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/ Bibel heute

Ist Umkehr möglich? (1)

Ralf Gotter über Jeremia 3,1-10.

Und er sprach: Wenn sich ein Mann von seiner Frau scheidet und sie geht von ihm und gehört einem andern, darf er sie auch wieder annehmen? Ist’s nicht so, dass das Land unrein würde? Du aber hast mit vielen gehurt und solltest wieder zu mir kommen?, spricht der HERR. Hebe deine Augen auf zu den Höhen und sieh, wo du allenthalben dich hingegeben hast! An den Wegen hast du auf sie gewartet wie ein Araber in der Wüste und das Land unrein gemacht mit deiner Hurerei und Bosheit. Darum blieb der Frühregen aus und kein Spätregen kam. Aber du hattest eine Hurenstirn, wolltest dich nicht mehr schämen[...]

Jeremia 3,1-10

Das Verhältnis zwischen Gott und seinem Volk Israel wird in der Bibel öfters mit einer Ehe verglichen. Liebe und Treue sollen ihr Fundament sein. Dazu gehört eine gute Ordnung, die das Zusammenleben regelt. Im 5. Buch Mose gibt Gott seinem Volk eine solche Ordnung. Sie legt auch fest, was geschehen soll, wenn eine Ehe scheitert und sich die Frau mit einem anderen Mann vermählt. Wenn auch diese Ehe zerbricht, darf die Frau laut dieser Ordnung nicht wieder zu ihrem ersten Mann zurück. Es wäre für alle Beteiligten und für das ganze Land nicht gut.

Der Prophet Jeremia hat jetzt die undankbare Aufgabe, dem Volk von Juda zu sagen: Genauso ist es mit der Beziehung zwischen euch und eurem Gott! Die Beziehung ist gescheitert, und das liegt allein an euch! Ihr wart Gott nicht nur einmal untreu, sondern immer und immer wieder. Ständig hattet ihr eure Affären mit den Göttern der anderen Völker. Ihr habt die Ehe mit Gott gebrochen, es reicht!

Diese Götter waren weiter nichts als von Menschen erdachte und gemachte tote Götzen. Sie waren – wie es in Vers 9 heißt – aus Stein und aus Holz, es waren Nichtse. Baal und Astarte, so hießen diese Naturgottheiten, sollten den Regen und die Fruchtbarkeit des Landes garantieren und konnten es ja doch nicht. Die Natur wurde vergöttert, anstelle des Schöpfers wurde die Schöpfung verehrt. Abtrünnige Frau, Hure – mit diesen Worten bezeichnet Jeremia das ganze Volk.

Wie konnte es seinem Gott nur so untreu werden? Das Volk Israel hatte doch in seiner langen Geschichte mit Gott so viel Gutes, so viel Segen erlebt! Durch seinen Ungehorsam gegenüber Gott und durch Streit und innere Kämpfe wurde es in zwei Staaten geteilt, das Nordreich Israel und das Südreich Juda. Trotzdem blieb Gott seinem Volk treu und warnte sein Volk immer wieder vor den Folgen der Untreue.

Auch jetzt, zu Jeremias Zeiten, müssten sie doch Gottes Warnungen klar vor Augen haben. Doch sie haben ihren Gott vergessen und verehrten die toten Götter ihrer Nachbarvölker. Sie erhofften sich durch diesen Götzendienst den kostbaren Regen und damit eine gute Ernte. Doch das Gegenteil geschah, jetzt blieb auch noch der Früh- und Spätregen aus. Dürre, Missernte und Tod waren die Folge.

Genauso deutlich müsste Juda gewarnt sein durch das Strafgericht und den Untergang des Nordreiches Israel rund 100 Jahre vorher.

Israel hatte genauso wie sein Schwestervolk Juda sich von seinem Gott und Herrn abgewandt und stattdessen Götzen aus Stein und Holz angebetet. Gott hat lange gewartet, dass sein Volk umkehrt und sich ihm wieder zuwendet. Aber Israel lehnte dies immer wieder ab und machte weiter mit seinem Götzendienst.

Die Folge war das Strafgericht. Das Nordreich Israel wurde durch die assyrische Großmacht im Jahr 722 erobert und ging damit unter. Das Südreich Juda hat daraus leider nichts gelernt. Erst als der Regen ausblieb und die Not immer größer wurde, begannen sie, sich an ihren Gott zu erinnern.

Dies hatte auch mit dem Wirken des Königs Josia zu tun. Er regierte in den ersten Jahren des öffentlichen Wirkens von Jeremia.

Dass Juda seinem Gott über viele Jahre untreu war, lag auch an den Vorgängern des Königs Josia. Von ihnen heißt es immer wieder: Sie taten, was Gott, dem Herrn, missfiel! Und das Volk machte es ihnen nach. Wer Verantwortung trägt, ist ein Vorbild, so oder so.

Von König Josia dagegen können wir lesen: Er tat, was dem Herrn gefiel. Er folgte in allem seinem Stammvater David und ließ sich in keiner Weise vom rechten Weg abbringen. In seiner Regierungszeit wurde das Gesetzbuch von Mose wieder gefunden, das in den Jahrzehnten vorher verschollen war und nach dem offenbar keiner gefragt hat. Das Buch des Bundes zwischen Gott und seinem Volk.

Josia war nach dem Lesen des Buches erschüttert, wie weit sich sein Volk von Gott entfernt hatte. Er befahl eine Zeit der Buße und Umkehr und schaffte den Götzendienst offiziell ab. Wie gut, könnte man sagen. Doch der königliche Befehl zur Umkehr ist das eine, und das, was die Herzen der Menschen bewegt, ist noch einmal etwas anderes.

Heute ist in meiner sächsischen Heimat der Buß- und Bettag im November, der einst von den Landesfürsten eingeführt wurde, wieder ein staatlicher Feiertag. Das ist einerseits ein Geschenk, andererseits sehe ich da eine Not, weil der größte Teil der Bevölkerung mit dem, was die Bibel mit Buße meint, kaum noch etwas anzufangen weiß. Herzen verändern können wir Menschen nicht.

„Lieber Vater, du Vertrauter meiner Jugend, du wirst mir doch nicht ewig böse sein“, so beten sie jetzt. Auf einmal berufen sie sich wieder auf die Erwählung und den Bund, den Gott einst mit ihnen geschlossen hat. Sie tun so, als wollten sie zu Gott umkehren.

Und sie hoffen auf die Gnade Gottes, doch ihr gottloses Leben wollen sie nicht ändern. Wahrscheinlich denken sie so, wie es Heinrich Heine viel später schrieb: „Sünden vergeben ist ja Gottes Geschäft.“

Doch ihr Herz war nicht dabei. Selbsterkenntnis und Sündenerkenntnis kam bei ihnen nicht vor. Der Götzendienst ging heimlich weiter, ihre Umkehr haben sie nur geheuchelt. Es war nur ein frommer Schein. Deshalb sagte ihnen Jeremia diese harten Worte.

Heute, rund 2600 Jahre später, frage ich mich beim Lesen: Warum wurde Israel seinem wunderbaren Gott so untreu, wie konnten sie nur so etwas tun? Doch je mehr ich darüber nachdenke, desto schneller bin ich bei mir und unseren Gemeinden und Kirchen. So oft war ich Gott ungehorsam, so oft haben wir nicht nach seinem Willen gefragt. Wir haben absolut keinen Grund, überheblich auf Juda und Israel zu schauen. Aber wir dürfen froh und dankbar sein, dass aus diesem Volk der kam, der für all unsere Schuld am Kreuz sein Leben gegeben hat: Jesus, unser Herr.

Unser heutiges Bibelwort war nicht Gottes letztes Wort für sein Volk. Seine Geschichte mit Israel und mit seiner Gemeinde und mit jedem, der sich ihm anvertraut, geht weiter, auch heute. Er will neu mit uns anfangen. Er kann Menschen verändern. Wir dürfen mit ihm reden und ihn bitten – für uns selber und für unsere Gemeinden, für Israel genauso wie für unser Volk: dass wir umkehren zu Gott, wenn wir ihm davongelaufen sind. Dass wir ihm vertrauen und nicht den Götzen und Mächten dieser Welt.

 

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Kommentare (1)

G. Weller /

...sehr entscheidend, dies für unser Leben, unsere Gemeinden und unsere gesellschaftliche Situation zu beherzigen.
JESU Wort erfüllt sich: ohne Umkehr und Lebensänderung, ohne Glaubensentscheidung und -leben von ganzem Herzen... sind wir wie das treulose Volk damals und gehen verloren...