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Blickkontakt

Andrea Tschuch über Psalm 16,8.

„Ich habe den HERRN allezeit vor Augen.“ So singt es David in Psalm 16, Vers 8. David hat eine Herzensbeziehung zu Gott. Er freut sich, dass er den wunderbaren Gott Israels kennen und lieben darf. David führt ein bewegtes Leben mit Höhen und Tiefen. Er feiert großartige Siege. Aber er durchlebt auch viele schwere Zeiten. In alldem bleibt er in Kontakt mit seinem Herrn. Sucht bei ihm Schutz und Trost und erlebt immer wieder, wie Gott ihm Halt, Sicherheit und neuen Mut gibt.

Ich denke an einen Urlaub vor zwei Jahren: Ich stehe auf einer Hängebrücke, die ich eben erst betreten habe. Ein langer Weg über einen tiefen Abgrund liegt noch vor mir. Eigentlich kein Problem. Ich leide nicht unter Höhenangst. Hatte mich sogar auf diese Brücke gefreut. Ursprünglich wollten mein Mann und ich noch weiterwandern. Aber wegen der Regenfälle am Morgen sind wir erst spät losgekommen und müssen uns bald schon wieder auf den Heimweg machen. Nun bewundern wir die riesige Brücke, die durch dicke Stahlseile an stabilen Haken in den Felsen verankert ist. „Lass uns wenigstens einmal rüber und wieder zurückgehen“, sage ich zu meinem Mann. „Dann wissen wir schonmal, wie sich das anfühlt, wenn wir in den nächsten Tagen die ganze Wandertour laufen.“

 

Gesagt, getan. Mein Mann läuft los. Ich auch. Dabei fällt mein Blick auf ein Schild. Es informiert mich darüber, dass die Brücke vom Deutschen Alpenverein saniert worden ist. Ich weiß nicht warum, aber mir kommt mein Schwiegervater in den Sinn. Er lebt in einem Dorf in Niedersachsen. Dort hat er nach dem Eintritt ins Rentenalter, zusammen mit anderen rüstigen Rentnern, ehrenamtlich das Dorf verschönert. Bäume gesetzt, Grünanlagen bepflanzt, Zäune repariert, wunderschöne Unterstände und Picknickplätze aus Holz gebaut, und noch manches andere ehrgeizige Projekt in die Tat umgesetzt. Jetzt schaue ich auf das Schild an der Brücke und denke: „Na hoffentlich hat sich ein Profi um die Statik der Brücke gekümmert. Nicht ein paar wohlmeinende, tatkräftige Ehrenamtler.“

Einmal da, werde ich den Gedanken nicht mehr los. Ich schaue abwechselnd auf die Seile, meine Füße, den federnden Brückenboden, in die Ferne und die Tiefe. Meine Knie zittern. Ich fange an zu schwitzen. Weiß nicht, ob ich lachen oder weinen soll. Langsam schiebe ich mich Schritt für Schritt vorwärts und versuche, an Schönes zu denken. Aber vor meinem inneren Auge sehe ich schon, wie die Seile reißen und wir hilflos über dem Abgrund baumeln. „Ok, das reicht.“, sage ich und kehre um.

Nach einer Weile wage ich doch noch einen zweiten Versuch. Mein Mann ist schon wieder auf dem Rückweg. Er sieht mich an, und mir kommt eine Idee. Ich bitte ihn, dass er kehrtmacht und vor mir her über die Brücke läuft. Während ich hinter ihm hergehe, nehme ich meinen Mann in den Blick. Ich schaue nicht auf die Seile, meine Füße oder die Tiefe, sondern nur auf meinen Mann. Und es hilft. Ich entspanne mich. Atme gleichmäßig. Setze ruhig einen Fuß vor den anderen. Bleibe auf dem Rückweg sogar stehen und mache ein Foto. Das ist eine eindrückliche Erfahrung für mich. Ich denke: Wenn schon der Blick auf meinen Mann, der mein Leben nicht retten kann, mir solch eine Sicherheit gibt – wieviel mehr der Blick auf Jesus, den Sohn Gottes.

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Anstoß

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Kommentare (3)

Regina /

Sehr schön, vielen Dank!

Sabine /

Ein sehr anschauliches Wort zum Tag.
Vielen Dank dafür, Frau Tschuch.
Ich habe alles genau vor mir gesehen……

Birgit M. /

Vielen Dank Andrea,
Welche ein wunderbares Bild.
Bilder die Gott auch nutzt, damit es uns Menschen im Gedächtnis und ins Herz bleibt. Das von Dir erzählte Bild bleibt in meinen Herzen, hilft mir auf Gott zu sehen, nicht auf die Umstände.