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Gezwungenermaßen

Walter Undt über Jona 4,10-11.

Der HERR sprach: Dich jammert der Rizinus, um den du dich nicht gemüht hast, hast ihn auch nicht aufgezogen, der in einer Nacht ward und in einer Nacht verdarb, und mich sollte nicht jammern Ninive, eine so große Stadt?

Jona 4,10–11

Stellen Sie sich vor, Gott spricht Sie heute völlig unerwartet, ganz persönlich an und gibt Ihnen einen ganz konkreten Auftrag. Wie würden Sie reagieren?

Genauso ergeht es Jona. Aus heiterem Himmel bekommt er von Gott den Auftrag, in die Stadt Ninive zu reisen. Dort soll er sich mitten hineinbegeben und ausrichten, dass Gott den sündigen Lebensstil nicht länger durchgehen lassen wird. 

Ist das etwas anderes als ein blütenreines Selbstmordkommando? Kann man dafür nicht ganz schnell gelyncht werden? 

Ich wundere mich nicht, dass Jona auf alles andere mehr Bock hat, als diesen Auftrag auszuführen. Kurzentschlossen türmt er - natürlich in die entgegengesetzte Richtung. Gott dienen? Ja klar - aber doch nicht so…

Unglaublich, dass Gott an so einem Mitarbeiter festhält. Ich hätte ihn wohl eher zu Fischfutter werden lassen, als ihn durch einen riesigen Fisch zu retten. Gott steht zu seinem untreuen, unzuverlässigen Mitarbeiter. 

Ich staune: Was haben wir für einen barmherzigen Gott, der so treu ist, selbst wenn seine Leute untreu sind!

Gezwungenermaßen macht Jona sich nun doch auf ins Feindesland. Mit welchen Überlebenschancen rechnet er? Wie groß ist sein Glaube, dass seine Worte auch nur das Geringste bewirken könnten?

Ich kann mir nicht vorstellen, dass Jona diesen Dienst für Gott auch nur mit einem Mindestmaß an Begeisterung getan haben könnte. 

Dann geschieht das erste Wunder: Jona überlebt es. Die Bewohner der Stadt bringen ihn nicht um.Vermutlich hat er sich nach seiner Rede extrem schnell verzogen, um heil aus der Sache wieder rauszukommen.

Nur: Allzu weit geht er nicht. Er reist nicht zurück in die sichere Heimat. Nein, er sucht sich ein schönes, schattiges Plätzchen mit bester Aussicht auf Ninive. Hier möchte er so etwas wie Sodom und Gomorra mal live und in Echtzeit erleben.   

Jona wartet und wartet, denn jetzt ist Gott dran. Ob er wohl Feuer vom Himmel schickt, das alles verbrennt, oder ein Erdbeben, das die Stadt vernichten wird?

Nichts dergleichen tut Gott, aber er tut doch etwas: Gott macht es Jona in seiner Zuschauerrolle so richtig unbequem: Er nimmt ihm kurzerhand den Schatten. Jetzt muss Jona schwitzen, während er immer noch darauf wartet, den spektakulären Untergang der Stadt zu erleben. 

Irgendwann kapiert er: Ich habe hier meine Zeit verschwendet. Zumindest die Zeit des Wartens, um das Ende dieses Volks erleben zu können. Wie kam es dazu? Das Volk hatte sich Jonas Worte zu Herzen genommen, Buße getan. Daraufhin war Gott barmherzig und vergab ihnen ihre Schuld.

Damit kommt Jonas Laune endgültig an den Nullpunkt. Statt sich über seinen unerwarteten Erfolg zu freuen, der faktisch das zweite Wunder ist, schmollt er grummelnd und mit zunehmender Wut über Gott nur so vor sich her.

Schon wieder hätte ich volles Verständnis, wenn Gott sich nun von seinem ausgesprochen schwierigen Diener trennen würde.  Aber Gott sagt:

„Dich jammert der Rizinus, um den du dich nicht gemüht hast, hast ihn auch nicht aufgezogen, der in einer Nacht ward und in einer Nacht verdarb, und mich sollte nicht jammern Ninive, eine so große Stadt? (Jona 4,10–11).“   

Drei Motivationen nehme ich aus Gottes Handeln in der Geschichte mit:
1. Gott hält an seinen Mitarbeitern fest, auch wenn sie sich ausgesprochen unklug verhalten.
2. So, wie ich von Gottes Barmherzigkeit lebe, dürfen auch andere davon leben.
3. Es gibt keine Situation, die so aussichtslos wäre, als dass Gottes Wort nicht doch für eine Veränderung sorgen könnte. 

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