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/ Wort zum Tag

Gott hat das Letzte Wort!

Wolfgang Buck über Psalm 98, 9.

Der HERR kommt, das Erdreich zu richten. Er wird den Erdkreis richten mit Gerechtigkeit und die Völker, wie es recht ist.

Psalm 98,9

Der HERR kommt, das Erdreich zu richten. Er wird den Erdkreis richten mit Gerechtigkeit und die Völker, wie es recht ist. (Psalm 98,9)

Das ist auch bitter nötig. Das himmelschreiende Unrecht, die Kriege und die menschengemachten Hungersnöte können doch nicht einfach im Meer der Weltgeschichte versinken! Ich denke auch an das Pauluswort aus dem 2. Korintherbrief (5,10): Wir müssen alle vor dem Richterstuhl Christi offenbar werden, damit jeder seinen Lohn empfängt für das, was er bei Lebzeiten getan hat, es sei gut oder böse.

Aber in Psalm 98 geht es zunächst gar nicht um unsere persönliche Verantwortung, sondern um Gottes endgültige und universale Herrschaft über die ganze Welt. Der Psalm beschreibt Gott als den Herrn über alle Völker.

Das ist im AT gar nicht so selbstverständlich und auch nicht von Anfang an deutlich. Der Gott Israels wurde zunächst vor allem als Gott dieses Volkes verstanden. Jedes Volk hatte damals seinen eigenen Gott, und wenn man in den Krieg zog, war es auch ein Kräftemessen zwischen den Göttern. Der Sieger hatte den mächtigeren Gott, basta!

Aber schon in den Jesajabüchern, Kapitel 40-55 ändert sich das Verständnis. Es sind Worte für die babylonische Zeit und die Rückwanderung nach dem Kyros-Edikt von 538 v.Chr. Man hatte lange genug in der modernen babylonischen Kultur gelebt, viele andere Götter und Kulte kennengelernt – und entdeckt: Unser Gott macht Geschichte, und das nicht nur mit uns. „Völker sind geachtet wie ein Tropfen am Eimer und ein Sandkorn auf der Waage“, heißt es im Buch Jesaja, Kapitel 40, Vers 15. Unser Gott ist nicht nur für uns zuständig, sondern er ist der Herr der ganzen Welt – und genau das ist auch das Thema von Psalm 98. Es lohnt sich immer, den Zusammenhang zu lesen!

Damit traten die Glaubenden von damals aber auch heraus aus ihrer bescheidenen Vorstellung vom Nationalgott – hinein in ein universales Bekenntnis, schon fast neutestamentlich, wenn ich z.B. an den Missionsbefehl im Matthäusevangelium, Kapitel 28 denke: „…macht alle Völker zu Jüngern…“

Die Reduzierung auf die eigene kleine Welt hat es auch in der Geschichte der Christenheit immer wieder gegeben. Es scheint wie eine Gesetzmäßigkeit zu sein: Ganz schnell sind wir versucht, vor allem unser persönliches Heil in den Mittelpunkt zu stellen und die übrige Welt zu vergessen. Zu schnell ist die Weltverantwortung eine Nebensache – wir sind ja so beschäftigt mit unseren innergemeindlichen Herausforderungen.

Schon Augustin sprach deshalb von der frommen incurvatio in se ipsum – die Einkrümmung des Menschen auf sich selbst – und Luther hat diesen Gedanken aufgenommen. Diese fromme Selbstbezogenheit bezeichneten beide als eine Grundsünde der Glaubenden.

Manchmal begegnet mir die Auffassung, mit der Welt werde es immer schlimmer, es lohne sich gar nicht, sich dort zu engagieren: „Früher war alles besser!“

Dem widerspreche ich ganz entschieden, das Evangelium redet keinem fromm getarnten Pessimismus das Wort: Der Mensch war früher nicht weniger Sünder als heute, es wird auch nicht alles immer schlimmer und geht den Bach runter, es wird nur anders. Und mit solchen Veränderungen haben manche Leute eben ihre Probleme.

Unser Psalm zeigt uns einen anderen Weg:

Den Weg der Hoffnung, dass Gott selbst am Ende das letzte Wort hat, auch dort, wo wir die Geschichte - auch unsere eigene Lebensgeschichte - nicht verstehen und nach Antworten suchen.

Und er wird am Ende sogar liebevoll „abwischen alle Tränen von ihren Augen…“  (Offb 21).

 

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Kommentare (5)

s.b. /

Ich kann auch nur verwundert die Worte hören. Es scheint mir doch sehr pauschalisiert dargestellt, wie : Manchmal begegnet mir die Auffassung, mit der Welt werde es immer schlimmer, es lohne sich gar mehr

N. S. /

Kann den vorigen Kommentaren nicht zustimmen.
Etwas unausgewogen.
Der Mensch war früher genauso Sünder, ja, und es war früher auch nicht alles besser.
Dennoch, Ich empfinde die Predigt als mehr

Manfred S. /

"es wird auch nicht alles immer schlimmer und geht den Bach runter, es wird nur anders. Und mit solchen Veränderungen haben manche Leute eben ihre Probleme".
Lieber Bruder, darf ich dir mehr

Christoph von H. /

Danke für diese kluge, ermutigende Andacht mit "Rundumblick" - AT/NT, Geschichte/Gegenwart, Individuum/Gemeinde/Land/Welt...
Danke!

Pfr. Dr. J. E. /

Vielen Dank! Wenn auch etwas geschichtslastig, dennoch gute Auslegung und natürlich gesprochen.