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/ Bibel heute

Einsetzung der Ältesten

Peter Brade über Titus 1,1–9.

Paulus, Knecht Gottes und Apostel Jesu Christi, nach dem Glauben der Auserwählten Gottes und der Erkenntnis der Wahrheit, die der Frömmigkeit gemäß ist, in der Hoffnung auf das ewige Leben, das Gott, der nicht lügt, verheißen hat vor den Zeiten der Welt; aber zu seiner Zeit hat er sein Wort offenbart durch die Predigt, die mir anvertraut ist nach dem Befehl Gottes, unseres Heilands;[...]

Titus 1,1–9

Der Apostel Paulus schreibt den Brief an Titus wohl im Jahr 64/65 nach seiner ersten Gefangenschaft in Rom. Er weilt in Ephesus und hatte bereits kurz vorher einen Brief ähnlichen Inhaltes an Timotheus geschickt. Gemeindeaufbau ist das aktuelle Thema der Zeit und damit ist auch Titus konfrontiert, der dort auf Kreta verantwortlich ist. Paulus will helfen, aber gleichzeitig die Messlatte ganz klar aufzeigen. Titus hat dabei eine große Verantwortung, ist er doch der Kirchengründer auf Kreta und wird dort heute noch als solcher verehrt.

Was legt Paulus seinem Mitarbeiter Titus ans Herz? Erst einmal soll es „Älteste“ geben, die der Gemeinde vorstehen. Paulus beschreibt genau, welche Voraussetzungen für die Berufung in ein solches Amt notwendig sind. Die Voraussetzungen liegen vornehmlich im persönlichen Bereich. Ich formuliere es mal so: Es sollen ehrenwerte Männer sein, die keinerlei Laster haben, als seriös bekannt sind und ordentliche Familienverhältnisse vorweisen können. Dazu gehört, dass die Kinder ebenfalls einen guten Ruf haben. Also rundum charakterlich gefestigte Menschen und, das kommt noch am Schluss, sie sollen in der christlichen Lehre sattelfest sein. Das heißt, sie sollen innerhalb der Gemeinde und außerhalb der Gemeinde aufgrund ihrer „Bibelfestigkeit“ Anfeindungen und Irrlehren abwehren können. Das Neue Testament gab es damals natürlich noch nicht, aber schon die Lehre Christi.

Kann man solche Menschen finden?

Kann ein Mensch ohne Gottes Hilfe überhaupt solche Maßstäbe erfüllen? Das Thema „Führung von Menschen“ ist zu Zeiten von Paulus und heute ähnlich. Es gibt ganz bestimmte Regeln, die sich kaum geändert haben. Man kann die „Führung von Menschen“ lernen und dazu gibt es sehr qualifizierte Lehrgänge zum Beispiel für Firmen oder Behörden. Bei den Behörden habe ich mich einmal umgeschaut und möchte aus dem Leitfaden zitieren. „Die Führungskraft soll hier vor allem Vorbild sein in Verhalten, Ausdruck, Erscheinung und sie soll Visionen vermitteln. Die Führungskraft soll über Mut zur Entscheidung und über den Willen zur Durchsetzung verfügen. Dabei muss sie verantwortungsvoll und fürsorglich gegenüber den Anvertrauten handeln. Die Qualifikation für die gestellten Aufgaben muss durch Kompetenz und Fachkenntnisse vorhanden sein.“ Empathie, Gerechtigkeit, Menschenkenntnis, Blick für das Wesentliche, besondere Wahrnehmungs- und Kommunikationsfähigkeit sind weitere Stichworte. Alles Dinge, die auch in einer Kirchengemeinde gut zu gebrauchen sind.

Geistliche Führungskräfte

Aber was ist nun der Unterschied zwischen weltlicher Führungskraft und geistlicher Führungskraft? Gibt es überhaupt einen Unterschied? Könnte nicht ein erfahrener Firmenchef ebenso gut eine christliche Gemeinde leiten? Im Prinzip schon, was die Formalien oder die Führungstechnik anbelangt. Aber inhaltlich gibt es zuallererst einen ganz entscheidenden Unterschied, und der hat damit zu tun, woher eine Anweisung kommt. Woher kommt die Aufgabe? Kommt sie von einer Behörde, einer Institution, einer Firma oder Regierung? Oder kommt die Anweisung von Gott?

Der langjährige Geschäftsführer eines großen internationalen Missionswerkes sagte einmal zu einem jungen Bewerber: „Es kommt nicht darauf an, ob Du Dich der Aufgabe gewachsen fühlst, ob Du meinst, dass Du das schaffst oder ob Du überhaupt qualifiziert bist. Es kommt nur darauf an, ob Du spürst, dass Gott es möchte. Gott hat einen Viehhirten zum König gemacht und er kann jeden für jedes Amt berufen – wenn er es möchte. Gott kann das!“

Die Berufung zu einem Amt. Der Begriff ist heute aus der Mode geraten. Früher war es ehrenwert, wenn eine Person Arzt oder Krankenschwester werden wollte, dass sie das aus Berufung tat. Um Menschen zu helfen. Genauso wie man Lehrer wurde, um Kinder etwas Gutes zu lehren und sie auf das Leben vorzubereiten. Oder Polizist, um Menschen zu helfen und zu schützen.

Heute habe ich oft den Eindruck, dass es vielfach nur noch um Bequemlichkeit und das Herauspicken der angenehmen Aspekte eines Berufes geht. Dabei steckt doch schon im Wort „Beruf“ die „Berufung“. Es müssen nicht immer die klassischen Hilfsberufe sein, bei denen der Ausübende ehrenwerte Motive verfolgen sollte. Im Handwerk sollte das genauso selbstverständlich sein. Aber um die Spezies von „ehrenwerten Menschen“ ist es dünn geworden. Vielleicht noch viel dünner als zu Zeiten von Paulus. Wenn ein Handwerker heute frei nach der Devise „Hier wird Geld verdient und nicht geholfen!“ den Großkunden bevorzugt und die alte alleinstehende Dame mit ihrer defekten Heizung frieren lässt, wo ist da die „ehrenwerte Berufung“? Angenehme, meist zahlungskräftige Patienten, Schüler, Kunden sind willkommen. So sieht heute die Realität vielfach aus.

Liebe zum Beruf und Liebe zu den Menschen

Natürlich gibt es Ausnahmen und niemand sollte sich hier pauschal verurteilt fühlen. Und natürlich gibt es immer noch Menschen, die eine Liebe zum Beruf und eine Liebe zu den Menschen haben. Aber die Zeiten sind härter geworden und für viele ist allein das auch ein Grund zu weniger sozialem Denken und einer Abkehr von althergebrachten Werten.

Paulus prangert das im Titusbrief an und betont, dass ein Ältester nicht zu den Personen gehören darf, „die schändlichen Gewinn suchen“.

Aber selbst ein Ältester kann von der Bequemlichkeit befallen werden. Wenn er zum Beispiel plötzlich davon spricht, dass er sich Zeit nehmen muss. Zeit, die eigentlich für etwas anderes verplant ist. Lieber im Seniorenstift bei Kaffee und Kuchen von den alten Menschen Wertschätzung erfahren, als in dem übelriechenden Obdachlosenasyl einen Streit schlichten. Das angenehme Leben verlockt – auch den Mann Gottes.

Bequemer werden das Leben und die Aufgaben für die Ältesten in der heutigen Zeit keineswegs. Vor allem aber wird es komplizierter und es gibt neue Aufgaben. Eine ganz herausragende neue Aufgabe für Älteste ist die Abwehr von Schaden für die Gemeinde Gottes durch bequem konsumierbare mediale Fehlinformationen.

Die mediale Fehlinformation spielte zu Zeiten von Paulus und Titus in dieser Form natürlich keine Rolle. Auf Kreta gab es kein Fernsehen, keinen Radiosender, keine Zeitung und schon gar kein Internet. Das alles gibt es heute, und es gab eine Zeit, als diese Medien noch stärker der Wahrheit verpflichtet waren. Deutschland war durch seine Pressegesetze ein Vorzeigeland für die ehrenwerte Presse, deren Redaktionen wie die ehrenwerten „Ältesten der Medien“ nach einem geschriebenen und ungeschriebenen Pressekodex täglich für die Leser arbeiteten und versuchten, die Wahrheit ans Licht zu bringen. Letztendlich wird inzwischen vor allem der Mainstream bedient, und der will oft nicht durch Fakten irritiert werden. Hier sind die Ältesten gefordert, sich zu bemühen und gerade denjenigen zu helfen, die nicht in der Lage sind, einen Überblick zu behalten. „Schlecht informierte Mitläufer“ können auch in den Kirchen viel Schaden anrichten.

Daher ist es ganz wichtig, die Ältesten zu unterstützen. Tatkräftig und vor allem im Gebet, immer wieder und mit ganzer Kraft. Dann kann ein Ältester helfen, die Gemeinde und jeden einzelnen auf dem Heilsweg zu führen. Zu führen, hin zu Jesus, dem Sohn Gottes, der durch seinen Tod am Kreuz den Weg freigemacht hat zu einem von Schuld erlösten Leben – in Ewigkeit.

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Kommentare (3)

Hans-Rainer P. /

,,Letztendlich wird inzwischen vor allem der Mainstream bedient, und der will oft nicht durch Fakten irritiert werden." Das haben sie sehr richtig angemerkt. Wenige trauen sich das noch öffentlich sagen. Mein Respekt!

Hartmut B. /

@Reinhard C.
Ich kann Ihre Kritik nicht unterschreiben. Im Gegenteil. Mein Dank geht an Herrn Peter Brade, dass er mutig die Miesere in der befangenen Berichterstattung des ÖRR in seiner Auslegung mehr

Reinhard C. /

Gut informiert werden ist tatsächlich ein großes Problem. Was soll aber die völlig pauschalisierte Medienschelte, die sich dann doch ausgerechnet hauptsächlich auf den öffentlich-rechtlichen und mehr