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/ Bibel heute

Mose begehrt, des Herrn Herrlichkeit zu schauen

Samuel Johannes Raiser über 2. Mose 33,12-23.

Und Mose sprach zu dem HERRN: Siehe, du sprichst zu mir: Führe dies Volk hinauf!, und lässt mich nicht wissen, wen du mit mir senden willst, wo du doch gesagt hast: Ich kenne dich mit Namen, und du hast Gnade vor meinen Augen gefunden. Hab ich denn Gnade vor deinen Augen gefunden, so lass mich deinen Weg wissen, damit ich dich erkenne und Gnade vor deinen Augen finde. Und sieh doch, dass dies Volk dein Volk ist. Er sprach: Mein Angesicht soll vorangehen; ich will dich zur Ruhe leiten.[...]

2. Mose 33,12–23

Kein Mensch kann Gott den Vater sehen. „Was soll das für ein Vater sein, den man nie sieht?“ Der dreieinige Gott ist so eine lodernde Glut, ein brennendes Feuer, das alles verbrennt, dass sich sogar die Engel die Augen zuhalten. Gott als furchtbarer, heiliger und schrecklicher Gott hatte im Mittelalter Hochkonjunktur – wir haben das heute weitgehend verlernt oder verdrängt. Dabei haben sich alle guten Theologen, die etwas auf sich hielten, diese Frage gestellt: Zum Beispiel Luther: „Wie bekomme ich einen gnädigen Gott.“ Oder in anderer Formulierung Dietrich Bonhoeffer: „Wie komme ich durch das Gericht?“

Viele versuchen Gott gerne in die Tasche zu stecken und ihn sich als gütigen weißhaarigen, aber auch etwas senilen und müden alten Mann vorzustellen.

Hier in der Wüste erlebt Mose Gott ganz anders: Gott ist ein Gott, der sich selbst verhüllen muss, in einer Wolkensäule bei Tag und einer Feuersäule bei Nacht. Gott ist jemand, der nicht einfach im Lager mit den Israeliten zeltet. Er hat zwar ein Zelt, die sogenannte „Stiftshütte“, aber die ist abseits, vor dem Zeltlager des Volkes Israel.

Zwischen Gott und seinem Volk ist buchstäblich etwas zerbrochen, genauer gesagt die 10 Gebote. Kaum war Mose mal einen Monat weg, um sich von Gott ein Grundgesetz auf dem Berg Sinai diktieren zu lassen, da macht sich das Volk Israel ein goldenes Kalb, um statt dem lebendigen Gott einen Gott zum Anschauen und Anfassen zu haben. Und wie reagiert Gott? Er will das Volk vernichten und wird nur knapp durch Mose davon abgehalten, seinen Entschluss in die Tat umzusetzen. Mose stürmt daraufhin zurück zum Zeltlager der Israeliten und zerbricht die beiden Steintafeln in seiner Wut und Enttäuschung, wie man Gott so schnell vergessen kann. Mose bespricht die Sache mit Gott und der sagt zu ihm: Ich kann nicht direkt bei diesen Leuten sein. Diese Menschen sind so böse, ich müsste sie vernichten, wenn ich bei ihnen wäre. Aber ich bin zu einem Neuanfang bereit. Und nachdem Mose lange mit Gott diskutiert hat, wie jetzt weiter vorzugehen ist usw., da verzweifelt Mose schier an seiner gigantischen Aufgabe, das Volk Israel durch die Wüste ins Paradies zu führen und er sagt zu Gott: „Ich pack das nicht alleine. Gott, wenn du nicht mitkommst, dann ist es besser, wir lassen das Unternehmen. Wir lassen es hier und jetzt bleiben – wir hocken uns jetzt hier in die Wüste und machen gar nix mehr. Lass mich doch deinen Glanz und deine Herrlichkeit sehen, dann weiß ich, dass du mitkommst.“ Und Gott sagt: „Ok! Es gibt bloß ein Problem. Du kannst mir nicht ins Gesicht schauen. Kein Mensch kann leben, der mir direkt ins Gesicht schaut. Aber ich habe eine Idee: Hier gibt es ja einen Haufen Felsen. Wenn ich mit meinem ganzen Glanz an dir vorbeigehe, dann stell ich dich hier in eine Felsspalte und halte meine Hand über dich. Ich gehe an dir vorbei. Und wenn ich vorbeigegangen bin, dann nehme ich meine Hand weg und du darfst hinter mir herschauen.“
So ist es auch bei uns heute: Wir können Gott nicht direkt sehen, niemand kann das. Aber wir können ihm hinterherschauen und seine Spuren in unserem Leben sehen. Gott, lass mich deinen Glanz sehen – in meinem Leben. Lass mich sehen, dass du bei mir bist. Zeig mir, dass meine Schuld wirklich vergeben ist. So können wir wie Mose beten. „Lass mich deinen Glanz sehen.“ Lass mich ihn sehen, damit ich dir glauben kann. Und Gott wird auf sich selbst zeigen, auf Jesus Christus, der gekreuzigt wurde und wiederauferstand.

Ausdrücklich steht in der Bibel, dass Mose mit Gott redete, wie man mit einem Freund redet.

Mose war platt: Von dem Berg an viel zu großen Aufgaben, von den Leuten, die die ganze Zeit motzten. Und deshalb braucht er die Nähe Gottes. Er fragt mutig und auch etwas frech, ob er Gottes Glanz sehen darf.
Vielleicht stehen Sie auch vor großen Aufgaben und Ihnen wächst alles über den Kopf. Dann wenden Sie sich an Gott und bitten ihn, dass er Ihnen seinen Glanz zeigen soll. Wer zu Gott kommt, der bekommt neue Kraft! Wir haben mit Bibel, Gebet und Abendmahl die besten Möglichkeiten, um mit Gott in Verbindung zu kommen. Mose war nach seiner Schau Gottes so beseelt von der Begegnung mit seinem Herrn, dass die anderen den Glanz Gottes am Strahlen auf Moses Gesicht noch Tage später sehen konnten.

Mein Problem ist, dass ich zwar viele Probleme im Leben habe, aber nicht zu Gott komme mit meinem Jammer. Mose auf dem Berg Sinai, das war eine einmalige Sache – so etwas passiert sehr selten. Was aber tagtäglich geschehen kann: Ich kann mir Jesus vor Augen halten und mit ihm sprechen, manchmal passiert dann echt etwas: Meine Frau hat gerade z.B. ein Baby bekommen – nachdem über mehrere Tage die Nachtruhe durch den neuen Mitbewohner mehrmals empfindlich gestört worden war, habe ich beschossen, einfach einmal zu Jesus zu beten, dass diese Nacht gut sein sollte. Und siehe da – wir sind am nächsten Morgen alle sehr viel frischer aufgewacht, weil der Säugling sehr viel besser geschlafen hatte. Vielleicht sollte ich einfach jeden Abend für eine gute Nachtruhe bitten…

 Wer Jesus sieht, der sieht den Glanz und die Liebe Gottes. Allerdings so richtig sehen wir Gott Face to Face, also von Angesicht zu Angesicht erst im Himmel. Dann aber wirklich. Jesus kam als Mensch auf die Erde. Im Himmel werden wir Jesus, Gott den Vater und den Heiligen Geist sehen, wie sie sind. In all ihrem Glanz. Dann können wir Gott direkt ins Gesicht schauen und wir werden dabei nicht verbrennen, sondern uns in Ewigkeit freuen.

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