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/ Wort zum Tag

1. Samuel 26,24

Gedanken zu Losung/Lehrtext des Tages.

Mein Leben werde wert geachtet in den Augen des HERRN, und er errette mich aus aller Not!

1. Samuel 26,24

Die New Yorkerin Manette Ansay hat einen bewegenden Roman geschrieben: "Blauwasser". Die Geschichte zweier Frauen, die ein tragisches Schicksal teilen. Die eine hat auf dem Highway den 11-jährigen Sohn der anderen getötet: Bei einem Verkehrsunfall. Mit einem Kopf, der noch von der Party am Abend benebelt war. Ihre eigenen drei Kinder überleben leicht verletzt, aber das einzige Kind der anderen ist tot. Mit ihm sterben alle Hoffnungen der Eltern, die Nacht will nicht mehr enden.

Die Ich-Erzählerin schildert in "Blauwasser" ihre schwankenden Gefühle: Hass, Rache, Vergeltung beherrschen ihr ganzes Dasein. Obwohl sie mit ihrem Mann auf eine lange Reise flieht, bleibt die Wut ihr ständiger Begleiter. Für sie ist die unglückliche Autofahrerin eine Mörderin, der man ihre Bosheit austreiben muss. Darum überzieht die Mutter ihre Feindin mit einer ruinösen Zivilklage. Soll sie doch zahlen, bis sie ihren eigenen Kindern nichts mehr zu geben hat.

Doch der Hass schadet nicht nur der Unglücklichen, deren Kinder überlebt haben. Er zerfrisst auch die Seele der Mutter des überfahrenen Jungen. Während die eine unter der Last zusammenbricht, kommt auch die andere nicht zur Ruhe. Die Rache ist nicht süß, sie zerfrist die Seele der Rachsüchtigen.

Frieden findet sie auf der Reise nicht. Obwohl es eine Fahrt ins Paradies ist: Blaue See vor Kokospalmen, der Duft der Karibik, Musik von der anderen Seite der Bucht. Auch am Ende der Welt bleibt sie an ihre Feindin gekettet.

Erst als sie aus ganz anderen Gründen zurückkehrt und der Unglücksfahrerin in die Augen blickt, löst sich der Knoten und sie wird frei. Vergebung ist der Schlüssel, der ihr hilft, wieder zu lachen und dem Leben schöne Seiten abzugewinnen. Es ist keine billige Sache, diese Vergebung. Täglich muss sie die düsteren Phantasien verscheuchen. Die Rache keimt immer wieder, wie Unkraut.

Der Roman "Blauwasser" erzählt eine typische Menschengeschichte. So wie auch die Bibel Geschichten erzählt, die typisch Menschliches spiegeln. Von David und Saul zum Beispiel. Saul, der König von Israel, hat David Unrecht getan, hat ihn aus dem Haus gejagt. Der Freund seines Sohnes Jonathan muss fliehen. Wundersame Umstände führen dazu, dass David eines Nachts die Chance hat, Rache zu nehmen. Er könnte das Leben seines Feindes ruinieren. Doch er verzichtet darauf, seinem Zorn freien Lauf zu lassen. Wie die Heldin im Roman ist der Held der Bibel großzügig und tut sich selbst den größten Gefallen.

David respektiert das Leben seines Feindes. Der, den er jetzt ohne weiteres töten könnte, ist ein Mensch wie er selbst. Und David rechnet damit, dass er von dieser Großzügigkeit profitieren wird. Kennt er schon lange vor Jesus das Geheimnis der Vaterunser-Bitte? „Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.“ Er sagt zu Saul: „Soviel wie dein Leben mir heute bedeutet hat, so viel wird künftig mein Leben dem Herrn bedeuten und er wird mich aus aller Not und Gefahr retten.“

In der Vergebung liegt ein Geheimnis, das nicht nur den Täter entlastet, sondern vor allem das Opfer befreit. Wer vergibt, tut sich selbst Gutes. Und es gibt noch ein weiteres, das die Schriftstellerin Gertrud von le Fort so umschreibt: „In der Verzeihung des Unverzeihlichen ist der Mensch der göttlichen Liebe am nächsten!“
 


Buch-Tipp:
Ansay, A. Manette
Blauwasser
320 S., 2008 Paul List Verlag
ISBN 978-3-471-77046-7, Art.-Nr. X33842
18.00 €

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Kommentare (1)

Holger Bischof /

Mal wohltuend anders! Das Beispiel aus dem Roman "Blauwasser" veranschaulichte für mich ganz stark: Unvergebene Schuld bürdet Täter und Opfer eine ganz schwere Lebenslast auf. Doch Vergebung schafft für beide Befreiung und eine neue Lebensqualität.