01.04.2019 / Andacht
Zur Ruhe kommen
Warum die Zeit der Stille so wichtig für uns ist.
In einem weltbekannten Unternehmen war dem Vorstandsvorsitzenden aufgefallen, dass kaum jemand über „Innovationen“ sprach. (Es gab keine Ideen über die Anwendung neuer Verfahren und die Einführung neuer Techniken, keiner war bemüht, das Unternehmen auf den neuesten Stand zu bringen.) Ein erfolgreicher Unternehmensberater wurde engagiert, um etwa 25 leitende Persönlichkeiten des Unternehmens zu beraten. Der Berater begann damit, dass er die Gruppe einlud, 15 Minuten in aller Stille über sich, ihre Tätigkeit (auch über Gelingen und Misslingen), sowie über mögliche Ziele nachzudenken. Anschließend wollte man sich austauschen. Der Berater erzählte mir, wie die Aufforderung zur Stille aufgenommen wurde. Nach kaum fünf Minuten stand der erste auf, ein zweiter folgte rasch. Sie schritten durch den Raum, traten ans Fenster, schauten hinaus und hinterher auf die Uhr. Sie zeigten Unruhe. Nach zehn Minuten waren es bereits einige, die es nicht auf ihrem Stuhl hielt. Offensichtlich fiel es der Gruppe außerordentlich schwer sich zu sammeln.
Unfähig, zur Ruhe zu kommen
Prof. Krückeberg, Leiter der Agentur „media“ der Kurhessisch-waldeckischen Kirche stellte unlängst fest: „Wir überfordern uns durch ständiges, immer schnelleres Arbeiten rund um die Uhr.“ Auf dem Spring-Kongress dieses Jahres sagte der schweizer Evangelist Andreas Boppart u.a., dass auch vielen Christen das Bewusstsein für die Bedeutung der Stille fehle. Gottes Stimme aber sei oft nur in der Stille zu vernehmen.
Wert der Stille
Hinter mir liegt eine längere Zeit im Krankenhaus und in einer Reha-Klinik. Mir blieb mehr Zeit zum Nachdenken und zur Stille als üblich. Ich entdeckte ganz neu den Wert des Zur-Ruhe-Kommens. Mich stärkten u,a, Worte aus Psalm 62: „Sei stille zu Gott, meine Seele, denn er ist meine Hoffnung ...“ (V.6). Gleich drei Verse weiter steht die großartige Ermutigung: „Hoffet auf ihn allezeit, liebe Leute, schüttet Euer Herz vor ihm aus. Gott ist unsere Zuversicht.“ Das gilt es zu entdecken! Ich erinnerte mich früherer Erfahrungen. In einem Leiterkreis haben wir unsere Sitzungen nie begonnen ohne eine Zeit der Stille vor Gott. Diese Zeit war nie verlorene Zeit.
Aus der Stille, aus Selbstbesinnung, aus dem Wissen Gott ist gegenwärtig, gewinne ich Zuversicht und neuen Mut. Bedrängnis, unlösbar scheinende Probleme und die Ohnmacht nicht richtig weiter zu wissen, verlieren ihre Bedrohung. Wohl dem, der Stille sucht und findet.
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