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Christen in der Anfechtung

Christoph Till über Jakobus 1,1-12.

Vorschaubild: Jakobus 1

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Jakobus 1

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Als ich Jugendlicher war, sind wir als Familie mal an den Bodensee gefahren. Und dort machten wir eine Drei-Länder-Bootstour. Wir starteten bei schönem Wetter und genossen die schönen Anblicke, die uns erwarteten. Doch auf einmal zogen dunkle Wolken auf. Ein Gewitter deutete sich an. Auf der vormals ruhigen Seeoberfläche bildeten sich Wellen. Unser Schiff, mit dem wir unterwegs waren, bewegte sich in den Wellen hin und her. So manche Suppe, die sich Passagiere schmecken lassen wollten, wurde verschüttet. Zum Glück kamen wir am Ende sicher wieder an Land. Und doch sahen wir, wie ein Gewitter verbunden mit Sturm so ein kleines Schiff ein Stück weit außer Kontrolle bringen kann.

Auch der Jakobusbrief berichtet von Turbulenzen

Von Luther wurde dieser Brief als stroherne Epistel betrachtet. Und doch hat der Jakobusbrief vor allem darin seine Berechtigung, dass er bestimmte, in der Gemeinde auftretende Situationen thematisiert und Hinweise aufzeigt, wie mit diesen Situationen umgegangen werden sollte.

Zu Beginn widmet sich Jakobus den Glaubensprüfungen und Anfechtungen, die die frühe christliche Gemeinde erlebt. Wie sein Kollege, der Apostel Paulus, ruft Jakobus zu Beginn des Briefes dazu auf, Anfechtungen als etwas Positives zu betrachten - ja sich sogar darüber zu freuen. Denn dadurch können Christen solche Anfechtungen, solche Prüfungen im Glauben durchhalten. Und gleichzeitig trägt dies dazu bei, dass ihr Glaube sich bewährt.

Aber: Wer erleidet schon gern Anfechtungen? Ist das Leben nicht viel bequemer, wenn wir nicht mit Herausforderungen konfrontiert werden? Solche Situationen, in denen der eigene Glaube angefochten wird, sind hart. Sie können an die Substanz gehen. Und Anfechtung kann auch ganz unterschiedlich aussehen. Die Christen im ersten Jahrhundert haben vor allem mit Verfolgung zu kämpfen. Ihr Glaube wird nicht nur belächelt, sondern teilweise stark bekämpft. Christen fürchten um ihr Leben. Eine solche Form der Anfechtung kennen auch heute noch Millionen von Christen in vielen Ländern.

Welche Anfechtungen erleben wir?

Wir erleben in diesem Bereich heute eigentlich kaum Anfechtungen. Doch auch unser Leben ist nicht frei von Glaubensprüfungen. So schmerzt es mich, wenn mein Glaube belächelt wird, ich deshalb Ausgrenzung erfahre. Oder Sie erleben andere schmerzhafte Herausforderungen wie Krankheit, Streit oder Sie packt eine handfeste Lebenskrise.

Jakobus selbst nennt auch noch einige Versuchungen, die er im Laufe des Briefes weiter ausführt. Konkret nennt er vor allem den Reichtum. Dieser wird ihn noch öfter beschäftigen, denn der Reichtum führt bei den ersten Christen offenbar an manchen Stellen zu einer Ungleichbehandlung in den Gemeinden. Jakobus warnt in den Versen 9-11 davor, sich zu sehr auf den Reichtum zu verlassen und sich dessen zu rühmen. Er weist in diesem Zusammenhang auf die Begrenztheit des Lebens und damit des Reichtums hin. Deshalb soll sich ein Reicher den Umstand deutlich machen: Die Vorteile meines Reichtums sowie der Reichtum an sich sind vergänglich. Ich habe den Reichtum nur während meiner Lebenszeit und selbst in dieser Zeit kann ich mir damit nicht alles kaufen.

Gleichzeitig, so sagt Jakobus, kann der Glaube auch herausgefordert werden, indem eine Person zu wenig von sich hält. Manche Bibelausleger gehen an dieser Stelle davon aus, dass auch Armut ein Grund dafür gewesen sein kann, dass eine Person wenig von sich hält. Doch Jakobus deutet an: Arme Menschen dürfen sich rühmen - und zwar weil sie vor Gott hoch angesehen sind.

Wenn der Glaube herausgefordert wird

Das Wunderbare am Jakobusbrief ist, dass der Autor sehr praktisch veranlagt ist. Er verliert sich nicht in komplizierten Gedankengebäuden, sondern sagt frei heraus, wie aus seiner Sicht einer solchen Situation zu begegnen ist.

Jakobus sagt: Christen sollen den Versuchungen und Herausforderungen mit Freude begegnen. Diese Freude soll nicht daraus entstehen, dass eine Versuchung da ist, sondern wegen der Auswirkungen, die sie auf den eigenen Glauben hat. Er argumentiert: Wer eine Prüfung im Glauben erlebt und in dieser besteht, dessen Glaube bewährt sich, er wird fester. Und doch, so Vers 5, kann der Glaube dadurch an Grenzen geraten. Jakobus empfiehlt: Begegnet den Prüfungen im Glauben nicht mit Zweifeln, sondern betet und vertraut, dass Gott euch in dieser Situation Weisheit schenkt. Denn Zweifel sorgen dafür, dass die Umstände die Kontrolle über mich bekommen und Beständigkeit aus meinem Leben weicht. Und das hat dann auch Auswirkungen auf das Vertrauen auf Gott.

Die Verheißung des Jakobus

In Vers 12 gibt Jakobus uns Lesern eine Verheißung mit auf den Weg. Er sagt: Wer die Glaubensprüfung aushält und standhaft bleibt, dessen Glaube ist bewährt. Er wird am Ende zum Ziel führen. Gottes Versprechen werden Realität. Derjenige, der aushält, wird zu einem Überwinder. Sein Glaube hat die Widrigkeiten und Schwierigkeiten des Lebens ausgehalten und ist mit Jesu Hilfe sicher ans Ziel gelangt.

Stecken Sie gerade in einer solchen Bewährungszeit? Erleben Sie gerade eine Herausforderung in ihrem Leben und ihrem Glauben?

Nun, Jakobus ist ehrlich und sagt: Zum Glauben gehören auch diese herausfordernden Zeiten. Aber er lenkt die Perspektive auf das Gebet. Wer in herausfordernden Zeiten, Krisen und Anfechtungen im Gebet mit Gott verbunden bleibt, der hat die Chance, in solchen Zeiten zu bestehen. Und doch ist das nicht immer so leicht. Wenn Anfechtungen und Prüfungen im Glauben kommen, kann es schon passieren, dass es schwer ist, Worte zu finden, die ich an Gott richten kann. Doch Jakobus sagt konkret: „Bittet um Weisheit“. Jakobus verspricht: Gott schenkt die Weisheit und er tut es gern. Der Betende ist nur aufgefordert, auf dieses Versprechen zu vertrauen - zu vertrauen, dass Gott gern gibt.

Und gleichzeitig gibt Ihnen Jakobus mit auf den Weg: „Schau nach vorn. Lass die Perspektive, die sich aus der Situation ergibt, dein Ansporn sein, durchzuhalten und an Gott festzuhalten.“

Eine Zukunftsperspektive

Und tatsächlich kann es der Blick nach vorn sein, der Mut macht und durch den ein Aushalten der Situation gelingt. Jakobus malt diese nach vorn gerichtete Perspektive deshalb so aus, weil er demjenigen, der versucht ist, neuen Mut machen will. Das alles ist nicht umsonst. Es wird etwas Wunderbares hervorbringen. Nämlich einen bewährten Glauben. Und ein bewährter Glaube ist ein tragender Glaube. Und ein tragender Glaube ist ein Glaube, mit dem Gott Sie sicher ans Ziel führen kann.

Sollten Sie in einer solch herausfordernden Zeit stecken, dann wünsche ich Ihnen, dass Sie Ihr Vertrauen auf Gott festhalten können und sie erleben, wie er Sie durch diese Zeit führt und dass er Ihnen gerade dann ganz besonders nahe ist.

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