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/ Anstoß - Gedanken zum Tag

Überraschende Lehrstunde

Tanja Rinsland über Matthäus 5,44

Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen,*

Matthäus 5,44

In der Mittelstufe hatte ich einen Biolehrer, den ich auf den Tod nicht ausstehen konnte. Ehrlich gesagt weiß ich nicht mehr, warum. Vielleicht hat er mich unfair behandelt. Oder wir waren einfach nicht auf einer Wellenlänge.

Auf jeden Fall habe ich ihn verachtet mit der Kompromisslosigkeit, zu der nur Teenager fähig sind. In dieser Zeit bin ich über eine Aussage von Jesus gestolpert, aus der Bergpredigt: „Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen.“ (Matthäus 5,44).

Bäm, was für eine Provokation für meine empörten Gefühle. Ob der Lehrer wirklich mein „Feind“ war?  Aus heutiger Sicht muss ich über mein Teenager-Selbst schmunzeln, das es wohl so empfunden hat.  Denn ich habe mich zu einem kompromisslosen Schritt entschieden: Ich habe angefangen, für diesen Mann zu beten und ihn zu segnen. Regelmäßig. Über mehrere Wochen hinweg.

Dann kam der Tag, an dem saß ich im Biounterricht, der Lehrer kam herein und ich – habe nichts empfunden. Keinen Groll, keine Ablehnung. Erstaunt habe ich in mich hineingehört. Da war sogar ein bisschen Wohlwollen.

Ich war wie vom Donner gerührt.

Ich habe überhaupt keine Erinnerungen daran, welchen Stoff wir damals in Bio durchgenommen haben. Ich kann mich noch nicht einmal an den Namen des Lehrers erinnern. Aber meine Verblüffung darüber, was meine Entscheidung, diesen Bibelvers ernst zu nehmen, in mir bewirkt hat, klingt bis heute nach.

Feindesliebe verändert. Vor allem mich selbst.

 

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