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/ Bibel heute

Geheiligtes Leben (1)

Jürgen Schmidt über 1. Petrus 1,13-16.

Darum umgürtet eure Lenden und stärkt euren Verstand, seid nüchtern und setzt eure Hoffnung ganz auf die Gnade, die euch dargeboten wird in der Offenbarung Jesu Christi. Als gehorsame Kinder gebt euch nicht den Begierden hin, in denen ihr früher in eurer Unwissenheit lebtet; sondern wie der, der euch berufen hat, heilig ist, sollt auch ihr heilig sein in eurem ganzen Wandel.[...]

1. Petrus 1,13–16

Er ist Marineoffizier und ein guter Freund von mir. Wir haben uns kennengelernt, als Gott ihm klar machte, dass er noch Theologie studieren sollte. Heute ist er Pastor und Dozent. Ich lernte ihn und seine Frau schätzen und erlebte während der Studienzeit mit, wie liebevoll sie mit ihren beiden Jungs umgingen, die inzwischen stattliche Teenager sind.

Ich werde eine Begegnung mit meinem Freund nie vergessen. Wir standen bei ihm im Hof und sein damals vierjähriger Sohn spielte dort. Während wir uns unterhielten, hatte der Vater seinen Sohn im Blick. Plötzlich – mitten im Satz – rief mein Freund mit ungewöhnlich lauter Stimme den kurzen Namen seines Sohnes. In Tonlage und Schärfe seines Rufes hörte ich unmissverständlich den Marineoffizier heraus. Ich schaute mich um und sah, wie der kleine Kerl in einer unbedachten Dynamik aus dem offenen Hof in Richtung Hauptstraße rannte. Als er vom Vater seinen Namen in dieser Tonlage hörte, bremste er sofort ab, blieb stehen und sah sich um. Liebevoll dankte mein Freund ihm, dass er sofort stehengeblieben war, weil die Autos auf der Straße für ihn eine große Gefahr bedeuteten.

Später sprach ich meinen Freund auf diese Situation an. Daraufhin lächelte er und erklärte mir, dass er in seiner Ausbildung als Marineoffizier auf dem Schiff verstanden hatte, welche Bedeutung „Gehorsam“ hat. An Bord gibt es Befehle – und da ist weder Zeit noch Atmosphäre, diese Befehle zu diskutieren. Sie sind einfach und sofort umzusetzen. Denn die Steuerung eines großen Schiffes setzt sich aus einer Reihe von Handlungen zusammen, die verschiedenste Mitarbeiter genau wie befohlen umsetzen müssen. Sonst kann das Schiff nicht exakt zum Ziel kommen und punktgenau anlegen. „So ist der Gehorsam auch gegenüber Gott zu verstehen“, meinte mein Freund. Ich gebe zu, dass früher dieses Wort „Gehorsam“ bei mir eher unangenehme Gedanken und Gefühle hervorgerufen hat. Dieses Verständnis meines Freundes im Blick auf die Beziehung zu Gott hat mir sehr weiter geholfen.

Damit habe ich schon eine wichtige Aussage aus dem verlesenen Bibeltext aufgegriffen. Eine andere Übersetzung formuliert an dieser Stelle: „Gehorcht Gott, weil ihr seine Kinder seid.“ Gott als der liebevolle Vater meint es gegenüber Ihnen und mir genauso gut, ja sogar noch besser als mein Freund gegenüber seinem Sohn. Es geht nicht darum, uns zu bevormunden, zu knechten oder uns gar innerhalb von Schranken einzusperren. Gott ist eher der Kapitän, der genau weiß, was zu tun ist, damit das Lebensschiff zum guten Ziel kommt und dort sicher anlegen kann. Dieser Kapitän weiß, dass schlechte Gewohnheiten, Motive von Gier und Begierden häufig zu erheblichen Kursabweichungen führen, die mich zuweilen dorthin bringen, wohin ich eigentlich nicht wollte. Der Apostel Paulus hat dieses Phänomen mit Worten einer alten Weisheit formuliert: „Was der Mensch sät, das wird er ernten.“ Es ist doch klug, wenn gute, kompetente Ratgeber Ihnen und mir wichtige Tipps geben, wir darauf hören und dann feststellen, dass dadurch unser Lebensschiff auf gutem Kurs unterwegs ist. Die Bibel, das Wort Gottes, steckt voller hervorragender Hinweise für solch einen guten Kurs. Schön, dass Sie jetzt auf Gottes Worte hören.

Leider nimmt uns der Alltag häufig so in Beschlag, dass wir kaum Zeit finden über all die Einflüsse nachzudenken, die uns prägen. Die Erlebnisse aus der Kindheit und anderen Beziehungen sowie auch die vielfältigen medialen Impulse durch Internet, Radio, Fernsehen und allem anderen Lesestoff führen zu Denk- und Handlungsmustern, die uns oft gar nicht auffallen, aber häufig geeignet sind, uns zu schaden.

Der Apostel Petrus lädt seine Leserinnen und Leser ein, das eigene Denken anzuschauen und innere Haltungen zu überprüfen. Das ist damit gemeint, wenn wir die Formulierung hören: „Umgürtet eure Lenden, stärkt euren Verstand, seid nüchtern.“ Das alles geht gar nicht so einfach. Gewohnheiten, die mich über viele Jahre ausmachten, lassen sich nicht wie durch das Umlegen eines Schalters verändern. Das ist frustrierend. Aber ich entdecke Auswege:  Zum einen beginnt der verlesene Bibelabschnitt mit „darum“. Das ist der Hinweis nachzulesen, was unmittelbar vorher geschrieben steht. Dort erklärt Petrus, dass Gott die, die sein Evangelium verkünden, mit dem Heiligen Geist ausgerüstet hat. Jesus nennt ihn den „Geist der Wahrheit“ und er kehrt bei denen ein, die Jesus vertrauen. Er wird sie lehren, erinnern, trösten und ihnen helfen. Hier liegt die Kraftquelle versteckt, aus dem Frust der eigenen negativen Prägung herauszukommen. Zum anderen bekommen wir ein großartiges Angebot von Gott: Wir können darauf hoffen, dass er uns gnädig ist. Begnadigung ist ja die Befreiung aus einem Gefängnis, das Erlassen von Schuld. Meine Hoffnung setze ich ganz auf diese Gnade. Dadurch kann ich frei werden von dem, was mein Lebensschiff auf den falschen Kurs bringen kann. Ich lade Sie ein, dieses großartige Angebot von Jesus Christus anzunehmen.

Gott freut sich sehr darüber! Und spricht eine Berufung aus: „Komm, sei mein gehorsames Kind.“ Wenn Sie diesem Ruf folgen, wird das in Ihrem Leben sichtbar werden. Ihr Leben wird „heilig“. Bevor sie jetzt über dieses Wort erschrocken sind, lassen Sie uns noch kurz überlegen, wie Gott das meint, wenn er sagt: „Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig.“ Zum Glück erwartet Gott von uns nicht, dass wir uns so sehr anstrengen, damit wir irgendwann nichts mehr falsch machen und dann heilig sind. Das wird nicht klappen! Nur Gott selbst kann bewirken, dass wir aus seiner Sicht heilig sind. Er hat im Alten Testament gesagt: „Ich bin der Herr, der euch heiligt.“ Wenn wir also vom Apostel Petrus aufgerufen werden, in unserem ganzen Lebenswandel heilig zu sein, dann wird das nur in täglicher enger Ver-bindung mit Jesus Christus gelingen. Wie eben erwähnt wird uns der Heilige Geist dabei helfen. So habe ich keinen Grund, auf mich selbst stolz zu sein, sondern bin tief beglückt und dankbar für den Kapitän meines Lebensschiffes, der genau weiß, was das Beste für mich ist.

Ich habe bei meinem Freund gelernt, dass Gott mein liebevoller Vater ist, der dafür sorgt, dass ich als sein Kind nicht unbedacht ins Auto laufe, wenn ich seinem Wort gehorche.            

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Kommentare (1)

Stefanie /

Danke für die wunderbare Auslegung der heutigen Bibellese. Ich bin Gott dankbar, daß er der Käptitän meines Lebens ist und ich immer mehr erkennen und leben kann und darf und so in Jesus Liebe mehr