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/ Wort zum Tag

Bezugsschein für den Himmel?

Albrecht Kaul über Johannes 1,12.

Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden: denen, die an seinen Namen glauben.

Johannes 1,12

Ich muss in der dritten Klasse gewesen sein. Die abgetragenen Schuhe meiner älteren Schwester passten mir kaum noch und sie lösten sich auch langsam in ihre Bestandteile auf. Neue Schuhe waren nicht zu bekommen, es gab in der Mangelwirtschaft der DDR halt keine oder nur selten und meist kam man zu spät ins Geschäft. Da überraschte mich die Lehrerin mit einem Bezugsschein für ein Paar Winterschuhe. Mit diesem Schein ging man dann in den Schuhladen und bei der nächsten Lieferung wurde ein Paar für mich reserviert. Bezahlen mussten sie meine Eltern trotzdem, aber ich war stolz und wurde auch ein wenig vom Rest der Klasse beneidet.

Einen Bezugsschein für den Himmel gibt es nicht, aber eine bemerkenswerte Aussage im 1. Kapitel des Johannesevangeliums, Vers 12. Da heißt es: „Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht Gottes Kinder zu werden; denen, die an seinen Namen glauben.“

In diesem Vers sind einige bemerkenswerte Worte enthalten. Johannes redet hier von Aufnehmen, Christus aufnehmen, ihn in unser Leben aufnehmen. Also nicht, wer einmal getauft wurde, wer den Pfarrer freundlich grüßt oder seine Brötchen bei der Diakonie verdient, ist hier gemeint – sondern „die ihn aufnehmen“, die ihn in ihrem Leben willkommen heißen, die mit Jesus leben und ihm ihr Vertrauen schenken. Aufnehmen meint hier, Jesus in alle Lebensbereiche hineinnehmen, ihm die Regie über das eigene Leben übergeben. Solchen – denen gibt er Macht. Nicht eine Macht, andere zu unterdrücken oder wirtschaftlich erfolgreich zu sein, sondern man übersetzt dies Wort eher mit: Denen gab er Vollmacht, er gab ihnen das Recht, die Tatsache, das Privileg, Gottes Kind zu sein.

Was ist das für ein Hammer: Kind Gottes zu sein. Alle Menschen sind Geschöpfe Gottes, die Braven, die Ganoven, die Spötter, Hipster und die Frommen – aber Kinder Gottes, das ist wie ein Bezugsschein zum Himmel, zum Reich Gottes. Gottes Kinder, also nicht Stiefkinder, auch nicht angenommene Kinder, sondern Gottes ureigene Kinder. Lassen Sie das mal auf sich wirken: Sie dürfen Gottes Kind sein – mit allen Rechten und Zugehörigkeiten. Sie leben nicht nur in der Abhängigkeit von Gott, sondern sie haben Anteil an ihm. Sie dürfen zur glücklichen Familie Gottes gehören, weil sie ihn in ihr Leben aufgenommen haben und ihm glauben.

Die Lieder der schwarzen Plantagensklaven in Amerika, die meist Christen waren, haben in ihren Liedern, den Spirituals, das oft mit einfachen Worten ausgedrückt. Man spürt den Liedern die Freude ab, im Reich Gottes Gerechtigkeit zu bekommen und Lohn für Dinge, von denen sie in ihrem ärmlichen Leben nur träumen konnten.

Vielleicht hängt es mit meinen damals so wichtigen Schuhen zusammen, dass mir ein Spiritual besonders gefällt:

„Ich bekomme Schuhe, du bekommst Schuhe. Alle Kinder Gottes bekommen Schuhe. Wenn ich in den Himmel komme, werde ich meine Schuhe nehmen und überall in Gottes Himmel herumlaufen. Himmel, Himmel, jeder spricht vom Himmel, aber nicht jeder kommt hin. Ich werde durch Gottes ganzen Himmel laufen.“

Spüren Sie etwas von der Freude, Gottes Kind zu sein?

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Anstoß

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Kommentare (6)

Rainer K. /

Vielen Dank, lieber Herr Kaul, für die tolle Auslegung. Das Spiritual haben meine Frau und ich auf Youtube angehört.

Judith /

So eine schöne Andacht! Die Bibelworte selbst durchlebt und lebendig erzählt.
Keine theoretische Abhandlung, sondern gelebter Glaube!
Da geht die Sonne auf.
Vielen Dank! Gern noch mehr davon.
Wir können es alle gebrauchen.

Jacqueline G. /

Herrlich ist diese Andacht! Danke!

Corinna /

Vielen Dank für die freudigen, hoffnungsvollen Worte. Ja, ich spüre die Freude. Vielen Dank. Gott segne Sie.

Johan H. /

@Renate: suche nach "I got shoes".
Und danke, Herr Kaul, für die schöne "Andacht"!

Renate Katharina F. /

Lieber Herr Kaul,
Bitte nennen Sie mir den Originaltitel und Gruppe dieses Spirituals: ich bekomme neue Schuhe....", damit ich ihn in YouTube finde.
Vielen Dank
Weiterhin Gottes Segen
Renate F.