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/ Wort zum Tag

Ausdauer ist gefragt

Rainer Heuschneider über Kolosser 4,2.

„Seid beharrlich im Gebet“ – so schreibt es Paulus im Kolosserbrief (Kapitel 4, 2). Das heißt: Betet regelmäßig! Haltet standhaft am Gebet fest. Habt Ausdauer! Nun ist Ausdauer in vielen Lebensbereichen erforderlich. Nicht nur für den Höchstleistungssportler, sondern auch für den Hobbyläufer. Ohne Ausdauertraining ist der nächste Muskelkater vorprogrammiert. Selbst beim Zähneputzen ist eine Regelmäßigkeit vordringlich. Wer nur alle zwei Monate zur Zahnbürste greift, für den wird der nächste Zahnarztbesuch ein Fiasko.

Wenn Paulus hier von der Beharrlichkeit im Gebet spricht, dann meint er damit aber keine unbequeme Pflichterfüllung. Für einen Christen ist das Gespräch mit Gott ein unermessliches Privileg. Tag für Tag, Stunde für Stunde darf ich mit dem Schöpfer und Herrn dieser Welt im Gespräch sein. Quasi: „24 Stunden online“.

Ein Vorrecht, das Gott sonst keinem anderen Geschöpf unserer Welt zubilligt. Er hat rund um die Uhr ein offenes Ohr für mich. Gleichzeitig verbinde ich mich im Gebet mit dem Kraftstrom Gottes. Wie ein Embryo durch die Nabelschnur mit der Mutter verbunden ist, so bin ich im Gebet im engsten Kontakt zu meinem Schöpfer. Deshalb meint der Apostel mit der „Beharrlichkeit im Gebet“ in keiner Weise nur eine Pflichterfüllung.

Schade aber, wenn mancher das Gebet nur wie einen Feuerlöscher nutzt. Zum Feuerlöscher greife ich erst dann, wenn es brennt. Sicher darf ich in all meinen Nöten, meinen SOS-Rufen, zu Gott kommen. Aber das beharrliche Gebet bedeutet noch viel mehr: Das Gespräch mit Gott am Anfang des Tages, das Tischgebet beim Frühstück, das Loblied, wenn ich zur Arbeit fahre, das Stoßgebet, wenn ich wieder keinen Parkplatz finde, ein Psalmgebet mal so zwischendurch und viele, viele Dankgebete bei allem, was gelingt. Natürlich bleibt auch Raum, Gott meine Zweifel und offenen Fragen zu nennen, mit ihm meine Trauer zu teilen. Rund um die Uhr hat Gott ein offenes Ohr, ein offenes Herz für mich.

 Noch ein letztes: In der Beharrlichkeit meines Gebetes zeigt sich meistens auch die Ernsthaftigkeit meines Anliegens. Sicherlich rede ich mit Gott mit der Bitte aus dem Vater Unser: „Dein Wille geschehe“. Gott hat den besseren Überblick über mein Leben. Aber wer nicht locker lässt mit seiner Bitte, der erwartet auch noch etwas von Gott.

Der Hamburger Theologieprofessor Helmut Thielicke drückte es sinngemäß einmal so aus: „Wer nicht ‚beharrlich‘ betet, der gleicht einem Menschen, der unverschuldet im Gefängnis sitzt. Aber statt um Freiheit bittet er nur um einen warmen Perserteppich, weil der Fußboden so kalt ist“.

Deshalb: Erwarten Sie etwas von Gott! Haben Sie Ausdauer!

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Ihr Kommentar

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Kommentare (3)

Petra /

Vielen Dank für diese gelungene Auslegung! Besonders die Bilder von der Nabelschnur und dem Perserteppich will ich mir merken, es ist beides so treffend!

Stefan H. /

Lieben Dank für diese ermutigende Botschaft. Es ist (wirklich) nicht so einfach, Monat für Monat für die Familie u.a. zu beten.
Anbei: der Theologe heißt Helmut Thielicke

Silvia B. /

Sehr geehrter Herr Heuschneider,
vielen Dank! Vor allem fuer die Ermutigung, von Gott etwas zu erwarten im Gebet!
Gottes Segen Ihnen und dem ganzen Team von Erf.
Viele Gruesse aus Sachsen...