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/ Wort zum Tag

Das wahre Licht scheint schon

Jutta Schierholz über 1. Johannes 2,8.

Warum wird Weihnachten eigentlich am 25. Dezember gefeiert? Es weiß doch niemand, wann das Geburtsdatum von Jesus war. Das wurde ja nirgends aufgeschrieben. Es hätte doch auch der 15. April sein können oder der 23. Juli oder irgendein anderer Tag im Jahr. Aber im Christentum wurde schon sehr früh festgelegt, dass der Geburtstag von Jesus Ende Dezember gefeiert wird, eben am 25. Dezember.

Es wird vermutet, dass das damit zusammenhängt, dass die Wintersonnenwende in ganz vielen Religionen eine große Rolle spielte. Der Tag, an dem sich der Lauf der Sonne wieder umkehrt und die Tage wieder länger werden. Das Licht kehrt zurück. Das war für die Menschen schon immer eine ganz wichtige Erfahrung: Dass der bittere Winter nicht ewig andauern wird, sondern dass es nun absehbar ist, dass es bald wieder heller und wärmer wird und alles wieder anfängt zu wachsen. In den Religionen, die es damals in Europa gab, wurden an diesen Tagen die jeweiligen Götter angerufen, an die das Volk geglaubt hat, besonders die Sonnengötter. Die Zeit der Wintersonnenwende war schon immer eine Zeit der Freudenfeste über das wiederkehrende Licht.

Die Botschaft des Christentums passt dazu natürlich sehr gut. Christus wird ja immer wieder das „Licht der Welt“ genannt. So auch hier im 1. Johannesbrief, aus dem der Lehrtext der Herrnhuter Brüdergmeine stammt. Hier im 1. Johannesbrief, Kapitel 2, Vers 8 heißt es: „Die Finsternis vergeht und das wahre Licht scheint schon.“

Weihnachten als der Tag, an dem nicht die heidnischen Sonnengötter verehrt werden, sondern der wahre Gott, das wahre Licht: Das macht Sinn. Es ist gut möglich, dass das der Gedanke war, der damals die Christenheit dazu gebracht hat, an ebendiesem Tag stattdessen die Geburt von Jesus zu feiern als den Tag, an dem das wahre Licht in die Welt gekommen ist.

Und doch ist da ein Unterschied. „Das wahre Licht scheint schon“, schreibt Johannes. Es ist nicht so, dass bald die Finsternis wieder weniger und dafür das Licht wieder mehr wird. Sondern das Licht scheint schon. Es muss nicht erst wieder anfangen zu wachsen. Es ist schon da. Die Finsternis muss nicht erst wieder besiegt werden, sondern sie ist bereits am Vergehen. Ich darf mir die Finsternis eher vorstellen als einen Nebel, der sich verzieht, und dahinter strahlt bereits das Licht. Ich muss nicht warten, mich gedulden und irgendwie durchhalten, bis irgendein Funke des wahren Lichts wieder aufflackert und irgendwann wieder genug Wärme und Helligkeit abgibt. Sondern das Licht ist da, auch jetzt schon.

Ich finde diese dunklen Tage im Dezember ja nicht einfach, und deswegen gefällt mir dieser Gedanke sehr. Dass das Licht nicht weg ist und ich warten muss, bis es wiederkommt. Sondern dass das Licht da ist, auch wenn ich es – noch – nicht sehe. Dass die Sonne nur wie hinter einer dichten Wolkendecke liegt, die bald wieder aufreißt. Das heißt ja dann auch, dass es nicht an mir liegt, dass ich die Finsternis noch durchhalte bis zum Frühling, sondern dass ich an das wahre Licht glauben darf, das tatsächlich schon da ist, auch wenn die Tage jetzt erst mal noch ein paar Wochen lang noch kürzer werden.

Das ist der Sinn der Adventszeit, dieser vier Wochen vor Weihnachten: Das wahre Licht kommt nicht erst, sondern es scheint schon. An Weihnachten wird es dann in der Gestalt von Jesus für alle sichtbar. Aber es ist auch jetzt schon da. An diesem Glauben, an dieser Hoffnung auf das wahre Licht darf ich mich die nächsten Wochen über schon erwärmen und bestrahlen lassen, bis das große Fest da ist und das Licht dann allmählich auch sichtbar wiederkehrt.

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Kommentare (5)

Anne O. /

Eine hilfreiche Entdeckung heute Morgen! Danke!

Hartmut T. /

Wenn ich mit unserem HERRN stille Zeit habe, werde ich oft von SEINEM Licht erfuellt…
Liebe Gruesse von Bartimaeus II

Dagmar D. /

Danke für Ihre Gedanken! Es wird ja gerne behauptet, dass die frühen Christen einfach heidnische Feiertage übernommen haben. Ihre Gedanken hierzu sind für mich ein schönes und logisches Argument in zukünftigen Diskussion über meinen Glauben:) Danke!

Christa /

Mit der Wintersonnenwende beginnt der Winter erst richtig! Was Sie meinen ist die Dunkelheit des Herbstes.

Stefan K. /

Darum müssen wir hier natürlich auch den jüdischen Kalender zu Rate ziehen.
Und der 24 Tag des 9. Monats im jüdischen Kalender entspricht unserem 24 Dezember.
Genau dies Datum gibt Gott als jenes mehr