/ Anstoß - Gedanken zum Tag
Die Große Erzählung
Markus Baum zu Psalm 19,2.
Die Himmel erzählen die Ehre Gottes, und die Feste verkündigt seiner Hände Werk.
Was ist das Schicksal so ziemlich aller Liederbücher auf diesem Globus? Da hat sich jemand Mühe gegeben und zusammengestellt, was die Leute gerne singen wollen – aber auch einiges, was die Leute gefälligst singen sollen. Und was fangen die Nutzerinnen und Nutzer damit an? Sie picken sich ihre Favoriten heraus und singen einzelne Lieder besonders gern, andere vernachlässigen sie.
Nr. 19 im Lieder- und Gebetbuch Israels, in den Psalmen: Das wäre einer der Favoriten. Den Text des neunzehnten Psalms haben im Lauf der Jahrhunderte verschiedenste Komponisten musikalisch gestaltet. „Die Himmel rühmen die Ehre Gottes, das Sternenzelt verkündet das Werk seiner Hände.“ So beginnt der Psalm. Ein intergalaktischer Stoff. Antike Weltsicht in starke sprachliche Bilder gepackt. Wobei: Manches in diesem Psalm klingt ganz neuzeitlich. Damit geht es schon in der ersten Zeile los: „Die Himmel rühmen“ – wieso DIE, wieso nicht DER Himmel? Gibt es denn mehrere? Der Bibel zufolge ja - zumindest gibt es mehr als nur einen Himmel.
Gottfried Wilhelm Leibniz hat im frühen 18. Jahrhundert spekuliert, dass es eine ganze Vielfalt von Welten, also auch von Himmeln geben könnte. Und auch die vor 100 Jahren ausformulierte Quantentheorie bietet Raum für die Vorstellung von mehreren unterschiedlich gearteten Welten. Der Schöpfer all dieser Welten hat garantiert keine Langeweile – und findet in allen Anerkennung. Von anderen Himmeln und Erden haben wir keine wirkliche Ahnung, aber dem Psalm 19 zufolge erklingt das Lob Gottes auch dort, wird er auch dort verehrt und gerühmt. Psalm 19 schärft die Sinne für dieses intergalaktische Konzert.
Ihr Kommentar
Kommentare (2)
Liebe Frau K.,
Sie haben recht - und mir ist bewusst, dass die hebräische Vokabel השמיים eine Pluralbildung ist - und dass es "den Himmel" im (Alt)Hebräischen nicht im Singular gibt.
Ich bin in … mehrmeiner Argumentation durchaus von der Einheitlichkeit der Welt ausgegangen, aber genauso von der biblischen Auskunft, dass es einst "einen neuen Himmel und eine neue Erde" geben wird, "denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen" (Offb. 21,1). Macht schon mindestens zwei Himmel und Erden.
Leibniz´ Rede von der "besten aller Welten", in der wir leben, ist das Ergebnis seiner mathematischen und statistischen Überlegungen. Und die postulierte Möglichkeit weiterer/anderer Universen durch Hugh Everett und John A. Wheeler in ihrer Deutung der Quantentheorie ist nichts anderes als eine begründete Spekulation.
Ihre Sorge, was mögliche andere, extraterrestrische Zivilisationen betrifft, hat andere Menschen auch schon umgetrieben - christliche Denker wie George MacDonald haben sich damit befasst, und Clive Staples Lewis hat in seiner "Perelandra"-Trilogie die Frage behandelt, ob die Erlösung, die Gott durch seinen Sohn Jesus Christus erwirkt hat, auch für die Bewohner anderer Welten Gültigkeit hat. Lewis' klare Antwort: Ja. Der Schaden, den Gottes gute Schöpfung durch den Sündenfall erlitten hat, betrifft das ganze Universum. Die Erlösung heilt ebenfalls das ganze Universum. Alle Welt - und wenn es mehr als eine geben sollte, alle Welten.
Lieber Hr Baum!
Habe gelesen, dass es im Hebräischen: shamayim (die Himmel) für das Wort keine Singularform gibt...da wird es immer in Pluralform verwendet und wurde im Deutschen so beibehalten, um … mehrdie Unendlichkeit und Weite damit auszudrücken. Mit den mehreren Himmeln finde ich es etwas gefährlich, da man damit auch mehrere Welten in Verbindung bringen kann und dann sind wir nicht weit weg von der Annahme, dass es auch noch andere Lebewesen gibt in diesen Welten, die wir nicht kennen:Außerirdische usw.
Liebe Grüße
Birgit K.