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Bleiben Sie behütet

Christoph Morgner über Psalm 121,7.

Der HERR behüte dich vor allem Übel, er behüte deine Seele.

Psalm 121,7

In meiner Kinder- und Jugendzeit – es ist lange her – hatte jedes Mädchen in unserem sächsischen Dorf ein eigenes Poesiealbum. Es wurde Verwandten und Bekannten und Mitschülern in die Hand gedrückt, verbunden mit der Bitte, dort etwas Liebenswertes einzutragen. Etwas, das die Erinnerung wachhalten soll.

Bekam ich ein Poesiealbum zum Eintragen, blätterte ich das erst mal durch. Was hatten die anderen vor mir geschrieben? Es sollte ja nichts doppelt drinstehen. Originell wollte ich schon sein! Da gab es sinnige Sprüche und Lebensweisheiten zu bestaunen. Manche hatten sogar etwas Fantasievolles gemalt oder schlicht eingeklebt. Zugegeben: Manches reizte mich auch zum Schmunzeln oder gar zum Lachen. Insgesamt aber überwogen die Wünsche: Gut soll Dir’s gehen. Erfolg sollst du haben – in der Schule, in der Liebe, im Beruf und wo auch immer. Und zu guter Letzt: Vergiss mich nicht, sondern denk an mich in späterer Zeit!

Ein Bibelwort hätte sich gut und gerne für ein Poesiealbum geeignet. Es steht im 121. Psalm: „Der HERR behüte dich vor allem Übel, er behüte deine Seele“.

Was kann man einem anderen Besseres wünschen! Zum Glück geht es hier aber nicht um gute Wünsche, die einer ausspricht. Das hat mit der bedrohlichen Lage zu tun, in der sich ein frommer Pilger befindet. Er hat längere Zeit in Jerusalem zugebracht. Nun begibt er sich auf den Heimweg. Besorgt schaut er auf den Weg, den er vor sich hat: Berge ringsum. Die sind nicht nur steil. Sondern in ihnen hält sich oft übles Gesindel auf, um die Vorbeikommenden auszurauben. „Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen. Woher kommt mir Hilfe?“

Zum Glück bleibt die bange Frage nicht ohne Antwort. Der Beter gibt sie sich selbst: „Meine Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat“. Weil er das weiß, kann er sich nun auf das Gute freuen, das ihm jetzt im Tempel zugesprochen wird: „Der HERR behüte dich vor allem Übel, er behüte deine Seele“.

Dieses Wort ist kein frommer Wunsch, wie man vermuten könnte, sondern eine handfeste Zusage: Gott macht das. Er kümmert sich um dich und hält seine Hand über dir. Er spricht dir seinen Segen auf den Kopf zu.

Nun kann der Beter getrost nach Hause ziehen, so steinig und gefährlich sein Weg auch ausfallen mag. Er geht doch nicht allein! Wer sich das sagen lässt und im Glauben ergreift, muss nicht ängstlich und unruhig nach vorn schauen. Sicherlich, wir haben unsere Zukunft nicht im Griff. Keiner von uns überschaut, was an „Übel“ noch auf ihn zukommen mag, in welcher Form auch immer. Ob es Sorgen sind, die uns einkesseln. Oder eine Krankheit, die uns aus der Bahn wirft. Ob es Probleme mit anderen Menschen sind – der „Übel“ sind viele. Wer weiß, was da noch auf uns wartet!

Aber wenn wir uns bei Gott bergen, gewinnt die Zuversicht die Oberhand. „Ich bin bei euch alle Tage, bis an der Welt Ende“, verspricht uns Jesus. In seiner Nähe sind wir behütet. Martin Luther konnte sagen: „Glaubst du, so hast du“. Das gilt auch hier. Wir werden so viel an Zuversicht aufbringen, wie wir uns vertrauensvoll bei unserem Gott und Heiland bergen. Dort wissen wir uns in besten Händen – wie’s auch noch mit uns kommen mag.

Als Behütete können wir es einem anderen zusprechen, ja sogar ins Poesiealbum schreiben - als Wunsch und Gebet: „Der HERR behüte dich vor allem Übel, er behüte deine Seele“. Bleiben Sie behütet!

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Kommentare (1)

Christoph D. /

Bis jetzt dachte ich, die Wallfahrtslieder werden auf dem Weg nach Jerusalem gesungen / gebetet. Das Behütetsein durch Gott gilt vermutlich für Hin- und Rückweg.