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/ Wort zum Tag

Eine leidenschaftliche Rückrufaktion Gottes

Jürgen Werth über Hesekiel 12,25.

Ich bin der HERR. Was ich rede, das soll geschehen und sich nicht lange hinausziehen.

Hesekiel 12,25

Die Schlacht ist geschlagen. Und sie ist verloren. Die erste Schlacht. Der babylonische König Nebukadnezar hat Jerusalem erobert und die Oberschicht der Bevölkerung weggeführt ins babylonische Exil.

Und da sitzen sie nun, die gut ausgebildeten und gut situierten Leute von Jerusalem, und wissen nicht, was als nächstes geschehen wird. Doch sie reden sich die Lage schön. Das konnten sie schon immer gut. „Es wird schon nicht so schlimm kommen! Nebukadnezar ist kein Unmensch. Und: Was soll er mit uns hier in seinem reichen und prächtigen Staat. Früher oder später schickt er uns zurück.“ „Richtig!“ jubeln ein paar selbsternannte Propheten. „Nur nicht die Köpfe hängen lassen. Wird schon wieder. Et hät noch immer jut jejonge!“

Klar, da gibt’s auch andere Stimmen. Seit Jahren schon, besser: seit Jahrzehnten. Die haben ein unbarmherziges Gottesgericht angekündigt. Weil sie, die Leute in Jerusalem und in ganz Judäa sich kaum noch scheren um ihren Gott und das, was er will. Aber schon lange macht ein Wort die Runde, das längst zum Sprichwort geworden ist: „Die Zeit kommt, und sie geht. Und die Vorhersagen der Propheten kann man vergessen.“

Bis einer dazwischenfährt. Hesekiel heißt er. Er ist, was die anderen Propheten nicht sind: Er ist wirklich und wahrhaftig berufen und beauftragt von Gott. Und richtet aus, was er von ihm gehört hat und nicht, was ihm die eigenen Wunschvorstellungen oder die Wunschvorstellungen seiner Zuhörer diktiert haben. Er redet niemandem nach dem Mund. Er redet, was er aus dem Mund Gottes gehört hat.

Das 12. Kapitel seines Prophetenbuches erzählt das so: Und des HERRN Wort geschah zu mir: Du Menschenkind, was habt ihr da für ein Gerede im Lande Israels? Ihr sagt: »Es dauert so lange, und es wird nichts aus der Weissagung. « Darum sage zu ihnen: So spricht Gott der HERR: Ich will diesem Gerede ein Ende machen, dass man es nicht mehr im Munde führen soll in Israel. Sage vielmehr zu ihnen: Die Zeit ist nahe, und alles kommt, was geweissagt ist. Denn es soll hinfort keine trügenden Gesichte und keine falsche Offenbarung mehr geben im Hause Israel. Denn ich bin der HERR. Was ich rede, das soll geschehen und sich nicht lange hinausziehen, sondern in eurer Zeit, du Haus des Widerspruchs, rede ich ein Wort und tue es auch, spricht Gott der HERR … Darum sage ihnen: So spricht Gott der HERR: Was ich rede, soll sich nicht lange hinausziehen, sondern es soll geschehen.

Dieser letzte Satz ist das Bibelwort für heute, die Losung. Was ich rede, das soll geschehen und sich nicht lange hinausziehen. Vielleicht haben Sie dieses Wort heute Morgen schon gelesen. Und es für eine der zahllosen freundlichen Zusagen Gottes gehalten: „Mach dir keine Sorgen, ich stehe zu meinem Wort. Darum stehe ich zu dir.“

Aber nein, es ist eine Gerichtsankündigung. Die sich damals, zu Hesekiels Zeiten, dann auch wirklich bald erfüllt hat. Im Jahr 587 war es endgültig aus mit Jerusalem, wurden Stadt und Tempel von den Babyloniern zerstört. War es aus auch mit allen Wunschträumen. Gott hatte wahrgemacht, was er durch seine Propheten angekündigt hatte.

Ganz ehrlich, mir ist der freundliche Gott lieber als der zornige. Und ich höre lieber ein „Keine Angst! Alles wird gut!“ aus seinem Mund als ein „Seht euch vor! Nichts wird gut!“ Aber es immer derselbe Gott. Immer der Gott, der „ein Backofen voller Liebe ist“, wie Martin Luther einmal geschrieben hat. Auch alle Gerichtsandrohungen sind immer von dieser Liebe getrieben. Sind immer eine leidenschaftliche Rückrufaktion Gottes: „Kommt zurück zu mir. Bei mir ist das Leben, das Licht, die Liebe. Jenseits von mir habt ihr nur noch euch selber. Seid ihr Opfer menschlicher Willkür.“

Die ganze Bibel ist ein Beleg dieser leidenschaftlichen Liebe Gottes. Auch die scheinbar finsteren Gerichtstexte. Woher ich das weiß? Weil da ein Mann vor den Toren Jerusalems gestorben ist. An einem römischen Hinrichtungskreuz. Jesus Christus, Gottes Sohn. Über ihm entlädt sich der ganze Zorn Gottes. Und seine ganze Liebe. Damit wir Menschen leben. Ewig leben.

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