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Das hätte ich nicht erwartet

Rainer Kunick über Lukas 17,15-16.

Einer aber unter den zehn Aussätzigen, als er sah, dass er gesund geworden war, kehrte er um und pries Gott mit lauter Stimme und fiel nieder auf sein Angesicht zu Jesu Füßen und dankte ihm. Und das war ein Samariter.

Lukas 17,15–16

„Das hätte ich von dem nie erwartet“, sagte ich zu meiner Frau. Wolfgang nörgelte immer. Keiner konnte ihm etwas recht machen. Auch seine Ehe kriselte. Er erzählte mir davon. Ich hörte ihm geduldig zu und half ihm dabei, einmal über sich selbst nachzudenken und auch das Gespräch mit seiner Frau zu suchen.

Ich hatte den Eindruck, dass er das nicht wollte.

Eines Abends brachte er mir eine Flasche Wein vorbei und sagte: „Sie haben mir sehr geholfen mit dem, was sie mir gesagt und geraten haben. Ich will mich bei ihnen jetzt dafür bedanken.“ Das hatte ich von ihm wirklich nicht erwartet.

Im Lukasevangelium ist es ausgerechnet ein Samariter, einer, mit dem fromme Juden nichts zu tun haben wollten, einer, dem sie den rechten Glauben absprachen, der als einziger von den Geheilten Jesus dankt. Im Lukasevangelium Kapitel 17, in den Versen 15 und 16 heißt es: „Einer aber unter den zehn Aussätzigen, als er sah, dass er gesund geworden war, kehrte er um und pries Gott mit lauter Stimme und fiel nieder auf sein Angesicht zu Jesu Füßen und dankte ihm. Und das war ein Samariter.“

Der Samariter vergisst nach der Bitte nicht den Dank, hinter der Gabe der Heilung nicht den Geber, in seinem Glück nicht das Heil. Er erkennt den Heiland, sein Glaube wächst. Jesus bestätigt das ausdrücklich: „Geh hin, dein Glaube hat dir geholfen“ (Vers 19).

Was sind wir doch für vergessliche Leute. Wie oft vergesse ich Gott zu danken, wenn er mich und Menschen, die mir nahestehen, bewahrt hat, beim Autofahren, bei Krankheiten, bei Arbeiten im und am Haus und anderem. Viele Patientinnen und Patienten, die ich im Krankenhaus besuchte, sagten mir: „Wenn ich hier wieder geheilt herauskomme, dann fange ich ein neues Leben an – mit meiner Familie und mit Gott. Wenn ich sie dann nach einiger Zeit in der Stadt traf, erzählten sie mir oft, dass die Therapie der Ärzte erfolgreich war und sie nun wieder fit sind – aber Gott kam nicht mehr vor, auch wenn ich sie behutsam daran erinnerte, was sie mir damals im Krankenhaus gesagt hatten. 

Aber auch das habe ich erfahren: Wo Gott es anders wollte als ich erbeten hatte, wo ich spürte, dass Gottes Wille mit meinen Bitten nicht im Einklang war, wo ich schweres Leid zu tragen hatte, wusste ich mich von Christus gehalten. Der mitleidende Christus kennt auch mein Leid.

Oft sind ja gerade die schweren Zeiten meines Lebens Zeiten intensiver Gotteserfahrung und Christusbegegnung. Wie oft vergesse ich gerade in schweren Zeiten Christus für seine Hilfe und sein Durchtragen zu danken.

Vielleicht muss ich in guten wie auch in schweren Zeiten öfter wie David im Psalm 103 mit meiner Seele reden: Lobe den Herrn meine Seele und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat. Es ist sicherlich gut, wenn ich an jedem Abend einmal innehalte und überlege, wofür ich Gott heute danken kann. Friedrich von Bodelschwingh hat schon recht, wenn er sagt: „Unser Glaube ist gesund, wenn wir das Danken gelernt haben“.

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