Selbstkritik dringend gefragt

König David steckt in seiner tiefsten Krise. Todkrank. Von seinen Freunden und seiner Familie verlassen. Niemand hält mehr zu ihm. Und seine Feinde - warten nur darauf, ihn zu vernichten.

3000 Jahre ist das her. Psalm 38. Hier schreibt kein geringerer als der König des biblischen Volkes Israel; zumindest wird ihm der Psalm zugerechnet. Der Psalm erinnert auch an die aktuelle Situation, in der Israel steckt. Angefeindet von allen Seiten, und auch die Schar der Freunde scheint zu bröckeln.

Nun ist dieses Psalmgebet kein Lösungskonzept für die riesige Krise im Nahen Osten. 

Bemerkenswert aber: mitten in dieser Klage steckt ein Stück Selbstkritik. David wendet sich in seiner tiefsten dunklen Stunde an Gott. Obwohl er dringend Hilfe braucht, bekennt David mitten im Gebet seine eigenen Sünden, seine eigene Schuld.

Das macht David für mich zum absoluten Vorbild. Wo höre ich von politisch Verantwortlichen, von Strategen, von Ideologen, von Leuten, die ihren Hass und ihre Selbstgerechtigkeit ins Internet hacken, wenigstens diesen einen, selbstkritischen, befreienden Satz: 

Auch ich habe gesündigt, auch ich könnte falsch liegen, Gott sei mir gnädig.

Ich will Psalm 38 noch einmal daraufhin lesen. Auch an mich gerichtet. Solche Momente wie dieser machen mir die Bibel glaub-würdig. Selbstkritik dringend gefragt. Gottes Weisheit und Gnade erst recht.