08.12.2019 / Wort zum Tag

Zur Quelle werden

Jesus rief: Wer an mich glaubt, von dessen Leib werden, wie die Schrift sagt, Ströme lebendigen Wassers fließen.

Johannes 7,38

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Wasser ist kostbar, unendlich wertvoll, weil es unverzichtbar ist zum Leben. Wir wissen das theoretisch. Menschen in wasserarmen Gegenden ist es noch viel bewusster. So z.B. den Israeliten zur Zeit Jesu. Das Wasser war knapp für sie. Sie mussten es gut einteilen. Darum spielte Wasser z.B. beim Laubhüttenfest eine große Rolle. Am Ende der Trockenzeit betete man um genügend Regen für das neue Erntejahr. Die Erinnerung an die Wüstenwanderung wurde aufgefrischt, indem man sich erzählte, wie Gott damals sein Volk wunderbar mit Wasser versorgt hatte. Symbolhandlungen und Lesungen aus der Bibel machten das Wasser zum Symbol für die kommende Heilszeit. Dann, so glaubte man, werde sich niemand mehr um genug Wasser sorgen müssen. Die Quelle des Lebens werde dann übersprudeln, weil Gott alles zum Guten gewendet haben werde.

Auch Jesus feierte mit am Laubhüttenfest. Und sprach zu den Menschen vom Wasser. Er sagte: »Wer durstig ist, soll zu mir kommen und trinken – jeder, der mir vertraut! Denn in den Heiligen Schriften heißt es: 'Aus seinem Innern wird lebendiges Wasser strömen.'«

Wie mag dieser Auftritt angekommen sein? – Manche dürften sich gleich abgewendet haben. Religiöse ’Spinner’ gab es ja mehr als genug. Andere könnten Jesus spöttisch gefragt haben, wo denn sein Trinkwasser-Stand stehe. Die Dritten dürften sich geärgert haben, weil Jesus wieder ein so großes Publikum gefunden hatte. Und es gab Menschen, die von Jesu Worten beeindruckt waren. Sie verstanden, dass Jesus nicht vom leiblichen Durst sprach, sondern von der Sehnsucht nach Leben und nach Sinn. Sie ahnten, begannen sogar zu glauben, dass sich Gottes Versprechen in der Begegnung mit Jesus verwirklichten.

Es war damals so wie heute: Manche nahmen Jesu Angebot an. Andere schlugen es aus. Jesus lässt uns diese Freiheit. Er zwingt sich niemandem auf. Er lädt ’nur’ ein: “Komm und überzeuge dich selbst. Lerne mich kennen, lass dich auf mich ein. Dann entdeckst du, dass in dem was ich sage, tue und bin, Gott selber lebt und dir begegnet. Dann erfährst du, dass du durch mich wirklich die Quelle des Lebens findest. Ich gebe dir Zugang zu dem, dem du dein Leben verdankst, zu dem, der dich in deinem Leben leitet und begleitet, zu dem, der dir wahres Leben schenkt.“

Und das ist noch nicht alles. Jesus verspricht sogar noch mehr: Wer bei ihm seinen Durst nach Leben löscht, bekommt so viel Lebenskraft und Hoffnung, dass es auch für andere reicht: "… aus seinem Innern wird lebendiges Wasser strömen". Ein starkes Bild: Von Jesus bekommen wir so viel Wasser zum Leben, soviel Kraft, soviel Hilfe, soviel Mut, dass wir es gar nicht für uns behalten können. Es löscht nicht nur unseren Durst nach Leben, sondern reicht auch noch zum Weitergeben. Wenn wir anderen Mut machen, anderen Hoffnung geben, uns für andere einsetzen, mit anderen Geduld haben, uns um andere kümmern - dann fließt etwas von dem Wasser des Lebens auch an sie weiter. Und wenn wir ihnen vielleicht irgendwann im Gespräch auch noch sagen können: Du, ich bin so oder ich tue das, weil die Liebe Jesu mich trägt und weil ich etwas davon weitergeben möchte … warum sollten dann nicht auch unsere Mitmenschen Jesus als die Quelle ihres Lebens entdecken können?

Jesus lädt uns ein: »Wer durstig ist, soll zu mir kommen und trinken – jeder, der mir vertraut! Denn in den Heiligen Schriften heißt es: 'Aus seinem Innern wird lebendiges Wasser strömen.'«

Autor/-in: Pfarrer Daniel Eschbach