/ Wort zum Tag
1. Samuel 12,20.21
Gedanken zu Losung/Lehrtext des Tages.
Dient dem HERRN von ganzem Herzen und folgt nicht den nichtigen Götzen nach; denn sie nützen nicht und können nicht erretten.
Besitzen Sie Ihren Götzen, oder besitzt Ihr Götze Sie? Das kann ich bei Ihnen natürlich nicht beurteilen, und will Ihnen ja auch nicht zu nahe treten – ich für meinen Teil bin mir da nicht so sicher. Also erstens habe ich buchstäblich einen – das ist aber nur ein kleines Figürchen, eine Nachbildung einer antiken Gottheit, die ich mal im Urlaub erstanden hatte. Den meine ich nicht. Nein – ich habe keine Statue in meiner Wohnung stehen, zu der ich bete. Aber mein Herz ist, wie jedes menschliche Herz, eine Götzenfabrik – so der Schweizer Reformator Johannes Calvin. Der Bestsellerautor Timothy Keller hat ein Buch geschrieben mit dem genialen deutschen Titel „Es ist nicht alles Gott, was glänzt“: Jede Zeit, schreibt er, hat ihre eigenen Götzen, hat ihre Priester, ihre Schutzgeister und Rituale. Jede Gesellschaft hat ihre Tempel – seien es nun Bürohochhäuser, Wellness-Oasen oder Fitnesscenter, Studios oder Stadien. Dort werden die Opfer gebracht, die erforderlich sind, um Anspruch auf ein gutes Leben zu erwerben und Unglück fernzuhalten.
Besitzen Sie Ihren Götzen, oder besitzt ihr Götze Sie? – Wer einen Besitzer hat, ist übrigens ein Sklave. Ich bin sicher: Ihr Götze – wenn Sie denn einen haben, ich will ja niemandem zu nahe treten, dann besitzt er Sie. Sonst wär’s ja kein Götze. Im Alten Testament werden viele heidnische Gottheiten schlicht „Baal“ genannt – „Herr“ – oder „Besitzer“. Götzen sind nämlich ungemein besitzergreifend. Und dabei ganz fies: Erst versprechen sie uns auf irgendeine Art die Erfüllung unserer Wünsche. Dann machen sie uns von sich abhängig. Und am Ende halten sie ihr Versprechen nicht.
Ich kenne einen Götzen, der, besonders bei jungen Menschen, vielleicht noch mächtiger ist, als das Geld. Und besonders zerstörerisch. Als Jugendpastor ist er mir oft begegnet – vor allem Mädchen befanden sich in seiner Gefangenschaft, aber nicht nur. Dieser Götze verspricht erst: Wenn du nur noch soundso viel Kilo wiegst, dann bist du attraktiv. Und wenn du attraktiv bist, bist du etwas wert und bist begehrenswert. Und dann bist du glücklich. Und er lässt sich anbeten. Auf seinem Altar werden alle Kalorien geopfert, die von nun an gezählt und genau beobachtet werden. Auf seinem Altar wird jegliche Freude an einem guten Essen geopfert. Er macht von sich abhängig bis hin zur Magersucht. Und am Ende zerstört er. Buchstäblich. Magersucht kann tödlich enden.
Besitzen Sie Ihren Götzen, oder besitzt Ihr Götze sie? Alles kann zum Götzen werden – zu dem, woran wir unseren Selbstwert und unser Glück, unser Herz, hängen. Ob Besitz, Alkohol oder andere Drogen – oder sogar etwas an sich so Gutes wie die Familie oder ein geliebter Mensch. Was passiert, wenn ein geliebter Mensch zum Götzen wird? – Etwa der Ehepartner? Er wird „vergöttert“ – alles Glück der Erde wird von ihm und der Beziehung zu ihm erwartet. Dieser Erwartungshaltung kann keiner auf Dauer gerecht werden. Die Vergötterung wird die Beziehung zerstören.
Was können wir gegen Götzen tun? Vertreiben bringt nicht viel – jage ich einen fort, kommt er entweder selber ganz schnell wieder oder er schickt einen anderen. Kein Mensch kann leben, ohne irgendetwas zum Mittelpunkt seines Lebens zu machen. Der einzige Weg, die falschen Götter zu vertreiben ist also, den richtigen auf den Thron zu setzen. Ich kenne nur einen Gott, der von mir nicht fordert, dass ich mir seine Anerkennung mühsam erkaufe, und dann von mir Besitz ergreift, sondern umgekehrt: der mich erkauft hat, zu seinem Eigentum erklärt hat, um mich frei zu machen. Und das ist der wahre Gott, der Gott, der in Jesus Mensch geworden ist. Ihm möchte ich von ganzem Herzen dienen. Er darf mich zu seinem Eigentum erklären.
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Kommentare (7)
Zu der Frage nach meinem "Götzen" von Frau Bayer: Ob ein Götze kein oder groß ist, spielt in der Tat keine Rolle. Aber es ist für mich ja keiner, weil ich nicht daran denke, ihn zu verehren oder zu … mehrihm zu beten (um diesen Unterschied deutlich zu machen, habe ich ihn ja erwähnt). Es ist ein Kunstgegenstand und ein historisches Dokument (natürlich nur eine einfache Replik - eine kleine Figur aus minoischer Zeit). Genaugenommen weiß ich noch nicht einmal, ob sie einen minoischen Gott darstellen soll - vielleicht auch einen Ahnen oder sonst etwas. Warum ich ihn habe: Er ist einfach hübsch - ich sehe darin einen knieenden, nachdenken Menschen. Zum Götzen würde diese Figur erst, wenn ich sie, auf welche Weise auch immer, zu meinem Gott machen würde - oder sie auch nur als Fenster in die jenseitige Welt benutzen würde.
@ anonym: Ja, ich bekenne mich als historisch interessierter Mensch öffentlich dazu, dass ich die Kunstwerke anderer Kulturen für erhaltenswert halte - auch die religiösen. Da ich selber die ersten 16 Jahre meines Lebens kein Christ war: Ich kann Sie beruhigen - für Nichtchristen ist das vermtlich kein Problem. Das Problem haben eher diejenigen Christen, die tatsächlich glauben, dass die Nachbildung einer alten Figur noch irgenwelche "Macht" hat. Da möchte ich es allerdings lieber mit der herrlichen "Götzenpolemik" in Jer 10 halten: Es gibt keine Götter aus dem einen Gott. Alle Götzenbilder sind nichts als Vogelscheuchen im Gurkenfeld.
großartig, das beispiel mit dem gott des kalorienzählens. danke für diese sehr einleuchtende und unter die haut gehende auslegung.
Im Prinzip guter Artikel, finde es nur schade, dass Sie sich solch eine Figur gekauft haben und das auch noch öffentlich bekennen, für Nichtchristen kann das Verwirrung stiften.
Recht herzlichen Dank für ihre Ausführungen.
Ich habe heute erst für mich feststellen müssen, dass ich die Hast als Götze habe.
Ich habe es Jesus hingehalten und ihn gebeten mich frei davon zu … mehrmachen.
Eine Frage habe ich an sie:zu was brauchen sie dieses kleine Püppchen? Es kommt nicht auf die Größe meines Götzens an denke ich.
Schön, dieser Artikel. Ich habe auch einen Götzen. Das heimliche Rauchen abends auf dem Balkon.
Es sind nur ein oder zwei Zigaretten, aber immer wieder treibt es mich. Ich kann drei oder vier Tage … mehrohne sein, aber dann...
Ich würde diesen Götzen gerne vertreiben und habe Jesus in meinem Herzen. Er aber lässt mich gewähren. Warum?
Eine großartige Auslegung. Vielen Dank!
Ja ja die Götzen, wir eifern Gott dem allmächtigen Vater nach und versuchen unser bestes.
Wir wollen Geduld und Sieg in verschiedenen Dinge haben und auch dies kann zu unserm Götz werden. Anstatt … mehrdass ich versuche abzuwarten und die Ungeduld immer wieder vor Gott zu bringen, will ich es selber erreichen und strebe dem nach.
Dabei ist Geduld eine Frucht des Geistes, dh. also wenn mein Zielpunkt Jesus ist und ich Ihn dafür bitte dass Er mir die Geduld gibt habe ich Jesus im Mittelpunkt und Er ist mein Herr.
Ich will Jeus als Mittelpunkt haben und nicht die Geduld. Denn Er ist es der das Wollen und Vollbringen gibt. Jesus Christus lass mich Dir als einziges Nachfolgen, denn in Dir mit Dir und durch Dich schenkst Du mir alles. Amen