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Drauffassen oder nicht?

/ Wochenration / Lesezeit: ~ 2 min

Drauffassen oder nicht?

Wie man herausfindet, ob die Herdplatte heiß ist?

„Hast du wirklich mit der Hand auf die Herdplatte gefasst, um zu gucken, ob sie heiß ist?“ Mein Freund guckte mich mit sehr großen Augen und absolutem Unverständnis an. Ich musste über mich selbst lachen, als ich seine Frage mit „Ja“ beantwortete. Es gibt Momente, da würde ich die Uhr gerne fünf Sekunden zurückdrehen.

Ich stand in der Küche und in der Nähe des Herdes war es irgendwo warm. Ich hatte schon vor einiger Zeit aufgehört zu kochen und die Platte hätte längst aus sein sollen. Ich hätte natürlich auch einfach auf die Anzeige schauen können, um zu gucken, ob eine der Herdplatten noch an ist, aber es schien mir einfacher kurz mit der Hand über den Herd zu fahren. Einige Sekunden später wusste ich genau, welche Platte noch an war.

Wenn ihr wissen wollt, wie man am besten mit einem Eisbeutel auf der Hand Plätzchen backt, kann ich euch dazu jetzt aus Erfahrung gerne ein paar Tipps geben.

In diesem Moment habe ich mich daran erinnern müssen, dass manche Dinge im Leben schmerzhaft sind. Vor allem, wenn sie heiß sind und man ihnen zu nahe kommt.

Der letzte Monat war nicht einfach. Es gab viele persönliche Höhen und Tiefen und unsere Welt an sich geht ja gerade auch nicht durch das denkbar leichteste Jahr. Immer wieder stehe ich vor der innerlichen Entscheidung wegzurennen oder mir Zeit zu nehmen, mich mit all dem, was in mir vorgeht auseinanderzusetzen.

Es gab einige Tage, an denen ich aufgewacht bin und mein Leben mit so vielen Aufgaben, Treffen, Zeit auf Instagram und dann noch die ein oder andere Serie gefüllt habe, alles, um mich nicht mit mir zu beschäftigen. Aus einem Tag werden dann schnell ein paar Tage ohne Pause, Ruhe und Zeit, um zu schauen, wie es mir geht. Oft ist der Grund, dass ich weiß, hinzuschauen wäre schmerzhaft. Zumindest für den ersten Moment. So ähnlich, wie mit der Herdplatte. Wenn ich mir zu nahe komme, sehe ich auch die Dinge, die schmerzhaft sind.

Auch wenn es durchaus bessere Wege gibt, herauszufinden, ob ein Herd noch an ist, so wusste ich, nachdem ich meine Hand auf die Herdplatte gehalten hatte, doch, dass sie noch heiß war. Und danach konnte ich die Platte ausmachen. Wenn ich es schaffe – und wenn es mich noch so viel Mut und Kraft kostet – mich hinzusetzen, mein Journal zu öffnen und dann all die Gedanken und Gefühle, die gerade durch meinen Kopf kreisen, aufzuschreiben, kann ich die „heißen“ Stellen in meinem Leben wieder etwas abkühlen. Gott zeigt mir dann so oft die Bereiche, die meine Aufmerksamkeit brauchen.

Meist tut es erstmal weh. Manchmal muss ich mich bei Gott, bei mir selbst oder bei anderen entschuldigen, weil ich es nicht geschafft habe die Person zu sein, die ich eigentlich gerne wäre. Manchmal muss ich bewusst entscheiden, Abläufe oder Verhaltensweisen in meinem Alltag zu ändern. Aber der Schmerz weicht meist schnell der Freude der Veränderung. Und wenn ich die Narbe an meiner Hand anschaue, denke ich immer wieder daran, mir Zeit zu nehmen, um auch die schweren Stellen in meinem Herzen anzuschauen und Jesus Raum zu geben, sie zu verändern.

Von der Herdplatte lasse ich nächstes Mal trotzdem die Finger.

Dieser Text von Dana Fischer wurde ursprünglich auf keineinsamerbaum.org veröffentlicht.

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