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/ Wort zum Tag

Beten wie es einem ums Herz ist

Bernhard Scharrer über Psalm 35,28.

Meine Zunge soll reden von deiner Gerechtigkeit und dich täglich preisen.

Psalm 35,28

„Meine Zunge soll reden von deiner Gerechtigkeit und dich täglich preisen.“ Mit diesen Worten beendet David ein Gebet, das in der Bibel als Psalm 35 aufgeschrieben ist. „Wieder einer der zahlreichen Lob- und Dankpsalmen“, dachte ich zuerst, als ich den Vers gelesen hatte. Aber dann las ich den ganzen Psalm durch und stellte fest, dass es sich ganz anders verhält.

David ist in großer Not und Bedrängnis durch feindlich gesinnte Menschen. Er fleht Gott an, mit seinen Feinden abzurechnen. David hat kein Verständnis dafür, dass er vor Menschen fliehen musste, die ihn grundlos töten wollten. Sein Ruf nach Gottes Eingreifen und Bestrafung war aufrichtig und entsprang nicht dem persönlichen Wunsch nach Rache. Es war David ein ernstes Anliegen, dass Gottes Maßstäbe im ganzen Land durchgesetzt würden. So sagte er auch, dass er nicht selbst Rache nehmen will, sondern die Sache Gott überlässt. Aber er machte Gott im Gebet auch Vorschläge, wie das aussehen könnte. Dabei ist er nicht zimperlich, wenn er Gott bittet: „Zücke Schwert und Streitaxt gegen meine Verfolger.“ (V.3)

Das mag für manchen befremdlich klingen. Aber es ist ein Zeugnis dafür, dass wir Gott im Gebet alles sagen dürfen, was wir auf dem Herzen haben. Beim Beten geht es nicht darum, wohlgeformte Sätze zu formulieren. Es geht nicht darum, diplomatisch korrekt zu reden. Nein, von David können wir lernen, dass wir im Gebet reden können, wie uns der Schnabel gewachsen ist und dabei kein Blatt vor den Mund zu nehmen brauchen.

Es scheint mir so, als ob David seinen ganzen Frust loswerden musste. Er hatte nur das Beste im Sinn, wollte ganz treu den Auftrag Gottes erfüllen. David wollte gerecht handeln und zum Wohl der Menschen wirken. Statt Anerkennung bekam er Feindschaft zu spüren. „Sie lästern und spotten über mich, sie rotten sich zusammen zum Schlag gegen mich“ (V. 15 + 16), so klagte er Gott sein Leid.

Das musste David loswerden. Dabei hörte er aber nicht auf, Gott zu vertrauen. Das erlittene Unrecht, die falschen Anklagen, die feindselige Verschwörung führten nicht dazu, dass er selbst zu den Waffen griff und sich Recht verschaffen wollte. „Herr, mein Gott, verhilf mir zum Recht nach deiner Gerechtigkeit“ betete er (V. 24). Und dabei rechnete er fest damit, dass Gott eingreifen würde. So beendete er das Gebet mit dem Entschluss: „Und meine Zunge soll reden von deiner Gerechtigkeit und dich täglich preisen.“

Wie oft erleiden auch heute Menschen Unrecht, werden gemobbt, verleumdet, falsch beschuldigt, müssen die Coronakrise mit ausbaden, obwohl sie sich an die Regeln gehalten haben? Vielleicht geht es auch manchem Zuhörer so. Dann lassen Sie sich doch von Davids Beispiel leiten. Reden Sie sich allen Frust von der Seele. Sagen Sie Gott ganz unverblümt, wie es ihnen zumute ist. Aber halten Sie auch fest am Vertrauen, dass er Ihnen beistehen wird.

Dabei sind Sie ja nicht auf sich allein gestellt. Selbst wenn Sie keinen Menschen haben, der Ihnen seelsorgerlich zur Seite steht, haben Sie doch Jesus an der Seite. Und wer kann Menschen, die Unrecht erleiden, besser verstehen als Jesus Christus? Hat er doch in einem Maße wie kein anderer Unrecht erlitten und blieb dabei geduldig und sanftmütig. Er versteht uns und will uns helfen.

Und wir können mit David bekennen: „Meine Zunge soll reden von deiner Gerechtigkeit und dich täglich preisen.“

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Kommentare (3)

Alfred A. J. /

Dieses Wort zum Tag hat mir sehr gut gefallen. Eine gute Hilfestellung. Danke

Bravehart /

Genau das habe ich heute gebraucht, Gott redet in so wunderbaren unterschiedlichen weißen mit uns.

Heiden /

Richtig gut! Eine sehr klare und gute Botschaft! Danke