/ Wort zum Tag
Einem guten Maßstab folgen
Harald Klingler über Römer 12,16.
Haltet euch nicht selbst für klug.
An welchen Maßstäben orientieren sich Christinnen und Christen? Wie gestaltet sich das Leben derer, die zu Jesus Christus gehören? Zu dieser immer neu aktuellen Frage nimmt der Apostel Paulus gegenüber der christlichen Gemeinde in Rom Stellung. Er tut dies unter der großen Überschrift „Gottesdienst“. Das ganze Leben der Christinnen und Christen ist für Paulus Gottesdienst, 7 Tage, 24 Stunden. Das ganze Leben, alle Bereiche des Lebens! Nicht nur die gottesdienstliche Zusammenkunft der Gemeinde am Sonntagmorgen.
Die Christen Roms lebten ihren Glauben in einer weithin heidnischen Welt. Heidnisch hieß jedoch nicht religionslos. Ganz im Gegenteil. Ein guter Römer nahm am Staatskult teil. Doch die Gestaltung des alltäglichen Lebens als Gottesdienst zu verstehen, wäre den Heiden Roms nicht in den Sinn gekommen.
An welchen Maßstäben orientieren sich Christinnen und Christen? Wie gestaltet sich das Leben derer, die zu Jesus Christus gehören? Die Fragen stellen sich heute genauso dringend wie vor 2000 Jahren. Und die Antwort des Apostels ist noch genauso aktuell wie vor 2000 Jahren. Paulus trägt im 12. Kapitel seines Briefs an die Römer mehrere Aspekte zusammen. Einer lautet: „Haltet euch nicht selbst für klug.“ (V16)
Der Apostel nimmt das Miteinander in der Gemeinde in den Blick. Er spricht nicht über kluges Verhalten gegenüber den heidnischen Römern. Nein, er ist überzeugt: Das Verhalten der Christen untereinander redet lauter und klarer, als viele Worte dies tun können. Paulus hält die Atmosphäre in der römischen Gemeinde für das entscheidende missionarische Zeugnis an die heidnischen Römer. Er benennt, was eine Gemeinde attraktiv und das Zusammenleben in der Gemeinde schön macht. Wenn sich manche in einer Gemeinde für klug und klüger als die anderen halten, ist das Gegenteil der Fall.
„Haltet euch nicht selbst für klug.“ – „Baut nicht auf eure eigene Klugheit,“ übersetzt die Basisbibel. Seid nicht besserwisserisch. Bildet euch nichts ein auf eure Bildung, euer Wissen, eure Erfahrung. Versteht euch als Lernende und als „Lerngemeinschaft“. Und verhaltet euch entsprechend. Wer seine Klugheit herausstellt, stört das Miteinander. Und wenn das viele tun, dann kann kein gedeihliches Miteinander entstehen.
Ich brauche keine Beispiele für ein gegenteiliges Verhalten zu nennen. Neunmalkluge und Besserwisser sind in vielen Gemeinden zu finden. Und ein jedes weiß, wie dadurch gutes Miteinander blockiert wird. Wie schön und im besten Sinn erbaulich ist es hingegen, wenn Menschen neugierig sind und interessiert, miteinander Entdeckungen zu machen. Wie schön und in bestem Sinn gemeindebauend ist es, wenn alle in einer Gemeinde ihre Erfahrungen, Gaben und Kenntnisse zum Wohle aller einbringen.
Klugheit ist nicht an sich schlecht. Jesus nennt die klug, die sich an Gottes Wort halten. Das Wort für heute aber warnt davor, die eigene Klugheit zu überschätzen. Gleich auf den ersten Seiten sagt die Bibel warnend, dass die Schlange Adam und Eva versprach, der Biss von der Frucht des verbotenen Baumes mache klug. Sie erlagen diesem Versprechen. Mehr als die Klugheit aber schätzt die Bibel die Weisheit, die ihren Anfang und letztlich ihr Ziel in der Erkenntnis Gottes hat.
Darum: Haltet euch nicht selbst für klug. Haltet euch an Gottes Wort. Seid weise. Bedenkt: das ist euer Gottesdienst heute.
Ihr Kommentar
Kommentare (5)
Guten Tag, lieber Herr Klingler,
danke für Ihre Gedanken.
Sind wir nicht Christen und Gläubige,
die "feminine" Form erübrigt sich...
Bleiben Sie behütet!
Wir sind alle Christen. Hier muss nicht auch noch gegendert werden.
Vielen Dank für diese so aufschlussreiche Auslegung. Genau das beschäftigt mich als Spätgetaufte sehr! Eine gespaltene Gemeinde mit klugen Menschen ist nicht Gottes Wille. Gott möge uns segnen und … mehrunterstützen, dass mit Gottes Wort die Weisheit die Klugheit überwindet und die Gemeinde zueinander findet.
Ein Super Beitrag der mich persönlich sehr angesprochen hat. Klare Gedanken und Ehrlichkeit im Blick auf Gottes Wort und mich selbst bringen mich weiter. Näher auf meine Mitmenschen zuzugehen, sie … mehranzuhören und Gott fragen wie er unser Miteinander gestalten will. 24 Stunden am Tag Gottesdienst haben das badet meine Seele. Gleichzeitig fordert diese Aussage heraus authentisch zu sein und die eigene Klugheit hinten an zu stellen um die Weisheit Gottes geschenkt zu bekommen. Vielen Dank Herr Dekan Klingler dass sie sich in den Dienst Gottes stellen liesen und ich ein paar Minuten von ihren 24 Stunden teilhaben durfte. Der Segen Gottes ruht auf Ihnen.
Ist es klug, Gott auf die Bibel zu begrenzen? Ist es klug, die weltweite Vaterherz-Bewegung und Bücher wie DIE HÜTTE zu ignorieren und/oder zu belächeln und/oder zu verteufeln? Ist es klug, Gnade und … mehrdas alte Gesetz zu vermischen? Ist es klug, dienen zu wollen, ohne wirklich in der IDENTITÄT eines geliebten Kindes Gottes angekommen und darin verwurzelt zu sein? Ist es klug, Erfahrungen und Erkenntnisse von Geschwistern in Christus selektiv zu bewerten? Ist es klug, Herz und Verstand gegeneinander auszuspielen? Ist es klug, all diese Fragen zu stellen......? Gott segne uns alle im Namen JESUS CHRISTUS