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/ Bibel heute

Das Gleichnis vom Sämann

Reinhart Henseling über Markus 4,1-9.

Und er fing abermals an, am Meer zu lehren. Und es versammelte sich eine so große Menge bei ihm, dass er in ein Boot stieg, das im Wasser lag, und er setzte sich; und alles Volk stand auf dem Lande am Meer. Und er lehrte sie vieles in Gleichnissen; und in seiner Predigt sprach er zu ihnen: Hört zu! Siehe, es ging ein Sämann aus zu säen.[...]

Markus 4,1–9

Jesus lädt zum Open-Air-Gottesdienst am See!

Herrlicher Sonnenschein, sattgrünes Gras, eine erfrischende Brise vom See, nette Leute ringsum, beste Stimmung, Jesu Fangemeinde ist schon wieder gewachsen … V orne ein einziges Boot, das ein paar Meter vom Ufer entfernt im Wasser liegt. Jesus darin - der 8-Meter-Kahn ist heute seine Kanzel. Er predigt, erzählt Geschichten, verständlich und anschaulich, er zeichnet bekannte Bilder - alle verstehen sofort, was er sagt.

Jesus will viel mehr als nur beim Volk ankommen, seine Zuhörer gut unterhalten, seine Popularität steigern. Er lehrt, wie es andere Rabbiner auch tun - aber mit Vollmacht und mit Herz. Als Insider erklärt er sein Himmelreich, weist auf die kommende Gottesherrschaft hin, stellt die Liebe seines Vaters in den Vordergrund, lädt ein in Gottes Familie, wirbt um jeden Einzelnen… er liebt und wirbt!

Jesus - der säende Landwirt!

Er selbst ist der Sämann, der gute Samenkörner auf sein Land sät. Das Saatgut ist vom Feinsten - 100% natürlich, sauber, unvermischt. Das Säen, reine Handarbeit - will gelernt sein. Mit gekonntem Schwung die Premium-Saat so gleichmäßig wie möglich über das Feld zu verteilen, dass tatsächlich überall Samenkörner landen. Danach wird die Saat mit einem einfachen angespitzten dicken Knüppel, dem üblichen Holzpflug, in den Boden eingearbeitet.

Erst beim Pflügen zeigt sich der tatsächliche Zustand des Bodens: Steine, Wurzelunkraut, felsiger Untergrund können zutage kommen - auf jeden Fall haben es die Körner schwer, können nicht überall richtig wurzeln. Schon beim Aussäen picken die Vögel alles auf, was sie im Flug wahrnehmen, kein Korn hat eine Chance, das auf festgetretenem Boden landet.

Jesus - Gott zum Anfassen!

Jesus, der aktive Sämann, streut den Samen, das gute Wort Gottes, großzügig aus, denn alle Menschen sollen die gute Botschaft erfahren: Gottes Sohn ist da, er bringt den göttlichen Frieden, endlich kann jeder Mensch Gottes Liebe persönlich kennen lernen! Dieses Wort ist die beste Nachricht aller Zeiten. Wer es hört und in sein Herz aufnimmt, wird im Vertrauen auf Jesus ein erfülltes und fruchtbringendes Leben führen.

Das Saatgut ist sein Wort und seine Person zugleich - er selbst ist das Wort, das von Gott gekommen und Mensch geworden ist. Mit ihm wird die Liebe des allmächtigen Gottes sichtbar, verstehbar, erlebbar! – Endlich ist Gott nahbar, anfassbar! Jesu Lehre hat Tiefgang, aber überfordert die einfachen Landleute nicht. Er predigt wieder sehr lange - aber niemandem wird es langweilig! Er kennt den Alltag seiner Hörer, interessiert sich für sie, fühlt mit ihnen, liebt sie! ER redet ihre Sprache - kein churchy. Seine Liebe kommt an, die Saat geht auf, bewegt die Gedanken der Hörer, trifft sie ins Herz - verbindet sie mit dem einzig lebendigen Gott, macht Appetit auf mehr!

Jesus - schon auf der Abschussliste!

Irgendwo zwischen den begeisterten Verehrern sitzen die V-Leute der frommen Jerusalemer Elite. Sie haben ihr Urteil schon gefällt, misstrauen dem Messias, verneinen Jesu göttliche Sendung, halten ihn für einen Bauernfänger, Hochstapler, Gotteslästerer. Ihr Plan steht schon fest, sie werden den Häretiker in Kürze aus dem Verkehr ziehen, ein für alle Mal mundtot machen, ihn für immer zum Schweigen bringen.

Jesus kennt ihre heimtückischen Pläne, weiß, dass er sterben wird. Aber er weiß auch, dass nach ihm unzählige Sä-Frauen und Sä-Männer seine Liebesbotschaft unaufhaltsam in Gottes ganzer Welt aussäen werden, bis seine göttlichen Wachstumsziele erreicht sind.

Großer Verlust - höchster Ertrag!

Obwohl der Sämann einen guten Job macht, geht ein großer Teil der Saat verloren! 75% vergeblich ausgesät? Beste Ware weggeworfen? Erstklassiger Same sinnlos eingesetzt? - Nicht ganz! Trotz aller Saat-Verluste durch schlechte Bodenverhältnisse und ungute Umwelteinflüsse, ist ein großer Ertrag garantiert, denn Jesus kümmert sich selbst um seine Aussaat. Erst in der Ernte zeigt sich das außergewöhnliche Ergebnis: mancher Halm trägt 30 Körner, andere 60, Spitzen-Ähren sogar 100. Jesu Säen ist trotz hoher Anfangsverluste vielversprechend. Der Ernteertrag überdurchschnittlich. Beim letzten Erntedankfest der Weltgeschichte wird für alle sichtbar werden, was der Prophet Jesaja über das gepredigte Wort Gottes vorausgesagt hat: es wird nicht ohne Frucht bleiben, sondern es tut, was ich will und richtet aus, wofür ich es gesandt habe. (Jesaja 55, 11)

Pure Saatverschwendung?

Eine alte Geschichte berichtet von einem Bauern, der straffällig geworden war und im Gefängnis saß. Seine Frau schrieb ihm, dass sie auf keinen Fall den Acker alleine bearbeiten könne. Ihr Mann antwortete aus dem Knast: „Arbeite bloß nicht auf dem Acker, denn ich habe das Geld und die Waffen darin versteckt!“ Wenige Tage später schrieb seine Gattin: „Jemand muss deinen Brief gelesen haben, denn die Polizei war hier und hat den ganzen Acker umgegraben!“ - Der Ganove schrieb zurück: „Jetzt kannst du die Kartoffeln ausbringen!“

Jesus lässt in seiner Predigt offen, ob die problematischen Ackerböden durch Bearbeitung verändert und damit für die Saat empfänglicher werden können. Er geht davon aus, dass sein Wort immer auf größte Hindernisse stößt und große Saatmengen fruchtlos bleiben: das permanente zerstörerische Wirken des Bösen, die menschliche Gleichgültigkeit und Oberflächlichkeit, die unersättliche Genussgier und viele andere massive Einflüsse hindern das Wurzeln und Wachsen großer Teile der Saat. Deshalb stellt Jesus seinen Säern - bis heute - bestes keimfähiges Saatgut in unbegrenzter Menge zur Aussaat zur Verfügung!

Nicht klagen - lieben!

Ich lerne daraus, dass ich nicht über die miese Beschaffenheit des Ackers und die unterschiedliche Bodenqualität klagen will, sondern meine Aufgabe als Sämann optimieren möchte. Ich könnte zum Beispiel öfter aussäen, oder an anderen Orten als bisher, zu anderen Zeiten, auf bessere äußere Rahmenbedingungen achten – doch vor allen anderen Dingen wünsche ich mir mehr spürbare Liebe für meine Zuhörer. Wahrscheinlich kann nur Gottes Liebe die schwierigen Böden nachhaltig verändern. Ich wünsche mir für mich selbst und alle anderen Sä-Frauen und Sä-Männer vor allem mehr Liebe, mehr Lenkung durch den Heiligen Geist, damit viel mehr beste Saat auf guten Boden fällt und aufgeht - zur Ehre Gottes und zum Segen für viele Mitmenschen.

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