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Aufforstung gefragt

Simon Diercks über Hebräer 6,7.

Denn die Erde, die den Regen trinkt, der oft auf sie fällt, und nützliche Frucht trägt denen, die sie bebauen, empfängt Segen von Gott.

Hebräer 6,7

Ich stand an dem Platz, an dem ich wenige Wochen zuvor mit meinen Kindern eine Hütte im Wald errichtet hatte. Nur war der Wald nicht mehr da.

Die zunehmend milden Winter führen in meiner Region dazu, dass ganz schnell ganze Landschaftsstriche kahl sind, weil die als Nutzwald vor langer Zeit hier in Fläche gepflanzten Fichten der zunehmenden Trockenheit nicht standhalten und sich des Borkenkäfers nicht erwehren können.

Also stehe ich einen Tag vor der Geburtstagsfeier meines Sohnes - eine Schatzsuche im Wald ist geplant - vor einer wüsten Fläche abgeholzten Waldes. Alle Pläne, die ich schon im Kopf hatte, haben sich auf einmal erledigt und mir wird klar: Ich brauche einen neuen Ort für meine Pläne und dieser Wald braucht Aufforstung und Zeit.

Mitten in der Pandemie erleben Sie vermutlich auch so plötzliche Abholzungen – nur nicht im Wald.

Der gewohnte Gang zum Gottesdienst bleibt manchen verwehrt, weil dieser nicht oder auf ungewohnte Art und Weise online stattfindet. Das bereichernde Treffen mit Freunden wird einmal mehr abgesagt, weil wieder irgendjemand Kontakt mit Covid-19 hatte. Das vergangene Weihnachtsfest war so ganz anders als alle bisher. Der tägliche Kontakt mit den Nachbarn oder Kollegen hat sich auf ein Corona-konformes Minimum reduziert. Die alltägliche Zeit mit Gott wird durchkreuzt von all dem, was in Familie und Alltag auf einmal neu zu organisieren ist. Oder die Einsamkeit saugt die Lebensfreude aus den Tagen.

Da stehen wir dann auf einmal vor unserem biographischen Kahlschlag und stellen fest: Wir brauchen neue Orte, um Beziehungen, Alltag und Glaubensleben zu gestalten.

Inmitten des Kahlschlags meiner Rituale, Gewohnheiten und Sicherheiten stehend, macht mir der Schreiber des Hebräerbriefs Mut:

„Die Erde, die den Regen trinkt, der oft auf sie fällt, und nützliche Frucht trägt denen, die sie bebauen, empfängt Segen von Gott.“ (Hebräer 6,7)

So karg der nackte Hang auch aussieht, wo unsere Hütte im Wald stand, er ist nicht tot. Das ist nicht der Untergang des hessischen Waldes, sondern zeigt nur – wie mir ein Förster erklärte - dass hier zu stark auf schnelle Ergebnisse gezielt wurde. Fichten sind das am schnellsten wachsende Nutzholz, ein gepflegter Mischwald ist viel widerstandsfähiger. Und so braucht der Wald Aufforstung und Zeit. Neue, widerstandsfähigere Baumarten müssen gepflanzt werden und eine neue Waldkultur muss heranwachsen.

So auch in meinem Leben und Glauben:

Der Kahlschlag zeigt mir, wo in meinem Leben die Dinge zu sehr auf schnelle Ergebnisse ausgelegt sind und wo ich mehr Vielfalt brauche. Ich muss neue Gewohnheiten pflanzen, Alltag, Beziehungen und Glauben zu leben und zu pflegen.

Für mich bedeutet das zum Beispiel: ein Sonntagmorgen zu Hause, an dem zuerst unsere Kinder und danach wir Erwachsenen online Gottesdienst feiern. Treffen mit guten Freunden nicht im Restaurant sondern unter freiem Himmel. Gott erleben nicht auf Konferenzen, Konzerten oder anderen Veranstaltungen, sondern ganz allein in der Stille. Und für Sie?

Ich weiß nicht, was in dieser krassen Zeit Ihre Wüstenabschnitte sind und Ihr biographischer Kahlschlag ist. Aber ich mache Ihnen mit dem Hebräerbriefschreiber Mut: Nur weil Teile ihres Lebens wüst daliegen, sind Sie nicht tot. Mit Gottes Hilfe und Segen können Sie Neues pflanzen: neue Gewohnheiten, neue Lebensräume für die Beziehung mit Jesus. Und Gottes Zusage, dass er seinen Segen dazu gibt, gilt auch während Corona.

Die Schatzsuche im Wald wurde doch noch ein voller Erfolg und wir haben ein neues Waldstück erobert. Und ich bin voller Hoffnung, dass auch die braune Wüste wieder zu einer grünen Landschaft wird. Gott sei Dank.

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Kommentare (1)

Nesia A. /

Dieser Text habe ich genau heute gebraucht. Das traf bei mir den Nagel auf den Kopf. Durch die Auslegung habe ich mich sehr angesprochen gefūhlt und gehe zuversichtlich on den Tag. Ich weiß : Gott ist da. Immer und überall.