Kragenspeck

Spätestens alle paar Jahre fliegt ein weißes Oberhemd von mir auf den Müll. Die Ursache: Kragenspeck. Dieser gelbliche Schimmer widersetzt sich irgendwann jeder Reinigung. Und weil ich gepflegt aussehen möchte, muss ein neues Hemd her.

Ein ähnlicher Gedanke findet sich in einem Gebet in der Bibel: „Wir alle sind wie Unreine geworden, selbst unsere ganze Gerechtigkeitist nichts als ein schmutziges Kleid“ (Jesaja 64,5).

Derjenige, der hier betet, weiß genau: Ich mag mich noch so abmühen, ein guter Mensch zu sein. Mein Leben und das Leben aller Menschen ist einem ständigen „Verschmutzungsprozess“ ausgesetzt. Wenn ich ehrlich bin, kann ich meinen eigenen Ansprüchen und denen Gottes nicht genügen. Selbstsüchtige und manchmal zerstörerische Entscheidungen legen sich wie ein Grauschleier auf die Kleidung meines Lebens.

Da hilft nur eins: Ein neues Outfit muss her. Jahrhunderte später wird genau dieser Gedanke in der Bibel wieder aufgegriffen. Da ist die Rede von Menschen, die in weiße Gewänder gekleidet werden – von Gott. Weil sie nicht mehr auf ihre eigene Gerechtigkeit vertrauen, sondern auf Gott, der sie gerecht spricht.

Mein Hemd mit Kragenspeck wird nie wieder sauber. Meine eigenen Fehler im Leben kann ich nicht rückgängig machen. Muss ich auch gar nicht. Denn wenn ich Gott vertraue, bekleidet er mich mit Gerechtigkeit, die vor ihm erstrahlt wie ein blütenweißes Oberhemd.