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/ Wort zum Tag

2. Mose 23,2

Gedanken zu Losung/Lehrtext des Tages.

Du sollst der Menge nicht auf dem Weg zum Bösen folgen und nicht so antworten vor Gericht, dass du der Menge nachgibst und vom Rechten abweichst.

2. Mose 23,2

Geht ihnen das vielleicht auch manchmal so? Ich lese eine Pressemeldung oder sehe einen Bericht im Fernsehen. Es wird über irgendeinen Missstand berichtet. Irgendjemand hat etwas Schlimmes angerichtet. Der Kommentator stellt das Unrecht heraus. Und ich stimme der Darstellung ganz schnell zu: So ein schlimmer Mensch. So ein schlimmes Verhalten. Wie kann man nur? Und ich klopfe mir selber heimlich auf die Schulter, weil ich ja besser bin. Und ich freue mich, dass das Fehlverhalten aufgedeckt wurde und der Beschuldigte eins öffentlich übergebraten bekommt. Das sage ich natürlich nicht laut, weil es sich ja nicht gehört.

Aber dann kommen weitere Meldungen. Ich sehe mich in meiner Haltung bestätigt. Ich denke ja wie die Mehrheit. Und wenn irgendwo das Gespräch darauf kommt, dann stimme ich natürlich mit ein. Ich verurteile denjenigen, der erst durch die Medienlandschaft getrieben und dann durch den Kakao gezogen wird. Und im Hintergrund bin ich auch noch froh, dass ich nicht selber so vorgeführt werde.

Es ist ja immer ein gutes Gefühl, auf der Siegerseite zu stehen. Es lebt sich leichter, wenn ich weiß: Ich stehe mit meiner Meinung nicht alleine. Es tut gut, zur Mehrheit zu gehören. Das passiert auf jedem Schulhof: Kaum ist einer negativ aufgefallen, schon finden sich viele, die mit Fingern auf ihn zeigen. Und ganz schnell ist er der Außenseiter. Und ganz schnell finden sich viele andere zur einheitlichen, ablehnenden Masse zusammen. Das passiert ebenso in Betrieben, Dorfgemeinschaften, Vereinen … vielleicht auch in Gemeinden.

Im 2. Buch Mose heißt es: „Du sollst der Menge nicht auf dem Weg zum Bösen folgen“. - Aha. Die Menge kann also auch auf dem Weg zum Bösen sein. Die Mehrheit muss nicht immer Recht haben. Das ist ein Schwachpunkt der Demokratie, auch wenn ich sonst kein Gegner der Demokratie bin. Aber auch eine Mehrheit kann irren. Eine Mehrheit kann auf dem Weg zum Bösen sein.

Es war eine Mehrheit, die am Sinai das Goldene Kalb bejubelt hat. Mose stand als Einzelner dagegen.
Es war eine Mehrheit, die von Pilatus die Kreuzigung Jesu gefordert hat. Keiner stand Jesus bei.
Es war eine Mehrheit, die vor 80 Jahren Hitler gewählt hat und später dem „totalen Krieg“ zugejubelt hat.

In der DDR hatte die Sozialistische Einheitspartei immer die Mehrheit hinter sich, weil die Meisten zur Wahl in der anonymen Masse untertauchten. Das funktioniert übrigens auch mit Uniformen. Menschen werden uni-formiert, gleich geformt. Und sie sehen sich damit dann oft weit weniger persönlich verantwortlich. Es war leider auch eine Mehrheit der Deutschen, die die Ausgrenzung der Juden und die Pogrome haben geschehen lassen. In der Masse war man sicherer.

Und die Massenmedien bestärkten darin: Wir sind die Guten. Die anderen sind die Schlechten. Wir sind im Recht. Es waren nur wenige, selbst in der Kirche, die das Unrecht sahen. Es waren nur wenige, wie Dietrich Bonhoeffer, die das Unrecht benannten und die den Mut hatten, dagegen Position zu beziehen.

Wie wenige haben damals durchblickt, was ihnen vorgesetzt wurde? Und ich frage mich oft: Wie viel durchschaue ich von dem, was die Medien uns heute vorsetzen und wohin sie uns lenken wollen? Ich bitte Gott, uns immer wieder die Augen für die Wahrheit und für das Recht zu öffnen. Und ich bitte Gott um Mut, gegen den Trend und die Mehrheit zu stehen.

Übrigens: Der Bibelvers geht sogar noch weiter: „Du sollst der Menge nicht auf dem Weg zum Bösen folgen und nicht so antworten vor Gericht, dass du der Menge nachgibst und vom Rechten abweichst.“

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Anstoß

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Kommentare (1)

Cornelius H. /

Sie geben mit den Hinweisen auf die "erfolgreichen" sozialistischen Diktaturen ein Beispiel, wie die Übernahme einer geläufigen Mehrheitsmeinung passiert. Nach meinem offenbar Minderheitswissen haben mehr