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Beschenkt

Ulrich Mack über Apostelgeschichte 17,25.

Gott lässt sich nicht von Menschenhänden dienen, als ob er etwas nötig hätte; er ist es ja, der allen Leben und Atem und überhaupt alles gibt.

Apostelgeschichte 17,25

Ein Pfarrer besuchte einen Kranken. Die beiden kamen ins Gespräch über Leben und Sterben, über Gott und Ewigkeit. Was bringt ein Mensch mit, wenn er zu Gott kommt? Auf einmal greift der Patient hinüber zu seinem Nachttisch, zieht eine Schublade auf – und zeigt stolz auf die vielen Spendenbescheinigungen, die er dort gesammelt hat. So, als ob er sagen wollte: „Sehen Sie, Herr Pfarrer, ich tue Gutes. Ich gebe von dem, was ich habe, und das muss doch Gott wohl anerkennen“.

Sind wir jetzt nicht zu kritisch mit dem Kranken. Denn zum einen ist es gut und richtig, zu spenden. Viele Werke und Einrichtungen brauchen es.

Und zum anderen ist es gut, sich ehrlich zu fragen: Steckt etwas von der Geste dieses Kranken auch in mir? Interessant ist ein Blick in die Religions­geschichte. In vielen Kulturen und Religionen steckt der Gedanke: Ich bringe einer Gottheit etwas, und das muss sie doch anerkennen. Die Ansicht: Ich gebe etwas, damit das Schicksal es gut mit mir meint. Oder anders ausgedrückt: Ich diene Gott, damit er mir gnädig ist.

Über diese Haltung ärgert sich Paulus. Sie entspricht ganz und gar nicht dem Evangelium von Jesus Christus. Eine Szene in der Apostelgeschichte schildert das.

Da kommt Paulus nach Athen. Er schaut sich in der berühmten Stadt um. Ungezählt viele Tempel sieht er da, bunte Götterstatuen aus Holz und Stein in jeder Größe, alles, um Götter zu beeindrucken. Und dann die Opferaltäre, ob am Eingang oder im Inneren der Tempel: Menschen verneigen sich, bringen etwas – ein Tier oder Geld oder etwas anderes, sie bringen es und hoffen, dass es den Göttern gefällt. Um deren Wohlwollen geht es schließlich, um ihre Gunst zu gewinnen – darum all die Tempel und Opfergaben.

Paulus beobachtet das und erklärt dann den religiös-interessierten Athenern: „Ich sehe, dass ihr die Götter in allen Stücken sehr verehrt“. Paulus nimmt wahr, wie sie sich bemühen. Wie sie Angst haben, eine Gottheit zu vergessen und darum auch “dem unbekannten Gott“ einen Altar bauen. Aber lässt Gott sich so beeindrucken? Durch schöne Bilder oder durch das, was wir ihm geben? Macht er seine Güte abhängig davon, was wir großzügig opfern? Paulus antwortet: Gott, „der Herr des Himmels und der Erde, … er lässt sich nicht von Menschenhänden dienen, als ob er etwas nötig hätte; er ist es ja, der allen Leben und Atem und überhaupt alles gibt“.

Da bringt es Paulus auf den Punkt: Gott ist größer. Er lässt sich nicht mit Bildern aus Menschenhand fassen, und er lässt sich nicht quasi bestechen durch Opfergaben. Ihm dienen, damit er gnädig ist – das hat Gott nicht nötig. Sondern umgekehrt: Weil Gott gnädig ist, darum bringen wir ihm Lob und Dank. Wir können lieben, weil wir Geliebte sind. Wir können schenken, weil er uns beschenkt – mit Leben, Atem, überhaupt allem.

Darum hat Paulus nichts gegen Dankopfer – so wie er sie auch vom Jerusalemer Tempel kennt. Sie sind Ausdruck der Freude darüber, was Gott schenkt. Doch die Güte Gottes zu erwerben – darum müssen wir uns nicht krampfhaft bemühen. Die hält Gott für uns bereit. Das Opfer dafür müssen wir nicht bringen. Das hat Gott selbst gebracht. So sehr hat er die Welt geliebt, dass er seinen Sohn für uns gab. Mit dieser Güte können wir befreit leben und auch getrost sterben. Ob das jener Kranke für sich verstanden hat, als der Pfarrer ihn besuchte? Ich hoffe es – und ich wünsche es Ihnen.

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Anstoß

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Kommentare (2)

Veronika G. /

Hallo Ihr Lieben ,bei dieser Andacht sind mir wieder die Tempel auf den Höhen Sizilien in den Sinn gekommen ,der Reiseführer hat uns erklärt: dort wurden Menschen geopfert, oft auch Kinder um ihre mehr

Constanze G. /

Ich werde nur mit Gottes Güte befreit leben,auch wenn es mir im Moment schwerfällt........wie innig meine Gebete, wie intensiv meine Verbindung zu ihm,und dennoch desöfteren krankheit,Unglück, mehr