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/ Wort zum Tag

Willkommen an Bord

Heiko Bräuning über Markus 4,38-39.

Die Jünger weckten Jesus auf und sprachen zu ihm: Meister, fragst du nichts danach, dass wir umkommen? Und er stand auf und bedrohte den Wind und sprach zu dem Meer: Schweig! Verstumme! Und der Wind legte sich und es ward eine große Stille.

Markus 4,38–39

Lassen Sie uns gemeinsam in See stechen. Machen Sie es sich bequem.

Obwohl, so richtig bequem war es in unserem Lebensboot eigentlich noch nie, oder? Wenn die Stürme toben, wenn die Wellen haushoch sind, wenn sich unter uns Abgründe auftun. Wenn man seekrank wird. Wenn man den Halt verliert. Wenn man sich vorkommt, als sei man statt des Steuermannes nur ein kleiner Bootsjunge, der für jeden das Deck schrubben darf. Wenn man gegen die Strömung rudern muss und den Eindruck hat, man kommt einfach überhaupt nicht vorwärts. Wenn man plötzlich merkt, man kommt vom Kurs ab. Und noch dazu scheint das Boot nicht ganz dicht zu sein, überall dringt Wasser ein. Es droht höchste Gefahr, dass man sinkt.

Was soll man aber auch erwarten können, wenn man mit so einem kleinen Ruderboot unterwegs ist? Wenn man selber rudern muss, mutterseelenallein. Wenn man nicht, wie manch andere, eine feudale Yacht besitzt, durch die man die Meere durchkreuzen kann. Das ist alles, was mir zur Verfügung steht: Ein schäbiges, abgewracktes, kaum mehr seetüchtiges, kleines Boot.

Es ist so mühsam, es ist so aussichtslos, an ein rettendes Ufer zu gelangen, wenn einem ständig die Sicht durch den Nebel behindert wird. Wenn man allein auf hoher See auf sich gestellt ist. Das Rudern kostet so unendlich viel Kraft. Schlaflose Nächte liegen hinter mir. Erschöpfung pur. Fängt die neue Woche an, ist wieder mal Montag, fühle ich mich schon komplett überfordert und lustlos. Was ist bloß los? Was bleibt mir noch?

Wie konnte es zu dieser Krise kommen? Hätte ich sie nicht vermeiden können? Vielleicht liegt das Geheimnis einfach in einem kleinen Satz, den Jesus seinen Jüngern sagte, als sie ein paar Tage zuvor ein Boot charterten!

Da lese ich im Markusevangelium, Kapitel 3, Vers 9: „Und er sagte zu seinen Jüngern, sie sollten ihm ein kleines Boot bereithalten.“

War das mein Versäumnis? Habe ich genau das verpasst? Dass ich mein kleines Boot für ihn bereithalten soll? Ich bin versehentlich, vermeintlich allein in See gestochen. Ich habe alleine versucht, das Meer zu bezwingen. Die Stürme zu überwinden. Den Wellen zu trotzen. Allein. Mutterseelenalleine. „Und er sagte zu seinen Jüngern, sie sollten ihm ein kleines Boot bereithalten.“

Mein Boot als Jesusträger. Mein Lebensboot trägt nicht in erster Linie schwere Last und leidvolle Umstände. Mein Lebensboot steht für Jesus bereit. Damit ich ihn dort hinbringe, wo er gebraucht wird.

Ich will Jesus mein Boot zur Verfügung stellen. Er weiß um die Schwachstellen. Er kennt mein Boot. Er weiß, auf was er sich einlässt. Was Besseres habe ich nicht, kann ich nicht, bin ich nicht. Und genau damit begnügt er sich, um seine Gunst zu beweisen. Auch wenn es noch so ein alter Kahn ist, ein unwürdig erscheinendes Wrack: Es kann zum Träger der Hoffnung werden. Zum Licht-der-Welt-Träger.

Und plötzlich schreibt mein kleines Boot Geschichte: 1. Es kommt ein Schiff, geladen bis an sein’ höchsten Bord, trägt Gottes Sohn voll Gnaden, des Vaters ewigs Wort. Das Schiff geht still im Triebe, es trägt ein teure Last; das Segel ist die Liebe, der Heilig Geist der Mast. So hat es im 15. Jahrhundert der Mystiker Johannes Tauler geschrieben.

Damals, in der Mystik, hat man die schwangere Maria mit einem beladenen Schiff verglichen. Heute können wir uns alle mit so einem beladenen Schiff vergleichen. Wir alle haben die gleiche Erfahrung gemacht.

„Und er sagte zu seinen Jüngern, sie sollten ihm ein kleines Boot bereithalten.“

Ja, ich möchte mein kleines Boot Jesus bereithalten, ihm zur Verfügung stellen. Gerade in Zeiten der Seenot, stürmischer Zeiten, wo mir das Wasser schon zum Hals steht. Ich lade ihn ein, an Bord zu kommen. Und wenn er sich hinten im Boot erstmal hinlegt und sich ausschläft: egal. Hauptsache uns ist bewusst: er ist im Boot. Ich darf ein Jesusträger sein. Ich weiß: Wenn er aufsteht, wenn er zu dem Meer spricht: „Schweig und verstumme!“, dann wird der Wind sich legen und es wird eine große Stille entstehen.

Zusammen mit Jesus in einem Boot: An einem Strang ziehen, aufeinander angewiesen sein, eine schwierige Lage mit vereinten Kräften meistern. Mit ihm in der Lage sein, Lasten zu tragen und Hoffnung zu den Menschen zu tragen!

Ihr Kommentar

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Kommentare (5)

Ulli /

Tolle Einladung, lebendige Nachricht, gern täglich mehr davon ....

Julia /

So ist es. Was für eine schöne und lebendige Andacht. Vielen Dank, Herr Bräuning.

Deborah /

So eine schöne Andacht und was für ein hoffnungsfrohes Bild!
Ich bin begeistert.
Und wie gut, dass Jesus sich mit einem kleinen wackeligen Fischerboot zufrieden gibt und keine mondäne Yacht für sich beansprucht!

Manfred S. /

Im positiven Sinne: Typisch Heiko Bräuning. Es ist immer wieder beeindruckend, wie einfühlsam und verständlich er Bibeltexte vermittelt. Danken wir Gott, dass Er ihm diese Gabe geschenkt hat.

Corinna /

Vielen Dank!Was für eine schöne Andacht und Perspektive. Tolle Stimme.