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Jesus und der sinkende Petrus auf dem Meer

Hubert Weiler über Matthäus 14,22–36.

Vorschaubild: Matthäus 14

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Matthäus 14

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Die Jünger sind nachts in höchste Seenot auf dem stürmischen See Genezareth geraten. Und dann sehen sie im Gegenlicht des Mondes eine Gestalt auf dem Wasser gehen, direkt auf sie zukommen. Da soll mal einer nicht in Angst und Schrecken geraten und es einem die Sprache verschlagen...! Nur noch Angstschreie kommen bei den Jüngern raus!

Und dann die beruhigende Botschaft, die Jesus durch die Nacht ruft: „Ich bin’s! Fürchtet euch nicht!“

Das ist auch die Botschaft für uns. Auch wenn die Not noch so groß ist, dürfen wir zuallererst wissen, dass Jesus ganz nah ist und unsere Furcht sich legen kann.

Damit hätte die stürmische Situation mit einem Happy End für alle ausgehen können. Aber nun greift Petrus ein! Er war offensichtlich nicht nur der erste, der sich gefangen hatte und zu vernünftigen Gedanken und Worten zurückfand. Er geht sogar noch einen Schritt weiter: „Herr, lass mich zu dir kommen!“ Eine unmögliche Bitte, aber ganz im Vertrauen auf seinen Herrn, dem er das übernatürliche Wunder zutraut: „Mit dir kann ich sogar auf dem Wasser gehen!“ Das ist seine Überzeugung.

Das müssen wir ihm lassen: er handelt mutig im Vertrauen und Gehorsam, denn Jesus hatte ihn ja zu sich gerufen: komm heraus...! Und das physikalische Wunder geschieht: er geht nicht unter! Vorerst nicht ...

Auch wenn wir nicht über einen richtigen See laufen, gibt es doch scheinbar unmögliche Situationen, in denen Angst und Schrecken kommen, wir nicht mehr weiterwissen und wir doch im Gehorsam und Vertrauen auf Jesus Schritte machen wollen: „Herr, auf dein Wort hin, dich vor Augen, gehe ich in die schwere Ausbildungsprüfung, die mich erschaudern lässt oder in die neue Arbeitsstelle, von der ich weiß, dass mich Schweres erwartet, ein scharfer Wind weht. Aber du wirst mich nicht untergehen lassen ...!“ Da ist die Begegnung mit feindseligen Menschen, für die ich allen Mut brauche oder überhaupt die Schritte in eine ungewisse, stürmische Zukunft, mit überhöhten Lebenshaltungskosten, düsteren persönlichen und weltpolitischen Aussichten. Aber ich will es nicht machen, wie manche Leute, die die Tagesschau schon gar nicht mehr einschalten, um all das Elend nicht sehen zu müssen. Nach dem Vorbild des Petrus will ich im Vertrauen auf Jesus Schritte in eine ungewisse Zukunft wagen.

Petrus macht den Gehorsamsschritt heraus aus dem Boot. Aber dann sieht er nicht mehr auf Jesus, sondern nur noch auf die Wellen und die Lebensgefahr: sein Vertrauen auf Jesus hat ihn verlassen. Und Petrus geht unter. Wir sehen das hin- und her gerissen Sein zwischen Gehorsam und Versagen, die Zwiespältigkeit von Vertrauen und untergehendem Glauben.

Auch mir kann der Mut schwinden. Ich gehe erste Schritte im Glauben, gehe in die Prüfung, aber dann zieht es mir den Boden unter den Füßen weg: ich gerate in Panik, verliere die Kontrolle, mir steht das Wasser bis zum Hals. Ich nehme mir das klärende unangenehme Gespräch vor ... und dann kneife ich. Ich verliere Jesus aus den Augen, sehe nur noch die Probleme. Ich will ein gehorsames, aufrichtiges Leben führen – und dann rutscht die Notlüge doch heraus! Der Mut verlässt mich, ich rutsche ab in den Strudel der Sünde und Resignation macht sich breit. Mein Glaube kommt in die Krise, Zweifel machen sich breit. Ich würde am liebsten die Flinte ins Korn werfen – oder ins Wasser, um im Bild du bleiben.

Doch wenn es drunter und drüber geht, erinnere ich mich an Petrus: er schreit zum Herrn Jesus! Auch wenn ich untergehe, will ich zum Herrn Jesus flehen, nach seiner Zusage in Psalm 50, 15: Rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten.

Petrus hat die Kontrolle verloren: nur noch Panik und Todesangst! Und doch erfährt er, dass Jesus ihn auffängt. Und wie Petrus erleben auch Christen die Erfüllung der Zusage aus dem 1. Korintherbrief, Kapitel 10, Vers 13: Gott ist treu, der euch nicht über euer Vermögen versuchen lässt, sondern macht, dass die Versuchung so ein Ende nimmt, dass ihr es ertragen könnt. Jesus hat Petrus aus den tosenden Wellen geholt, ihn festgehalten und sicher ins Boot gebracht. „Gott lässt seine Kinder nie im Stich“, heißt es in einem Lied. Auch wenn wir versagen und ihn aus den Augen verlieren, gilt die Zusage von Jesus: niemand wird sie aus seiner Hand reißen (Johannes 10, Vers 28).

Und dann der Satz von Jesus „Du Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt?“ Diese Frage ist auch für Petrus damals und für mich heute eine Ermutigung für die Zukunft: wenn Jesus mir einen Weg weist, auch wenn dieser unsicher wie ein Gehen auf dem Wasser scheint, dann hat er auch die Macht, meine Füße und mein Herz fest zu machen, damit ich nicht untergehe. Und wenn ich doch untergehe, dann zieht er mich wieder aus dem Strudel nach oben.

Das ist auch meine persönliche Erfahrung der letzten Jahrzehnte, in denen ich Christ bin. Auch wenn es immer mal wieder drunter und drüber ging: ich bin immer noch bei ihm! Vor einiger Zeit wollten wir als Adelshofener Kommunitätsmitglieder unser Lebensmotto kurz formuliert auf den Punkt bringen. Meine Formulierung lautete: „Gehalten und bewahrt!“

Und das bewährt sich bis zum allerletzten Moment unseres Christenlebens. Wenn wir vor den Toren der Ewigkeit jede Kontrolle verlieren und in Angst versinken, dann gilt: Jesus hält uns auch da und wird uns bis in die himmlische Herrlichkeit nicht loslassen und ans ewige Ziel bringen.

So können wir mit den Jüngern sprechen: Du bist wahrlich Gottes Sohn!

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