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/ Bibel heute

Israel in Massa und Meriba

Reinhard Kronberg über 2. Mose 17,1-7.

Und die ganze Gemeinde der Israeliten zog aus der Wüste Sin weiter ihre Tagereisen, wie ihnen der HERR befahl, und sie lagerten sich in Refidim. Da hatte das Volk kein Wasser zu trinken. Und sie haderten mit Mose und sprachen: Gib uns Wasser, dass wir trinken. Mose sprach zu ihnen: Was hadert ihr mit mir? Warum versucht ihr den HERRN? Als aber dort das Volk nach Wasser dürstete, murrten sie wider Mose und sprachen: Warum hast du uns aus Ägypten ziehen lassen, dass du uns, unsere Kinder und unser Vieh vor Durst sterben lässt?[...]

2. Mose 17,1–7

Von der Frage zur Aussage. Das ist bei uns Menschen ein unterschiedlich langer Weg.

Bei mir zum Beispiel hat es knapp 28 Jahre gedauert. Wohl hatte ich von klein auf eine Ahnung von Gott; aber konkret als Gegenüber habe ich ihn erst bei und nach meiner Lebensübergabe an Jesus Christus erlebt. Erfahren kann ich Gott heute noch. Das geschieht in Wellen unterschiedlicher Stärke, so möchte ich das nennen. Eine Welle „spülte“ mich in der Scheidungsphase von meiner ersten Frau in ein seelsorgerliches Gespräch. Das führte allerdings erst nach mehreren Anläufen zu der soeben genannten Lebensübergabe an Jesus Christus. Die zweite Welle traf mich sodann mit voller Wucht als bei der Geburt meines Kindes erst dieses und nach etwa drei Wochen auch meine zweite Frau mit 24 Jahren starb. Zum Glück war inzwischen mein Lebensfundament mit Jesus Christus gelegt, so dass es zwar erschüttert, aber nicht zerstört wurde. In dieser Phase fiel mir ein Spruch in die Hände, den meine verstorbene Frau von ihrer Oma - in einem Goldrahmen eingefasst, mitgebracht -hatte. Er besteht aus nur zwei Worten:

Gott kann!

Gott kann uns sehr viel Schönes und Gutes erleben lassen; aber er kann auch Schweres und Schwerstes bei uns zulassen! Und es liegt an mir, dies anzuerkennen: „Ja, Herr, du kannst! Du bist der HERR des Lebens und herrschst über den Tod, weil Du ihn in Jesus Christus ein für alle Mal überwunden hast!“

Nun könnte ich von vielen weiteren Wellen erzählen, aber es soll ja um die Geschichte Gottes mit Seinem Volk Israel gehen.

Die grundlegende Erfahrung Israels mit Seinem Gott ist die Befreiung aus der Sklaverei Ägyptens. Beim Empfang der zehn Gebote werden diese eingeleitet mit den Worten: „Ich bin der HERR, dein Gott, der ich dich aus Ägyptenland, aus der Knechtschaft, geführt habe!“ Dieser Weg aus der Sklaverei war kein Sprint auf der Kurzstrecke, sondern glich eher einem mehrmaligen Marathon.

Der Weg in die Freiheit war dramatisch, der Weg in der Freiheit anstrengend und entbehrungsreich. Die Niederungen des Lebens können schon mal Wüstencharakter annehmen, wo einem die Zunge am Gaumen festklebt: „Da hatte das Volk kein Wasser zu trinken!“ Und die Frage stand in der flimmernden Mittagshitze: „Ist Gott auch in der Wüste da?“ Das Volk Israel sieht und hört seinen Gott nicht und schon gar nicht kann „es schmecken und sehen, wie freundlich der HERR ist.“ (Ps 34,9)

Wenn Gott sich nicht zeigt, dann ist da noch sein Bodenpersonal, das in der Person des Mose greifbar ist. Ich höre förmlich die Anklage: „Warum der aufregende Prozess, um in die Freiheit zu gelangen, wenn in der Freiheit scheinbar das Leben zu Ende geht?“

Eine Erfahrung, die sich im Kleinen wie im Großen sehr oft wiederholt. Bei mir wie vorhin beschrieben: Kaum in der Freiheit des christlichen Glaubens angekommen, werden mir Frau und Kind genommen! Kaum die DDR überwunden, kommen viele vom „Tal der Ahnungslosen“ wie der Raum um Dresden genannt wurde, weil man kein Westfernsehen empfangen konnte, in das „Tal der Tränen“ von Existenzangst und Abbruch des eigenen Lebensentwurfes.

Und selbst die Jünger, die mit Jesus auf dem Berg der Verklärung sein durften, müssen kurz danach in „das Tal der teuflischen Auseinandersetzungen“ hinabsteigen. So wie die guten sind auch die schweren Lebensphasen Durchgangsstationen auf dem Weg in das „Gelobte Land“.

Hadern mit Gott

Die Israeliten hadern mit Gott und verlangen von Mose: „Gib uns Wasser, dass wir trinken!“ Aber wer ist schon Mose? Nicht Gott und auch nicht sein Berater, obwohl es ein exklusives Vertrauensverhältnis zwischen beiden gibt, so dass es an einer Stelle heißt: „Der HERR aber redete mit Mose von Angesicht zu Angesicht, wie ein Mann mit seinem Freund redet.“ (2.Mo33,11) Dieses Vertrauen nutzt Mose und schreit zu Gott. Wohl auch aus Angst um seine eigene Haut: „Mose schrie zum HERRN und sprach: Was soll ich mit dem Volk tun? Es fehlt nicht viel, so werden sie mich noch steinigen!“ (Vers 4) Gott antwortet nicht nur mit Rat und Tat, sondern setzt sich und Seinen Boten Mose auch neu in die Herrschaftsposition ein, Vers 5 ff.: „Der HERR sprach zu ihm: Geh vor dem Volk her und nimm einige von den Ältesten Israels mit dir und nimm deinen Stab in deine Hand, mit dem du den Nil schlugst, und geh hin. Siehe, ich will dort vor dir stehen auf dem Fels am Horeb. Da sollst du an den Fels schlagen, so wird Wasser herauslaufen, dass das Volk trinke. Und Mose tat so vor den Augen der Ältesten von Israel.“

Nichts geschieht im Geheimen oder Dunkeln. Alles ist offen vor den Augen und Ohren der Israeliten; auch die Ältesten werden mit in die Verantwortung genommen. Das Schwere und für uns Unschöne muss durchlebt und durchlitten werden. Aber die Rettung und Hilfe ist ebenso real erfahrbar. Noch mehr: In der Hilfe dürfen wir Gott in Jesus Christus neu erkennen. Deshalb zitiert Paulus im 1. Korintherbrief, Kapitel 10, Vers 4: „...denn sie tranken von dem geistlichen Felsen, der ihnen folgte; der Fels aber war Christus.“

Ist Gott da? Gott ist da! In schwierigen Situationen sage ich mir oft: „Die einzige Realität, die wirklich stimmt, lautet: DU bist da, HERR!“

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