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/ Wort zum Tag

2. Chronik 15,2

Gedanken zu Losung/Lehrtext des Tages.

Wenn ihr den HERRN sucht, wird er sich von euch finden lassen. Werdet ihr ihn aber verlassen, so wird er euch auch verlassen.

2. Chronik 15,2

Ich sitze einer Frau gegenüber, die ich gerade erst kennenlernte. Sie ist über 80 und stellt sich mir als ein treues Mitglied ihrer Kirchengemeinde vor. Im Gespräch kommen wir irgendwie aufs Sterben zu sprechen. Da offenbart sie mir, dass sie nicht an ein Leben nach dem Tod glaubt. Obwohl niemand sonst unserem Gespräch zuhört, wird sie leiser und flüstert fast: „Nein, das gibt es doch nicht. Glauben Sie das etwa wirklich?“ – Mir ist dieses Gespräch noch lange nachgegangen. Da lebt jemand fast sein ganzes Leben in einer christlichen Tradition, hat schon unzählige Male das Glaubensbekenntnis mitgesprochen, in dem es ja unter anderem heißt: „Ich glaube an … die Auferstehung der Toten“, um dann doch zu zugeben: „Ich glaube das eigentlich nicht.“ Bildlich gesprochen, trägt da jemand in sich Inseln des Unglaubens. Vielleicht musste meine Gesprächspartnerin das endlich einmal offen aussprechen.

Ich habe mich daraufhin gefragt, wie vielen Menschen es auch so geht. Man feiert jedes Jahr Ostern mit der Auferstehung Jesu, am Grab der Angehörigen hört man tröstende Worte – aber in den ganz ehrlichen Momenten gesteht man sich ein, dass es solche Inseln des Unglaubens gibt. Ganz selten spricht man das vor anderen aus. Es kann sein, dass man sich schämt. Vielleicht fürchtet man, dass andere einen dann nicht mehr so respektieren wie bisher.

Ich stelle die Frage auch an mich. Gibt es auch bei mir solche Inseln des Unglaubens? Glaube ich das, was ich anderen predige, wirklich? Gibt es Dinge, über die ich nicht predige, weil ich sie nicht glaube? Das kann unbewusst so sein. Dann sind diese Inseln noch gar nicht in meiner geistlichen Landkarte verzeichnet. Mir helfen in dieser Hinsicht das Bibelwort für den heutigen Tag und der Zusammenhang, in dem es steht. Der Prophet Asarja spricht dort zum König Asa. Er sagt: „Wenn ihr den HERRN sucht, wird er sich von euch finden lassen. Werdet ihr ihn aber verlassen, so wird er euch auch verlassen.“

Was der Prophet Asarja hier ausspricht, ist eigentlich eine Binsenweisheit. Sie hat nichts Sensationelles an sich und keinerlei Neuigkeitswert. Und trotzdem. In dem Moment ist das eine Ermutigung für den König Asa. Wir lesen in dieser Geschichte, dass der Heilige Geist den Propheten erfüllt hatte, als er zu reden begann. Und nun hat das Wort den König getroffen. Er ließ daraufhin Götzenstatuen entfernen. Im Tempel setzte er Erneuerungsarbeiten in Gang. Er lud die Führungskräfte des Volkes zur Glaubenserneuerung ein. Das war nicht etwa nur von oben nach unten angeordnet. Wir lesen in diesem Kapitel der Bibel ausdrücklich, dass sich das Volk mit aufrichtigem Herzen und einer fröhlichen Entschlossenheit dieser Glaubenserneuerung anschloss.

Glaubenserneuerung – das ist mir ein wichtiges Stichwort. Es heißt für mich nicht, dass ich mich den bekannten Dogmen und angelernten Traditionen einfach wieder anpasse. Für mich beginnt es damit, Aufrichtigkeit einzuüben. Ich will mir bewusst werden, wo die Inseln des Unglaubens in meinem Leben sind. Vielleicht sind es auch Inseln der Unsicherheit oder Unkenntnis oder Inseln des Zweifels. Ich möchte Hilfe erfahren, wie ich mit diesen Inseln umgehen kann. Wie ich damit den Herrn suche, der sich dann auch finden lässt. Ich wünsche mir Gesprächspartner, ähnlich wie Asarja und Asa es waren. Gesprächspartner, die mich annehmen und sich nicht von meinen Inseln des Unglaubens abschrecken lassen oder mir Vorwürfe machen, sondern die gemeinsam mit mir diese Inseln entdecken und den Herrn suchen, so dass er sich finden lässt.

Ich möchte selbst so ein Gesprächspartner für andere sein und ich wünsche mir ein Klima in unseren Gemeinden und Kirchen, wo Menschen ehrlich werden und das aussprechen können, wozu ihnen bisher noch der Mut fehlt. Lassen Sie uns heute aufrichtig den Herrn suchen, so dass er sich finden lässt.
 

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Kommentare (2)

heike /

Danke für diese ehrlichen, ermutigenden, aufbauenden Worte. Es ist so tröstlich zu wissen, dass Gott sich finden lässt, wenn wir ihn suchen...dass er IMMER treu und unerschütterlich da steht, wie ein mehr

Dagmar Sczesny /

Diese Gesprächspartner wünsche ich mir auch. Und darf sie sogar ab und an finden. Manchmal vielleicht auch einer sein.
Es ermutigt mich, dass ich mit diesem Bedürfnis nicht alleine bin, es sogar legitim ist.
Und es ist wahr: Gott lässt sich auch auf diesem Weg finden.