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Die Frage nach der Auferstehung

Albrecht Gralle über Matthäus 22,23-33.

Vorschaubild: Matthäus 22

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Matthäus 22

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Eine raffinierte Falle, um Jesus aufs Glatteis zu führen. Die Geschichte der Sadduzäer sollte den Glauben an die Auferstehung ins Lächerliche ziehen, aber Jesus bleibt souverän und der Bibelleser hat den Eindruck: Hier redet jemand, der Ahnung hat und Bescheid weiß.

Abgesehen von der Falle, die die Sadduzäer Jesus stellen wollten, wird in seiner Antwort deutlich, was Auferstehung wirklich meint:

Erstens: Wenn wir sterben, hören wir nicht auf zu leben, denn Gott ist ein Gott der Lebenden.

Es gab in den sechziger Jahren in der Theologie eine Bewegung, die vom radikalen Tod sprach. Man wollte die Großartigkeit der Auferstehung betonen und sagte: Wenn man stirbt, ist alles vollständig zu Ende. Körper und Seele existieren nicht mehr. Wir sind sozusagen nur in Gottes Gedächtnis gespeichert und er wird uns dann komplett neu erschaffen.

Ein interessanter Gedanke, der die Souveränität Gottes betonen wollte, der aber mit der Bibel nicht zu belegen ist. Wir lesen in den Evangelien, wie sich Jesus auf dem Berg der Verklärung mit Mose und Elia unterhält. Wir hören die Worte Jesu am Kreuz, wie er zu dem reumütigen Verbrecher sagte: „Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.“

Wenn wir sterben, hören wir nicht auf zu leben. Paulus greift diesen Gedanken im Philipperbrief auf und lässt die Gemeinde teilhaben an seinen intimsten Wünschen. Er schreibt: „…Ich habe Lust, aus der Welt zu scheiden und bei Christus zu sein, was auch viel besser wäre, aber es ist nötiger im Fleisch zu bleiben, um euretwillen (Phil. 1,23+24).“

Sterben ist Verwandlung, ein Hinübergleiten in eine andere Wirklichkeit. Es ist die endgültige Bereitschaft, alles Irdische loszulassen und in der Neuen Welt Gottes aufzuwachen. Unser letztes großes Abenteuer auf der Erde.

Aber wie kommt es dann, fragen mich Angehörige eines Verstorbenen, dass in manchen Bibelstellen steht, wir würden lange im Grab liegen und irgendwann, am Ende der Welt, an einem jüngsten Tag, auferstehen?

Das ist eine typisch jüdische Vorstellung, die im Buch Daniel und aus der Vision des Propheten Hesekiels stammt. Hesekiels Vision der Totengebeine, die wieder zu einem lebendigen Menschen werden, ist aus meiner Sicht ein Gleichnis für den geistlichen Aufbruch des jüdischen Volkes und keine Beschreibung der Auferstehung. Aber bei Juden und Judenchristen hielt sich diese Idee hartnäckig.

Paulus, der großartige Seelsorger, bedient sich in seinen Briefen beider Konzepte. Wenn er an Judenchristen schreibt, weckt er ihre Hoffnung auf eine leibliche Auferstehung am jüngsten Tag aus dem Grab. Wendet er sich an Heidenchristen, redet er davon, dass wir gleich beim Herrn sind.

Die Bibel ist nicht in erster Linie ein Wahrheitsorakel, sondern eine Botschaft, die sich an ganz unterschiedliche Menschen richtet. Dieselbe Wahrheit wird verschieden ausgedrückt, je nachdem, wer angesprochen wird.

Jesus wusste, dass wir beim Sterben nicht aufhören zu leben. Wir sind nicht unser Körper. Unsere Identität ist umfassender. Gott ist ein Gott der Lebenden.

Zweitens: Noch etwas wird an Jesu Antwort deutlich und man muss genau hinhören, was Jesus sagte und was er nicht sagte.

Er sagte nicht: In der Auferstehung sind wir alle irgendwie neutral, weder männlich noch weiblich. Er sagte nur: Die Regeln des Zusammenlebens, die es auf der Erde gab, in Form von Eheverträgen, werden in der Neuen Welt nicht mehr gebraucht.

Das Zusammenleben wird anders sein. Denn, wenn die Liebe herrscht, braucht man keine legalen Absicherungen mehr.

In der Neuen Welt scheint es dennoch männliche und weibliche Unterschiede zu geben. Schließlich werden die Botenengel in der Bibel als junge Männer beschrieben, also Wesen mit maskuliner Ausstrahlung.

Warum sollte unsere Identität als Mann oder Frau plötzlich aufhören? Sollte Gott auf diese wunderbare Differenziertheit nicht mehr zurückgreifen? Gehört das Männliche oder Weibliche nicht zu unserer Identität? Ist das nicht das Salz in der Suppe?

Viele Christen haben Jesu Worte missverstanden und sich ein langweiliges, neutrales Leben im Himmel vorgestellt. Ihre Hoffnung auf die Neue Welt hat sie deshalb nicht mehr inspiriert und belebt.

Drittens: Die Auferstehung ist eine deutliche Steigerung des Lebens. Jesus redet deshalb von der Kraft der Auferstehung. Eine neue Leiblichkeit, die tausendmal intensiver und kräftiger ist als die irdische.

Ist Ihnen bei den Auferstehungsberichten nach Ostern schon einmal aufgefallen, wie wunderbar der Auferstehungsleib Jesu war? Er konnte nach den Worten des Lukasevangeliums mit den Jüngern Fisch und Honig essen, also durchaus sinnliche Genüsse wahrnehmen. Er trug die Kennzeichen seiner irdischen Existenz in Form der Narben. Und gleichzeig war er nicht mehr an Raum und Zeit gebunden und konnte in Sekunden woanders sein oder durch geschlossene Räume gehen.

Ich denke manchmal, dass wir es verlernt haben, uns auf die Auferstehung zu freuen, obwohl die Bibel im Buch der Offenbarung von einer wunderbaren Natur spricht, die wir dort erleben werden: Bäume, einen klarer Fluss, eine Stadt, also soziales Zusammenleben, Freude, neue Aufgaben.

Lassen wir uns von den Sadduzäern unserer Tage nicht die Freude an der Auferstehung vermiesen. Es gibt ein kräftiges, lebendiges Dasein jenseits des Todes, ein neues Zuhause, das Jesus für uns schon vorbereitet, wo wir alte Freunde treffen und endlich Zeit haben werden, ungestört zu reden.

Danke Jesus, dass du an Ostern die Tür weit aufgestoßen und offen gelassen hast zu der wunderbaren Welt der Auferstehung.

An deiner Hand gehen wir durch das Sterben hindurch, denn du bist bei uns, dein Stecken und dein Hirtenstab trösten uns und wir werden bleiben in Gottes Herrlichkeit für immer.

Ihr Kommentar

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Kommentare (4)

Rudolf W. /

Vielen Dank für die heutige Andacht, in der zum Text nicht einfach gesagt wird, was man eben so zu sagen pflegt und vielleicht erwartet.
Da gibt es wirklich Neues zu lernen und zu entdecken. Man mehr

Hans-Rainer P. /

Prima! Eine lang verschüttete lebendige Auferstehung haben Sie wieder ins Leben gerufen: Die Freude auf ein Wiedersehen im Himmel!

Peter W. /

Wenn die heutige Auslegung vom Sterben als „letztem Großen Abenteuer“ spricht, lässt sie den EWIGEN TOD außer Acht. NACH dem irdischen Sterben gelangen diejenigen ins PARADIES, die zu Gott umgekehrt mehr

Rolf L. /

Wow! Wie stärkend und kräftigend! Großartig! Vielen Dank!