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/ Anstoß - Gedanken zum Tag

Gott lässt sich anschreien

Andreas Odrich über Klagelieder 3,58.

Darf ich Gott kritisieren? Darf ich ihn dafür verantwortlich machen, dass es mir schlecht geht? In den Klageliedern des Jeremia ist das möglich. Fünf Kapitel im hebräischen Teil der Bibel, voll mit Weherufen. Ein Buch, das ich gerade dann in die Hand nehmen kann, wenn es mir schlecht geht. Ich darf mich einreihen mit meinem Unmut und mit meiner Verzweiflung. Die Klagelieder sprechen mir aus der Seele.

Das dritte Kapitel schließlich nennt den Verursacher für mein Leiden: Gott selbst. Und so komisch das ist, genau das überzeugt mich in meinem Glauben. Mitten hinein in diese grundehrlichen Klagen erfolgt dann die Beschwörung: „Du Herr hast mein Recht erstritten. Das Leben hast du mir gerettet.“

Dieser Weckruf geht an Gott. Der Schöpfer selbst soll sich an seine eigene Treue erinnern. Dieser Weckruf geht aber auch an den Autor und an mich als Leser: Kopf nach oben, klare Sicht. Gott lässt dich nicht im Stich!

Und so lerne ich aus den Klageliedern: Gott lässt sich kritisieren, Gott lässt sich wecken. Aber auch ich darf es mir selbst in Erinnerung rufen: Gott hilft, Gott greift ein. Darauf will ich mich in einer schweren Situation verlassen. Darauf will ich setzen. Die Ehrlichkeit der Klagelieder überzeugt mich und die souveräne Haltung Gottes erst recht.

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Kommentare (1)

Birgit K. /

Habe Grund Euch zu Danken Habe
Erkannt klagelieder 2.3 18 bis19 Gott ist bei mir in meiner Situation