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/ Wort zum Tag

Ein gutes Gesetz

Hans-Georg Filker über 1. Timotheus 1,8.

Wir wissen aber, dass das Gesetz gut ist, wenn es jemand recht gebraucht.

1. Timotheus 1,8

Auch in diesem Jahr sind zum Jahresanfang wieder eine ganze Reihe von neuen Gesetzen und Regelungen in Kraft getreten. Das meiste habe ich vergessen.

Wenig gehört habe ich davon, welche Regelungen mit Ablauf des 31.12.2023 w e g g e f a l l e n sind.

Dabei wird doch Bürokratieabbau immer an vorderster Stelle genannt, wenn es um die großen Herausforderungen in unserer Gesellschaft geht. Und ich sage Ihnen, davon kann ich ein Lied singen, nicht nur, weil wir eine große Familie haben. Seit über acht Jahren begleiten meine Frau und ich afghanische Familien in ihrem Alltag, wir kennen die Herrschaft der Bürokratie!

Es wird viel geregelt, zu viel? Da klingt es schon provozierend, wenn es in der Bibel heißt:

Wir wissen aber, dass das Gesetz gut ist, wenn es jemand recht gebraucht. Das bekommt der junge Verantwortungsträger, mit Namen Timotheus, mit auf den Weg.

Von welchem Gesetz wird da gesprochen? Wie gebraucht man es „recht“, also richtig?

Die ersten christlichen Gemeinden hatten keine Kirchengesetze. Beim Begriff Gesetz denken wir oft in Paragrafen, also in den Bahnen des Bürgerlichen Gesetzbuches. Hier kann man leicht auf ein falsches Gleis geraten, denn der biblische Begriff, um den es geht, Thora, hat eine besondere Bedeutung. Er meint nicht einfach Gesetz, sondern Wegweisung. So wird die Gesamtheit des ersten Teiles der hebräischen Bibel genannt, „die fünf Bücher Moses“, die mehr Geschichte erzählt als Gesetze aufstellt. Im 2. Buch Mose, Exodus, findet sich dann zum ersten Mal das Biblische Grundgesetz, die so genannten Zehn Gebote, der Dekalog, vielen zumindest dem Namen nach bekannt.

An anderer Stelle gibt es dieses Grundgesetz in noch kürzerer Fassung:

„Du sollst Gott lieben und deinen Nächsten wie dich selbst“.

Heute scheint der Aufruf zur Nächstenliebe mehr Konjunktur zu haben als der zur Gottesliebe. Nächstenliebe ist konkret, aber wie soll man Gott lieben? Dabei steckt darin gerade der Clou, warum das „Gesetz“ gut ist!

Denn eigentlich sind es keine 10 Gebote, sondern eher 1 plus 9. Das erste ist nämlich im engeren Sinn gar kein Gebot, sondern klärt die Verhältnisse: „Ich bin der Herr, dein Gott, der Dich aus Ägypten befreit hat“. Eine Erinnerung an das, was Gott für Israel getan hat. Das steht wie ein Vorzeichen vor allen Gesetzen, Wegweisungen, Hinweisen, wie das Leben gelingen kann, die dann folgen. Befreiung geschieht vor Anweisung. So ereignet es sich in der Geschichte Israel. Im zweiten Buch Mose wird erst die Befreiung aus der Sklaverei in Ägypten erzählt, bevor es die Gebote gibt. Diese Reihenfolge ist entscheidend. Gott geht in Vorleistung. Das Halten der Gebote ist keine Vorbedingung der Befreiung.

Das entspricht genau der neutestamentlichen Botschaft, die auch vom Gesetz Christi spricht, von der bedingungslosen Liebe Gottes, die uns in Jesus Christus begegnet. Das besondere daran ist: Jesus hat das nicht in erster Linie gefordert, sondern gelebt. Er hat es nicht anderen aufgebürdet, sondern selbst die Kosten getragen. Das ist der echte Gebrauch des Gesetzes!

Unter diesem Aspekt könnte es auch in christlichen Gemeinden und Familien einiges an „Bürokratieabbau“, an Abbau von Gesetzlichkeit geben.

Freiheit leben, nicht auf Kosten anderer! Liebe, die sich was kosten lässt! Das betrifft mein ganz persönliches Verhalten genauso wie die Haltung in der Gesellschaft, in der wir leben und die wir mitprägen. Um Gottes willen ist es nicht gleichgültig, wie man mit dem Klima in der Schöpfung umgeht, ob man Fremdes und Fremde verachtet oder wertschätzt.

 „Einer trage die Last des anderen, so wie es Christus für jeden tat“.

Das ist das Gesetz Christi: er trägt uns. Ich wünsche Ihnen diese geistlich-existentielle Erfahrung des Getragenseins im christlichen Glauben und das Mittragen anderer in der Liebe. Dieses „Gesetz“ ist gut und so gebrauchen Sie und ich es recht.

Ihr Kommentar

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Kommentare (2)

Ernst und Jacqueline G. /

Herzlichen Dank Herr Filker! Das war einfach prima!! Gott segne Sie und Ihre Frau!

Corinna /

Wow! Vielen Dank für diese tolle Andacht. Lädt sehr zum Nachdenken und Überdenken ein. Danke!