Gefällt mir sehr; ich hoffe, dass ich immer so glauben kann und nicht in Versuchung geführt werde. Gern würde ich mehr von der Führung Gottes spüren.

Sabine /

Herzlichen Dank für diese mutmachenden Worte, Herr Kunick.
Ich habe sie auch an eine ungläubige Freundin, die in einer sehr belastenden Lebensphase ist, weitergeleitet.