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Die Logik des Paulus

Ulrich Mack über 2. Korinther 9,10.

Der aber Samen gibt dem Sämann und Brot zur Speise, der wird auch euch Samen geben und ihn mehren und wachsen lassen die Früchte eurer Gerechtigkeit.

2. Korinther 9,10

Ein freundlicher Spendenaufruf liegt im Briefkasten. Und aus einer Zeitschrift fällt ein Überweisungsträger mit dringenden Bitten. Die Not ist groß.

Ich vermute, Sie kennen das. Wie gehen wir damit um? Wie gehen wir am Opferkasten der Kirche vorbei? Und wie, wenn uns ein Obdachloser am Straßenrand seine Hand entgegenstreckt?

Manchmal ist Spenden gar nicht so einfach. Aber noch viel mühsamer ist es oft für die, die um Opfer und Spenden werben. Wie kann man Menschen zum Geben motivieren – ehrlich, mit guten Argumenten, ohne falschen Druck?

Vor dieser Frage stand schon der Apostel Paulus. Er startete eine kräftige Spendensammlung für die Gemeinde in Jerusalem. Die hatte Unterstützung nötig.

Mit der Zahl der Mitglieder waren auch soziale Herausforderungen gewachsen. Witwen und andere mussten versorgt werden. Zudem stand die Gemeinde unter öffentlichem Druck. Sie brauchte Hilfe. Paulus hatte sie versprochen.

Die Gemeinden Mazedoniens hatten schon viel Geld gesammelt. Paulus ist begeistert. Jetzt schreibt er nach Korinth. Im zweiten Korintherbrief ist deutlich zu spüren, wie sehr ihm die Sammlung für Jerusalem am Herzen liegt. Sein Spendenaufruf steht in Kapitel 8, und in Kapitel 9 bringt er ihn noch einmal auf den Punkt.

Paulus schreibt: „Der aber Samen gibt dem Sämann und Brot zur Speise, der wird auch euch Samen geben und ihn mehren und wachsen lassen die Früchte eurer Gerechtigkeit.“

Interessant, wie Paulus hier argumentiert. Er appelliert nicht an ein Mitleids-Gefühl. Er malt auch nicht die Not in Jerusalem vor Augen.

Er schildert Gottes Güte. Er zeigt: Was wir zum Leben haben, ist von Gott geschenkt. Selbst den Samen, aus dem Getreide und Brot wurden, hat Gott gegeben. Und darum ist es nur gerecht, das Empfangene zu teilen.

Ich habe diese geistliche Logik einmal in Afrika erlebt. Unser Kirchenbezirk hatte eine Partnerschaft mit Gemeinden in Kamerun begonnen. Wir, eine kleine Delegation, planten einen Besuch, sammelten Spenden; und dann konnten wir eine beträchtliche Summe als Geschenk mitbringen – dringend gebraucht für soziale Zwecke, Schulen und Kirchendach.

Die afrikanischen Christen freuten sich, aber - und das überraschte mich - sie machten keinen großen Akt daraus.

Oft ist es ja so: wer reich beschenkt wird, fällt fast auf die Knie vor dem Spender, und der sonnt sich stolz in Dankeshymnen. Ganz anders bei den Kameruner Christen.

Die Dekanin dort erklärte mir später: Wenn wir in Christus zusammengehören, dann gehört uns das, was Gott uns zum Leben und Wirken geschenkt hat, gemeinsam. Ihr habt gerade mehr als wir und teilt das mit uns. Wir danken euch, und gemeinsam danken wir Gott für das, was er uns schenkt.

Paulus schreibt nach Korinth: „Euer Überfluss diene ihrem Mangel“ – und irgendwann kann es einmal umgekehrt sein, wenn ihr Hilfe braucht. So wachsen aus Samen, die Gott gibt, „Früchte der Gerechtigkeit“.

Dabei, so Paulus, bitte ja kein Druck oder Zwang! Jeder soll nur so viel geben, wie er will und kann.

Zugegeben: Spenden ist nicht immer leicht. Aber beim nächsten Spendenaufruf im Briefkasten will ich an die Logik des Paulus denken.

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Kommentare (1)

Andreas H. /

Sehr gute und aufbauende Andachten