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/ Wort zum Tag

1. Mose 2,3

Gedanken zu Losung/Lehrtext des Tages.

Gott segnete den siebenten Tag und heiligte ihn, weil er an ihm ruhte von allen seinen Werken.

1. Mose 2,3

Ich spiele gerne Klavier. Manchmal musiziere ich mit meiner Frau oder meinen Kindern. Dabei kann es passieren, dass einer von uns aus dem Takt kommt. Dann hakt es im Rhythmus, wir verfehlen einander und es klingt nicht sehr erbaulich. Harmonie entsteht nur, wenn wir miteinander im Einklang sind. Deshalb braucht es manchmal einen Taktzähler, ein Metronom, an dem wir uns orientiern können.
 
Mit unserem Leben ist es ähnlich. Oft habe ich den Eindruck, es ist nicht mehr in Takt, es droht aus den Fugen zu geraten. Der Terminkalender ist überladen, wir haben uns zu viele Verpflichtungen zugemutet, wir haben zu wenig Zeit zum Reden – und schon hakt es auch in den Beziehungen. Schlafstörungen stellen sich ein, wir hetzen und leben nicht mehr wirklich. Zudem leben wir in einer Gesellschaft, in der scheinbar alles möglich ist. Wir wollen alles sofort oder alles gleichzeitig erleben. Man kann nachts um 3.00 Uhr bei McDonalds essen und nebenbei im Internet chatten. Während wir telefonieren, checken wir unsere Mails. Während wir die Mails lesen, hören wir die Nachrichten auf dem Anrufbeantworter. Niemand fragt uns mehr, ob das, was wir da leben, auch gesund ist. Und manchmal merken wir erst viel zu spät, dass wir nicht nur den Takt, sondern auch uns selbst verloren haben.

Achtung! Wir brauchen ein Metronom! Die Schöpfungsgeschichte der Bibel ist der große Taktgeber unseres Lebens. Gott segnet den siebenten Tag und er heiligt ihn. Damit gibt er der Schöpfung eine wichtige Orientierung für unseren Lebensrhythmus. Dieser 7-Tages-Rhythmus ist ganz tief in unserer Natur und in unserer Kultur verankert. Alle Versuche, ihn abzuschaffen, sind fehlgeschlagen. Sowohl die Ideologen der Französischen Revolution als auch die kommunistischen Funktionäre der frühen Sowjetunion sind mit ihren Projekten kläglich gescheitert. In der Zwischenzeit aber haben wir in unserer westlichen Gesellschaft den Rhythmus und den Takt verloren. Wir schaffen es meist nicht mehr, am Sonntag wirklich zur Ruhe zu kommen. Entweder wir beschäftigen uns noch mit den unerledigten Brocken unserer Arbeit. Oder aber wir sind Sklaven unserer vielfältigen Freizeitbeschäftigungen. Auch am Sonntag werden wir in der Regel nicht fertig mit all dem, was wir uns vorgenommen haben. Und oft beginnt die Woche mit dem schalen Gefühl, ständig neben dem Takt zu leben.

Gott selbst zeigt uns, wie es sein muss. Als allmächtiger Schöpfer hätte er es nicht nötig, nach der Schöpfung eine Pause einzulegen. Und doch ruht er nach den sechs Tagen, an denen er die Welt gemacht hat. Nein, natürlich muss er sich nicht aufs Sofa legen und verschnaufen. Vielmehr geht es bei der göttlichen Ruhe darum, dass Gott sich an seiner Schöpfung freut. Er nimmt sich Zeit, das zu genießen, was da ist! Er erfreut sich am Duft der Blumen, er staunt über den Flug der Bienen und Kolibris, und er scherzt mit den Menschen, die er in der Abendkühle zu einem Glas Wein trifft, so stelle ich mir das vor. Gott genießt die Schöpfung – und er freut sich daran.
Aber dazu braucht Gott Zeit! Er nimmt sich einen ganzen Tag Zeit zur Freude. Denn ohne Zeit, ohne Muße, stellt sich keine Freude ein. Wer keine Zeit mehr hat, kann höchstens noch oberflächlich seine Triebe befriedigen und schnelle Genüsse erleben. Aber die tiefe Freude des Lebens stellt sich nur dort ein, wo wir zur Ruhe kommen. Wo uns die kleinen Dinge wieder wichtig werden. Wo wir zweckfrei wahrnehmen können, was um uns geschieht und wo unser Platz in diesem ganzen Schöpfungswunder ist.

Deshalb hat Gott den Sonntag gemacht. Um uns eine Gelegenheit zur Freude zu schenken. Um uns Atempausen zu schenken, in denen wir das Leben wieder neu entdecken. Und wo wir ihn selbst hinter allem suchen und entdecken. Die ganze Schöpfungsgeschichte des ersten Kapitels in der Bibel läuft auf diesen siebenten Tag zu, auf den Sabbat. Nicht der Mensch ist die Krone der Schöpfung, sondern der Sabbat, an dem der Mensch ins richtige Verhältnis kommt zu seinen Mitgeschöpfen und zu seinem Schöpfer. Deshalb geht es am Sonntag nicht um die Frage, was wir dürfen oder nicht dürfen. Gott hat nichts gegen das, was uns Freude macht. Aber vergessen wir nicht, dass wir zur Freude nur dort finden, wo wir den Mut finden, die langen Fangarme des Alltags abzuschneiden. Das gelingt uns am besten, wenn wir uns Zeit nehmen, dem zu begegnen, der die Freude selber ist!
 

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