Navigation überspringen
Die Geburt, der Esel und das Kreuz

/ Wochenration / Lesezeit: ~ 3 min

Die Geburt, der Esel und das Kreuz

Von Erwartungen an Gott und Jesus.

Seit einigen Jahren leite ich ca. einmal wöchentlich eine kleine Mittagsandacht, ein kleiner geistlicher Input mit anschließendem Gebet, in der hiesigen Wärmestube der Stadtmission Halle. Vor einigen Jahren schon begegnete mir dort eine Frau, die mir am Ende der Andacht eine Frage stellte. 

Sie erzählte mir, dass sie jeden Tag in der Kapelle des benachbarten Elisabeth Krankenhauses eine Kerze für ihren verstorbenen Freund und sich anzündet, zu Gott für Heilung ihrer Krankheiten betet und... augenscheinlich passiert nichts. 

Ich weiß nicht genau, was ihre Krankheit ist, allerdings stellte sie mir die Frage, warum Gott denn nichts macht? Und bis heute habe ich darauf keine wirkliche Antwort gefunden, die mich geistlich und gefühlsmäßig zufriedenstellen würde. Aber ich habe einige Gedanken dazu gefunden. 
 

Einer der Gründe, warum ich Jesus so sehr liebe, ist, dass er beinahe nie die Erwartungen der Menschen erfüllt.

Das wird schon zu seiner Geburt, die wir bald feiern dürfen, ganz deutlich: Der Messias wird in einer Krippe – in einem Stall – geboren. Der König, der Retter, der “Held der Geschichte“ kommt in Armut und Elend zur Welt. 

Und genau dieser ungewöhnliche König reitet auf einem Esel, ohne Prunk und Reichtum, in Jerusalem ein und wird später genau dort wie ein Schwerverbrecher am Kreuz hingerichtet. Das hatte wohl niemand vom Messias erwartet. 

Menschen, und da schließe ich mich mit ein, haben Erwartungen an alles Mögliche. An ihre Partner, an Freunde, an den Paketdienst und ja, auch an Gebete. 

„Gott ist kein Wunschautomat“ war einer der ersten Sätze, der sich bei mir als frischer Christ eingebrannt hatte und genau das hat sich im Laufe der Jahre immer und immer wieder bestätigt.  

Nicht nur, als ich tiefer in die Bibel eintauchte und die Geschichten und Zeugnisse kennenlernte, sondern auch in meinem eigenen Leben. Ich wurde immer und immer wieder enttäuscht und hielt das nur sehr selten für einen Triumph. Und genau so ging es dem Volk zur Zeit Jesu mit ihrem Messias. 

Er predigte nicht, was sie hören wollten. Er tat nicht, was sie sehen wollten. Er wurde nicht geboren, wie er in ihren Augen hätte geboren werden sollen und ja, er wurde nicht einmal so hingerichtet, wie es sich für einen König gehört. 

Er heilte Menschen am Sabbat, sagte das Gesetz sei in der Liebe zueinander erfüllt und legte sich mit den Gewohnheiten und Obrigkeiten der Gesellschaft an. Kurzum: Er macht es so, wie es genau richtig war und richtig ist. Und zwar “richtig“ für den Plan Gottes und nicht für eine Idee der Menschen. 


Zurück zu dieser Frau. Ich hoffe, dass ich irgendwann eine sehr gute und für mich stimmige Antwort auf die Frage finden werde, warum gewisse Dinge passieren und warum Gott manchmal einfach augenscheinlich nichts tut. Aber möglicherweise ist diese Antwort schon lange das, was ich gerade beschrieben habe: 

Es ist unmöglich für uns zu wissen und zu verstehen, wann und wie Gott handelt. Und möglicherweise wird die Antwort auch einfach sein, dass es so auch absolut “richtig“ und gut für mich und die Frau ist und dass sie einfach nur weitermachen muss. Treu. Geduldig. Im Vertrauen auf Gott. 

 

Dieser Text von Sascha Gonzales wurde ursprünglich auf keineinsamerbaum.org veröffentlicht. 

Ihr Kommentar

Die E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Alle Kommentare werden redaktionell geprüft. Wir behalten uns das Kürzen von Kommentaren vor. Ein Recht auf Veröffentlichung besteht nicht.

Das könnte dich auch interessieren

Vorschaubild: Pläne

24.10.2022 / Wochenration

Pläne

Entscheidungen treffen, scheitern und neuausrichten.

mehr
5:23 Min.