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Bürge gesucht

Herbert Laupichler über Hiob 17,3.

Sei du selbst mein Bürge bei dir – wer sonst soll für mich bürgen?

Hiob 17,3

„Sei du selbst mein Bürge bei dir – wer sonst soll für mich bürgen?“ Das ist eine Bitte des leidgeprüften Hiob an Gott. Nachzulesen im Buch Hiob, Kapitel 17, Vers 3.

Hiob war ein frommer Mann, er war sehr reich, hatte große Herden, viel Besitz und eine glückliche Familie – 7 Söhne und 3 Töchter. Doch an einem Abend konfrontieren ihn vier Boten innerhalb kürzester Zeit mit Raub, Zerstörung, Mord und Unglück. Kein Wunder, dass eine niederschmetternde Nachricht bis heute als "Hiobsbotschaft" bezeichnet wird.

An einem einzigen Tag verliert dieser Mann nicht nur seinen gesamten Besitz, sondern erlebt darüber hinaus auch, wie unzählige Menschen, darunter seine zehn Kinder, grauenhaft ums Leben kommen.

Als er anschließend noch von einer schrecklichen Krankheit befallen wird, die Unterstützung seiner Frau und die Achtung seiner Freunde verliert, hält er dennoch an seinem Glauben fest. Hiob ist verlassen, angefeindet, verwundet, machtlos. Wer stellt sich zu ihm? Wer stellt sich vor ihn hin? Wer nimmt ihn in Schutz? Wer bürgt für ihn? Das ist die Frage.

Und mitten in Hiobs Gedanken finden wir einen Hinweis auf die Antwort: Er bittet Gott: Sei du selbst mein Bürge bei dir - wer sonst soll für mich bürgen? Als heutige Losung der Herrnhuter Brüdergemeine.

Hiob bittet, dass Gott selbst für ihn und seine Unschuld bürgt. Denn die Freunde Hiobs meinen, dass Hiob ein großer Sünder sein muss. Und als Strafe deshalb jetzt dieses Leid zu ertragen hat. Doch Hiob ist sich keiner Schuld bewusst und braucht nun einen Bürgen. Einen, der sich als tadelloser Bürge zwischen Gott und Hiob stellen kann. Für Hiob kann das nur Gott selbst sein. Und ich bin erstaunt, dass Hiob trotz vieler Vorwürfe gegen Gott diese Bitte so voll Vertrauen ausspricht.

Und ist Gott als Bürge für Hiob eingetreten? Ich denke schon. Denn wenn sie im Buch Hiob weiterlesen, erfahren sie, dass Gott Hiob reichlich entschädigt. Alles wird wieder hergestellt. Seine Familie, sein Wohlstand, seine Freundschaften und seine Ehre.

In unserer Sprache bedeutet bürgen, dass ich mit meinem Namen einem anderen öffentlich das Vertrauen ausspreche. So springt ein Bürge zum Beispiel für mich ein, wenn ich bei der Bank ein Darlehen aufnehmen muss und nicht die geforderten Sicherheiten bieten kann. Der Bürge muss dann aber auch so vermögend sein, dass er eventuell meine Schulden tilgen kann.

Für jemanden bürgen bedeutete auch im Mittelalter sehr viel. Denn wenn jemand in dieser Zeit in eine andere Stadt zog und dort Bürger werden wollte, brauchte er einen Bürgen. Der mit seinem Namen und seiner Person für ihn bürgte. Der musste dann gegenüber den Ratsherren bestätigen, dass der Bittsteller einem ehrlichen Gewerbe nachging und einen tadellosen Ruf hatte. Dieser Bürge musste natürlich auch selbst absolut zuverlässig sein.

Auch der Apostel Paulus schreibt in seinem Brief an die Christen in der Stadt Philippi von Bürgern. Von Bürgern im Himmel mit einem Bürgerrecht nach einer anderen Übersetzung. Und er meint damit die Christen.

Doch auch um in den Himmel eintreten zu dürfen, braucht es einen Bürgen. Und das ist Jesus Christus. Durch seinen Tod am Kreuz hat Jesus als Bürge für die Sünden der Menschen gesühnt und damit alles erfüllt, was Gott gefordert hat. Er hat die hoffnungslose Sache der Menschen vor Gott auf sich genommen, indem er sein Leben gab.

Jesus verbürgt sich für uns Christen. So dürfen Christen sich mit vollem Recht Himmelsbürger nennen. Ihre ewige Heimat ist der Himmel.

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Kommentare (1)

Georg B. /

Sehr geehrter Herr Laupichler, ich danke Ihnen für die ausgezeichnete Erklärung des Bibelwortes. Sie ist in gleicher Weise verständlich für Hörer, denen die Hiob-Geschichte weniger bekannt ist, wie mehr