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/ Bibel heute

Von der Nachfolge

Jens Kreisel über Markus 8,34 - 9,1.

Und er rief zu sich das Volk samt seinen Jüngern und sprach zu ihnen: Will mir jemand nachfolgen, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Denn wer sein Leben behalten will, der wird’s verlieren; und wer sein Leben verliert um meinetwillen und um des Evangeliums willen, der wird’s behalten. Denn was hilft es dem Menschen, die ganze Welt zu gewinnen und Schaden zu nehmen an seiner Seele?[...]

Markus 8,34 - 9,1

Es geht zur Sache. Jesus redet Klartext – deutlich, unerwartet, unbequem. Er spricht von den Leiden seiner Nachfolger. Kurz zuvor hat Jesus erstmalig von seinem eigenen bevorstehenden Leiden und Sterben und von seiner Auferstehung gesprochen. (8,31ff.)

Petrus will dieses Leiden Jesus ausreden. Doch da bekommt er von Jesus eine sehr deutliche Absage. Und Jesus nimmt das zum Anlass ganz grundsätzlich über die Nachfolge zu sprechen. Dazu ruft er das Volk und die Jünger zu sich. Seine Frage lautet: „Wer will mir nachfolgen?“ Und nun verdeutlicht Jesus seinen Zuhörern, was genau diese Nachfolge bedeutet: „Jeder, der mir nachfolgen will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach.“

Jesus hat diese Bild vom Kreuztragen für die Nachfolge mehrfach angeführt. Fünfmal finden wir es in den Evangelien. Die damit verknüpfte Bedeutung war ihm offenbar sehr wichtig. Doch was ist genau hier gemeint?

Jeder nehme sein Kreuz …

Um dieses Bild zu verstehen, eine kleine Rückblende: „Die Wendung „sein Kreuz nehmen“ entstand im Judentum ca. 100 Jahre zuvor. Der grausame jüdische König Alexander Jannai (103-76 v. Chr.) hatte während eines Bürgerkrieges Tausende von Pharisäern ans Kreuz schlagen lassen. Für diese jüdischen Bekenner stellte sich damals die entscheidende Frage: entweder das Kreuz nehmen und sterben oder ihrem Glauben, ihren Überzeugungen absagen und dafür überleben.

Die Redewendung »sein Kreuz nehmen« begründet sich aus der Tatsache, dass der zum Tod Verurteilte den Querbalken des Kreuzes zur Hinrichtungsstätte selbst tragen musste. „Sein Kreuz auf sich zu nehmen“ bedeutet also sprichwörtlich, dass jemand zu seiner eigenen Hinrichtung unterwegs ist.

Die Kreuzigung war nicht nur ein besonders qualvoller Tod, oft verbunden mit einem mehrtägigen Todeskampf. Diese Todesstrafe bedeutete auch noch Verachtung, Spott und Schande. Ein Verurteilter durfte auf dem Weg zur Hinrichtungsstelle von der johlenden Masse am Straßenrand geschlagen, bespuckt, mit dem Fuß getreten, beschimpft und verflucht werden.

Zur Abschreckung blieben die toten Körper danach häufig noch tagelang an den Kreuzen hängen. Und für Juden galt diese Todesstrafe als ein Fluch Gottes über dem Verurteilten (5. Mose 21,23).

Sie verstehen vielleicht, wie provokativ, ja wie schockierend diese Worte von Jesus für seine Zuhörer geklungen haben müssen. Wer Jesus nachfolgen will, sollte nicht auf den Beifall der Umwelt aus sein. Sondern wer ihm folgt, soll bereit sein, verachtet, verspottet, ja getötet zu werden.

Und das wiederum beginnt bereits mit der gesellschaftlichen Verachtung, Benachteiligung und Mobbing, die ein Nachfolger Jesu erfährt. Das „Kreuz auf sich zu nehmen“ „… ist das Leiden, dass uns aus der Bindung an Jesus Christus allein erwächst.“ So bringt es Dietrich Bonhoeffer einmal auf den Punkt (aus „Nachfolge“).

Und wie ist es heute?

Wir in Europa erleben davon nur sehr selten etwas. Jedoch schaue ich die Geschichte der Christenheit und die weltweite Gemeinde heute an. Dann stelle ich fest: Ausgrenzung, Spott bis hin zur Verfolgung „um Jesu und des Evangeliums willen“ sind eher der Normalfall als die Ausnahme für Jesu Nachfolger.

Das Hilfswerk Open Doors berichtet ganz aktuell: „Weltweit sind mehr als 365 Millionen Christen wegen ihres Glaubens intensiver Verfolgung und Diskriminierung ausgesetzt“ (lt. Homepage 25. März 2024). Und diese verfolgten Geschwister brauchen Unterstützung, Ermutigung, Fürbitte.

Damit nicht genug. Jesus hat neben dem Kreuztragen in Vers 34 auch noch das Thema Selbstverleugnung mit hineingepackt: „Wer mir nachfolgen will, der verleugne sich selbst!“

Unser deutsches Wort „verleugnen“ beinhaltet „leugnen“, eine Form von lügen. Z. B. sein Alter verleugnen, wenn jemand jünger scheinen will. Oder seine Herkunft verleugnen, weil man sich für seine Familie oder den Dialekt schämt.

Der Begriff im griechischen Original bedeutet eher: „absagen, sich lossagen“. Ein Ausleger übersetzt daher: „sich selbst eine Absage erteilen“. Sich selbst verleugnen bedeutet: „derjenige darf sich nicht mehr selbst in den Mittelpunkt stellen“[GN].

Hingabe an Jesus

Es meint also: seine eigenen Interessen zurückstellen, weil Jesus in der Nachfolge an erster Stelle steht. Das richtige Verständnis von „Selbstverleugnung“, wie es Jesus verwendet, das sehen wir bei einer Mutter. Sie stellt für ihre kleinen Kinder ihre eigenen Bedürfnisse zeitweise hintenan. Das tut sie aus Liebe und nicht aus Zwang.

Anders gesagt „Selbstverleugnung“ meint Hingabe an Jesus, NICHT Selbstaufgabe! Es bedeutet also gerade NICHT, sich selbst oder die eigenen Erfolge schlecht zu machen. Und auch nicht, durch Askese allen Freuden des Lebens zu entsagen.  

Was lösen diese Sätze über Selbstverleugnung und Kreuztragen von Jesus aus? In den Gesichtern der Zuhörer wohl sehr erstaunte, fragende oder verstörte Mienen. Doch was Jesus ihnen nun als Begründung gibt, ist nicht weniger herausfordernd.

Ich lese die Verse 35-38.

Denn wer sein Leben retten will, der wird es verlieren. Wer aber sein Leben verliert um meinetwillen und um des Evangeliums willen, der wird es retten.

Denn was nützt es dem Menschen, die ganze Welt zu gewinnen und dabei sein Leben einzubüßen?

Denn was kann ein Mensch geben, damit er sein Leben wieder einlöst?

Denn wer sich meiner und meiner Worte schämt unter diesem ehebrecherischen und sündigen Geschlecht, dessen wird sich auch der Menschensohn schämen, wenn er kommen wird in der Herrlichkeit seines Vaters mit den heiligen Engeln.

Ist es Ihnen auch aufgefallen? Alle dieser vier Sätze beginnen mit einem „denn“. Damit beziehen sich alle auf den Vers 34, den ersten Vers unseres Abschnittes vom Kreuztragen und der Selbstverleugnung.

Jesus macht deutlich: Es bedarf einer klaren Entscheidung. Was hat für mich Priorität? Das diesseitige irdische Leben? Oder das Leben mit Jesus, das Leben mit Ewigkeitsperspektive?

Meine Entscheidung ist gefragt

Wer das eine Leben erhalten will, z. B. durch Verleugnung seines Glaubens, der verliert sein ewiges Leben. Wer sich aber zu Jesus bekennt, der verliert im Ernstfall sein natürliches, irdisches Leben um Jesu willen. Doch die Hoffnung darauf, dass dieser Tod nicht das Ende ist, trägt den Nachfolger auch in Zeiten der Verfolgung.

Dabei zeigt Jesus, dass wirkliches, erfülltes und dauerhaftes Leben über diese irdische Welt und ihre Möglichkeiten hinausgeht. Die Sehnsucht nach Ewigkeit steckt in jedem Menschen. (Pred.3,11)

Und Paulus schreibt später an die Christen in Rom: Im Übrigen meine ich, dass die Leiden der jetzigen Zeit nicht ins Gewicht fallen, wenn wir an die Herrlichkeit denken, die Gott bald sichtbar machen und an der er uns teilhaben lassen wird [Röm.8,18 NGÜ]. Und ein Missionar und Märtyrer aus dem letzten Jahrhundert, Jim Elliot, fasst es so zusammen: „Der ist kein Dummkopf, der hingibt, was er nicht behalten kann, um zu gewinnen, was er nicht verlieren kann.“

Wichtig ist die Feststellung: Jesus forderte damals von seinen Nachfolgern nichts, was er nicht selbst auch bereit war zu erleiden, „bis zum Tod, zum Tod am Kreuz“ (Phil.2,8). Bis heute fragt Jesus uns: „Wer will mir nachfolgen?“ Jesus will uns viel mehr schenken als nur ein paar gute Jahre auf dieser Erde. Er lädt ein, in die Herrlichkeit Gottes zu kommen – auf ewig.

Dabei sind die unbequemen Aussagen zu den Kosten und Konsequenzen auch heute noch unverändert gültig. Doch der Einsatz für Jesus lohnt sich. Denn wir gewinnen viel mehr, als wir dafür aufgeben müssten. Und Jesus ist es wert. Er hat den höchsten Preis bezahlt, für Sie und mich.

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Kommentare (1)

Peter /

Schade, dass Sie gar nichts zum letzten Vers des heutigen Abschnitts gesagt haben!
Das hätte mich sehr interessiert!
Viele Grüße