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Eine beglückend andere Sichtweise

Bernhard Scharrer über Psalm 73,28

Das ist meine Freude, dass ich mich zu Gott halte und meine Zuversicht setze auf Gott den HERRN, dass ich verkündige all dein Tun.

Psalm 73,28

Im Psalm 73 heißt es im letzten Vers: „Für mich aber ist Gottes Nähe beglückend! Mein Vertrauen setze ich auf den Herrn, ja, auf den Herrn. Alle deine Taten will ich weitererzählen.“ - So die Formulierung nach der Neuen Genfer Übersetzung.

Redet hier ein Mensch, der es sich leisten kann, abgeschieden von der Welt auf einer frommen Insel zu leben? Keineswegs! Das wird deutlich, wenn wir nicht nur diesen letzten Vers des Psalms anschauen, sondern Psalm 73 von Anfang an lesen.

Hier werden Fragen behandelt, die auch Menschen der heutigen Zeit zu schaffen machen. Zwei zentrale Themen ziehen sich durch die ersten 20 Verse das Psalms. Erstens: Gottesfürchtige Menschen fragen, warum sie sich die Mühe machen, nach Gottes Willen zu leben, wo es doch den Gottlosen und Frevlern so gut geht. Und zweitens: Der Reichtum der Ungläubigen sieht so einladend aus, dass sich gläubige Menschen manchmal wünschen, sie könnten mit ihnen tauschen.

Der Psalmbeter schüttet Gott sein Herz aus, klagt ihm seine bedrückende Situation. „Soll es denn umsonst sein, dass ich mein Herz rein hielt und meine Hände in Unschuld wasche?“ fragt er Gott (V. 13). Aber der Beter bleibt nicht in düsteren Gedanken hängen. Wie ein Lichtstrahl ins Dunkel, so kommt ihm eine entscheidende Erkenntnis. Er bezeugt: „So sann ich nach, ob ich's begreifen könnte, aber es war mir zu schwer, bis ich ging in das Heiligtum Gottes und merkte auf ihr Ende.“ (V. 16+17).

Im Angesicht des Lebensendes und des Todes verliert der Reichtum der Gottlosen seine Macht. Was vorher wünschenswert erschien, ist auf einmal unnütz. Was für Reichtum gehalten wurde, zählt nicht mehr. Aber der Lohn der Gottesfürchtigen erhält plötzlich großen Wert. Was vorher wertlos erschien, hat nun ewig Bestand.

Dass viele Christen heute die gleichen Fragen bewegen wie vor Jahrhunderten den Psalmbeter, äußert sich manchmal in Aussagen wie: „Der Ehrliche ist immer der Dumme“ oder „Für den Glauben kannst du dir nichts kaufen“. Der Psalmbeter hat aber aus seinen frustrierenden Gedanken heraus gefunden. Und das ist auch heute möglich. Sein Schlüsselerlebnis beschreibt er so: „Bis ich ging ins Heiligtum Gottes und bedachte das Ende.“ Ins Heiligtum Gottes zu gehen bedeutet: Ich suche die Nähe Gottes und blende alles andere für eine gewisse Zeit aus. So kann Gott meine Gedanken beeinflussen und mir seine Sicht der Lage vermitteln. Ich werde aus meinen Gedanken herausgerissen und bekomme eine andere Sicht. Dazu gehört, dass ich das Leben vom Ende her betrachte, gewissermaßen einen Überblick bekomme, was wirklich zählt. Und das Wichtigste dabei ist, das Leben nach Gottes guter Ordnung zu gestalten, seinen Willen zu erkennen und zu tun. Die meisten Menschen in meiner Umgebung halten das für dumm. Sie meinen, man muss sein Glück suchen und durch Erfolg im Beruf, guten Verdienst oder zumindest durch Anerkennung im Bekanntenkreis auch finden. Meine Sicht auf das Leben ist durch Gottes Perspektive geprägt. Da zählen andere Werte. Deshalb kann ich trotz mancher Nöte und ungeklärter Fragen mit dem Psalmbeter sprechen:

„Für mich aber ist Gottes Nähe beglückend! Mein Vertrauen setze ich auf den Herrn, ja, auf den Herrn. Alle deine Taten will ich weitererzählen.“

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