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Der reiche Jüngling

Klaus Knödler über Matthäus 19,16-26.

Vorschaubild: Matthäus 19

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Matthäus 19

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Wann habe ich mir das letzte Mal die Frage gestellt: Wie komme ich in den Himmel? Das ist lange her. Es ist eine Frage, die mich selten beschäftigt. Andere Fragen beschäftigen mich mehr. Zum Beispiel: Wie plane ich den heutigen Tag? Oder: Was koche ich morgen zu Mittag?

Das sind alltägliche Fragen, die mich beschäftigen. Aber die Frage: Wie komme ich in den Himmel? ist eine andere Frage. Sie betrifft meine Zukunft. Und zwar nicht nur für eine absehbare Zeit, sondern über meinen Tod hinaus. Warum stelle ich sie mir so selten? Bin ich zu beschäftigt? Beschäftigt mich mein Leben, auch mein geistliches Leben, zu sehr, als dass ich mir diese Frage stelle?

Was muss ich tun, um in den Himmel zu kommen? Der junge Mann in unserem Bibeltext stellt sich diese Frage: „Was muss ich tun, damit ich das ewige Leben habe?“ Was hilft? Helfen Barmherzigkeit, Großzügigkeit, Gerechtigkeit, Nächstenliebe?

Jesus antwortet. Bei der Frage wie ich in den Himmel komme, geht es nicht um einen Lebensstil, der gut ist. Es geht darum, so zu leben, wie Gott es will. Seine Satzungen und Gebote weisen den Weg. Alle anderen Lebensweisen, Ideale und Vorstellungen helfen nur bedingt, in den Himmel zu kommen.

Der junge Mann fragt nach: welche Gebote Gottes sind das denn? Jesus nennt fünf Gebote aus der mosaischen Thora, aus dem zweiten, dritten und fünften Buch Mose. Fünf Gebote, von denen das Alte Testament 365 Verbote und 248 Gebote im engeren Sinn enthält. Für Jesus sind sie das verbindliche Wort Gottes. Ohne zu zögern, bestätigt der junge Mann: „Diese fünf Gebote habe ich gehalten. Was habe ich nicht getan, dass ich nicht in den Himmel komme?“

Vielleicht keimt in ihm die Hoffnung auf, auf dem richtigen Weg zu sein. Seine Unsicherheit schwindet. Er hat die Gebote gelebt. Seine Unsicherheit fällt von ihm ab. Ich bin auf dem richtigen Weg. Die Zukunft im Himmel steht mir offen. Aber die Antwort Jesu öffnet ihm die Augen. Es reicht nicht, die fünf Gebote zu halten, um eine Zukunft im Himmel zu haben. Sondern vollkommen zu sein, ohne Fehler. „Vollkommen sein, wie der Vater im Himmel vollkommen ist“, sagt Jesus einige Kapitel zuvor. Was für ein Anspruch.

Deshalb fordert Jesus den jungen Mann auf, alles zu verkaufen, was er besitzt und es den Armen zu geben. „Lass los und komm und folge mir nach. Werde mein Jünger und ehre Gott über alles, indem du das erste Gebot Gottes über alles stellst. Denk nicht mehr an deinen Reichtum, sondern daran, mit mir zu leben“. Die Frage des Jünglings: „Wie komme ich in den Himmel?“ ist beantwortet. Auch sein Weg über den Tod hinaus. Denn traurig wendet er sich von Jesus ab. Sein Reichtum hält ihn gefangen. Sein Besitz. Sein Geld. Sein Wohlstand. Gott bleibt außen vor, obwohl er sich an die fünf Gebote der Thora hält. Er lebt ein bisschen für Gott, aber er lebt nicht mit ganzem Herzen mit Gott.

Sein Reichtum macht ihn blind für die Zukunft. Er hat die Gebote Gottes vor Augen, aber nicht Gott. Mit seiner Selbstgerechtigkeit „Das habe ich alles getan!“ wächst sein Besitz, aber seine Gottes-Beziehung stirbt.

Auf der einen Seite wird sein Einsatz materiell belohnt, auf der anderen Seite verliert er den Glauben an Gott und kommt vom rechten Weg in die ewige Zukunft ab. Gottes Zuspruch erreicht ihn immer seltener. Darauf weist Jesus im Gleichnis vom vierfachen Ackerfeld hin. Jesus sagt im Matthäusevangelium (Matthäus 13,22): „Der aber unter die Dornen gesät ist, der ist's, der das Wort hört, und die Sorge der Welt und der betrügerische Reichtum ersticken das Wort, und er bringt keine Frucht.“

Am Ende unseres Textes unterstreicht Jesus die Tragik des jungen Mannes mit dem Bild vom Kamel und dem Nadelöhr. Eine absurde Vorstellung von etwas Unmöglichem. Wie soll ein Kamel durch ein Nadelöhr gehen? Wie soll ein so großes Tier durch das kleine Stadttor passen? Vielleicht nachdem es all seine Lasten (Geschenke, Reichtümer, Schätze) abgeladen hat und auf den Knien durchkriecht?

Wie könnte ein Kamel durch das Nadelöhr eines Chirurgen gehen? Unmöglich. Was bleibt zurück? Die Frage: Wie komme ich in den Himmel? Die Bestürzung, wie die Jünger entsetzt zu sein? Die Antwort von Jesus hat sie und mich erschüttert. Sie sind so fassungslos, dass sie fast die Fassung verlieren.

Was bleibt? Sechs Impulse, die mich auf meinem Weg in den Himmel begleiten:

  1. Jesu Zusage an mich: Bei Gott ist nichts unmöglich. Er hat Himmel und Erde gemacht. Durch seine große Kraft, durch seinen ausgestreckten Arm und durch sein Wort sind sie entstanden. Mit dieser Kraft wirkt Gott auch heute. Er verwandelt meine Sehnsucht nach immer mehr in eine Sehnsucht nach Gottes Nähe.
  2. Jesus spricht heute und erreicht mich, der ich vielleicht auf dem Weg zum Himmelreich verloren gegangen bin. Gott stellt sich mir durch Jesus in den Weg und hält mich an. Ich komme zur Besinnung und verändere meine Perspektive auf das, was mir wirklich wichtig ist: Gott.
  3. Jesus ermutigt mich, in meiner Beziehung zu ihm die richtigen Prioritäten zu setzen. Die Aussage Jesu „Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes, dann wird euch alles andere zufallen“ ist für mich wegweisend.
  4. Jesus berührt mich. Die Sorge, zu kurz zu kommen, verschwindet. Denn er zeigt mir, dass er für mich sorgt. Ich vertraue ihm.
  5. Jesus zeigt mir, dass mein Wert nicht in meinem Reichtum liegt, sondern darin, dass Gott mich liebt. Das nehme ich wahr. Ich lasse mich darauf ein und öffne dafür mein Herz und meine Hände.
  6. Jesus weckt die Sehnsucht nach dem Himmel, weil er mich an die Frage erinnert: "Wie komme ich in den Himmel? Er hält die Frage in mir wach. Ich begegne ihr. Ich denke darüber nach und suche nach tragfähigen Antworten.

 

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Kommentare (2)

Angelika M. /

Danke für die Andacht! In Offenbarung 7 öffnet uns Jesus das himmlische Fenster und lässt uns auf die schauen, die im Himmel angekommen sind. Es sind die, die ihre Kleider gewaschen haben im Blute des Lammes. Für mich die alles entscheidende Antwort auf die Frage, wie komme ich in den Himmel.

Hans H. /

Guten Morgen lieber Klaus,
deine Auslegung ist sehr gut und hilfreich. Insbesondere auch die 7 Merkpunkte am Schluss.
Einzig deinen Querverweis auf Matthäus 13,22 kann ich nicht so richtig mehr