Navigation überspringen

/ Bibel heute

Jeremias Berufung (2)

Gerhard Feilmeier über Jeremia 1,11-19.

Und es geschah des HERRN Wort zu mir: Jeremia, was siehst du? Ich sprach: Ich sehe einen erwachenden Zweig. Und der HERR sprach zu mir: Du hast recht gesehen; denn ich will wachen über meinem Wort, dass ich’s tue. Und es geschah des HERRN Wort zum zweiten Mal zu mir: Was siehst du? Ich sprach: Ich sehe einen siedenden Kessel überkochen von Norden her.[...]

Jeremia 1,11–19;

Jeremia wurde von Gott berufen. Das erfahren wir in den ersten Versen des Buches Jeremia. Gott selbst hat ihn auserwählt, und ER möchte ihm ganz besondere Aufgaben übertragen.

Er ist noch ein recht junger Mann, und in seinem bisherigen Leben ist er genauso aufgewachsen wie viele junge Menschen seines Volkes auch. In seinem Heimatland Israel, zwischen den Weltreichen der Ägypter und den sich ablösenden Weltreichen des Nordens – dem babylonischen und dem persischen.

Und nun hat Gott selbst mit ihm gesprochen und ihm angekündigt, dass sich sein Leben grundlegend ändern wird.

Gott kennt die Bedenken von Jeremia. Ist er vielleicht noch zu unerfahren? Ist er wirklich schon eine gestandene Persönlichkeit, die Gottes Auftrag, der sich äußerst schwierig anhört, ausführen kann? Ist die Last, als Prophet zu seinem Volk, ja selbst zu Herrschern von Königreichen zu sprechen, nicht gleich mehrere Nummern zu groß?

Doch Gott spricht ihm seine ganze Unterstützung zu. Und schon kurz danach führt ER Jeremia vor Augen, was seine Beauftragung beinhalten soll. Es beginnt mit 2 Bildern.

Ganz konkret spricht Gott mit ihm über einen Mandelbaum, den Jeremia wahrnimmt. Dieser Baum steht für das Wachsein, die Präsenz und die Gegenwart Gottes im Leben seines Volkes. Er steht als Zeichen für ein bevorstehendes Wirken und Eingreifen. An dieser Stelle seines Dialoges mit Jeremia steht das Zeichen noch ganz allgemein, aber für den berufenen Propheten unübersehbar dafür, dass in naher Zukunft etwas geschehen wird.

Ein weiteres Bild nimmt Jeremia wahr. Er sieht einen über dem Feuer hängenden Kessel, der kurz vor dem Überkochen steht. Ein deutliches Zeichen für eine bedrohliche Gefahr, die jederzeit beginnen kann.

Der weitere Austausch zwischen Gott und Jeremia macht klar: Hier handelt es sich um ganz konkrete Voraussagen, die Teile des Volkes Gottes betreffen. Und Gott macht Jeremia sensibel und hellwach in Bezug auf das fragwürdige Verhalten, das Gott an seinem Volk wahrnimmt. Jeremias Mitmenschen haben ihre Beziehung zu Gott verloren. Und auch manch äußeres Ritual kann die von Gott erwünschte Hinwendung zu IHM als ihrem alleinigen Gott nicht wirklich ersetzen.

Durch das Betrachten der beiden Bilder wird Jeremia ganz mit hineingenommen in die Beurteilung und in das Ringen Gottes um sein Volk. Nach und nach wird es den noch jungen Mann immer mehr mit hineinziehen in die Sichtweise Gottes, dass sich sein Volk von IHM als Gott und von seinen guten Vorgaben immer weiter entfernt hat.

Ist hier im Gespräch zwischen Gott und Jeremia vielleicht ein Punkt erreicht, an dem Jeremia aussteigen möchte? Wird er den Auftrag nicht von Angst und Kleinmut überwältigt ablehnen und versuchen, Gott zu entfliehen, wie es einst Jona versuchte?

Nein, davon ist hier nichts zu vernehmen. Gott bekräftigt noch einmal seine Beauftragung, zu der er in Kürze aufbrechen soll. Und Gott bereitet Jeremia noch einmal ganz besonders zu; zugegeben, der Spielraum, den Gott ihm dabei einräumt, ist in der Tat gering. Auch so unmissverständlich und eindeutig kann Gott sprechen. Weil ihm der Auftrag unerlässlich erscheint und weil Jeremia die Ernsthaftigkeit und Wichtigkeit der Ausführung noch einmal ganz und gar bewusst werden muss.

Seine eigene Befindlichkeit muss dabei hinter dem Ringen Gottes um sein Volk zurückstehen. Und Gott bereitet ihn darauf vor, dass er sich ganz fest auf IHN verlassen soll, selbst wenn er mächtigen Königen gegenübertritt, damit er dabei nicht von Angst erfüllt und entmutigt wird.

Vielleicht nehmen wir hier an der Person von Jeremia Ähnlichkeiten zu unserem eigenen, zu unserem persönlichen Leben wahr.

Wir können uns fragen: Wann und wo vernehmen wir den Ruf Gottes, zu handeln, zu helfen, uns zu Wort zu melden? Wie gehen wir damit um, wenn Gott uns aufzeigt, wo wir gefragt und gebraucht werden mit unserem Einsatz und mit unserem Engagement?

Gott möchte jeden Menschen, der an IHN glaubt und IHM nachfolgt, dort einsetzen und einbeziehen, wo Hilfe, Unterstützung und Beistand geboten sind.

Und Gott meint es ernst mit unserer Nachfolge. Es gibt genug Not und genug Personen, die unsere Anteilnahme und unser praktisches Eingreifen benötigen, und wir können Gott auch um Kraft und Beistand bitten für ihre Situation und ihre Lage.

Um der evtl. zu erwartenden Angst vorzubeugen, sichert Gott Jeremia zu, dass ER ihn bereits sehr, sehr stark gemacht hat, vergleichbar mit einer gut befestigten Stadt, die große Sicherheit mit sich bringt.

Damit rüstet Gott Jeremia aus, den Weg in die Öffentlichkeit zu gehen. Und Jeremia weiß: Mein Weg ist lang, aber ich bin nicht allein, sondern Gott ist ganz, ganz fest an meiner Seite. ER sorgt für mein Wohl und ER macht mich stark, so dass ich die Auseinandersetzungen mit den Menschen, denen ich begegnen werde, bestehen kann.

Sein ganzes Leben hindurch wird Jeremia sich immer wieder von Gott an die Stellen seines Landes führen lassen, an denen seine Stimme gehört werden soll. Das bringt ihn auch an den Rand seiner körperlichen und seelischen Kräfte. Es ist ihm regelrecht an die Nieren gegangen und er hat hautnah miterlebt, wie Gott um sein Volk gerungen hat. Ja, Jeremia leidet an dieser schweren und verfahrenen Situation.

Zwischen Ermahnung zur Umkehr, Aufruf zur Hinwendung zu Gott, der Erfahrung weiterer Ablehnung des Volkes gegenüber Gott und weitergehenden Gerichtsankündigungen ist sein Leben immer erfüllt vom Wissen: Gott will Herzen verändern, Gott will, dass die Menschen das Angebot seiner Gnade annehmen und zur echten Anbetung Gottes finden.

Ich bin sicher, dass Jeremia kein Erfolgsmensch war. Weder hat er sich selbst so gesehen, noch haben andere ihn so eingeschätzt. Er erhielt vielmehr Ablehnung, Anfeindung und kaum Zuspruch. Doch was wirklich von Bedeutung ist, das findet sich in seinem persönlichen Leben wieder als fester Glauben an Gottes Zusagen und Treue.

Jeremia hat mitgelitten mit seinem Volk, er hat Könige und Weltreiche miterlebt und er hat erfahren, dass letztendlich Gott die oberste und höchste Instanz ist. Gott hält die Welt in seinen Händen.

Genauso wie Gott sein Volk Israel nie aufgegeben hat, genauso steht er heute zu uns Menschen, zu jedem einzelnen.

Sein Angebot, das Leben mit IHM zu teilen, ist da. Wir können „ja“ dazu sagen, können IHM vertrauen, IHM unser Leben übergeben, mit IHM leben.

Gott hat einen ganz persönlichen Plan mit unserem Leben, seiner göttlichen Liebe können wir uns anvertrauen.

 

Sendetermine auf ERF Plus

Dienstag, 3. September 2024, 11:45, 19:00

Ihr Kommentar

Die E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Alle Kommentare werden redaktionell geprüft. Wir behalten uns das Kürzen von Kommentaren vor. Ein Recht auf Veröffentlichung besteht nicht.